Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 10.1896

DOI article:
Lumière, Auguste; Lumière, Louis: Ueber den Orthochromatismus
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.50999#0161

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Uebor den Orthoehromatismus.

147

derjenigen unseres Auges für dieselben Strahlen nahezu gleich-
kommt.
Der Aufklärung dieser beiden Punkte waren vor Allem
die Untersuchungen gewidmet, welche wir hinsichtlich des
Orthoehromatismus angestellt haben.
Den Widersprüchen, welchen man in der einschlägigen
Literatur begegnet, scheinen, unserer Ansicht nach, folgende
Thatsachen zu Grunde zu liegen.
Unter den käuflichen Farbstoffen trifft man unter dem-
selben Namen vielfach Substanzen von ganz bedeutend von
einander abweichender Zusammensetzung an. Diese Stoffe
sind mehr oder weniger verunreinigt; sie enthalten oft noch
etwas von den Reagentien, die zu ihrer Herstellung verwandt
wurden; auch trifft man häufig Isomere des Farbstoffes in
ihnen an, welche eine Eigenwirkung ausüben können.
Äusser zufälligen Verunreinigungen enthalten die Farb-
stoffe ausserdem oft noch unwirksame Substanzen, wie z. B.
Dextrin, welche den Zweck haben, das Gewicht zu erhöhen
oder die Farbkraft auf einen bestimmten Typus zu bringen.
Unter diesen Umständen ist es klar, dass zwei Farben-
proben, welche zwar unter demselben Namen gehen, jedoch
verschiedenen Ursprungs sind, Resultate liefern können, die
in der Mehrzahl der Fälle nicht vergleichbar sind.
Die sensibilisirende Wirkung hängt andererseits wesent-
lich von den Verhältnissen ab, unter denen die Färbung vor-
genommen wird. Man hat schon beobachtet, dass eine Färbung
nicht in derselben Weise auf die verschiedenen Haloidsalze
einwirkte. Nun sind aber die meisten gebräuchlichen licht-
empfindlichen Emulsionen Mischungen von Haloidsalzen, be-
sonders Brom- und Jod-Silber, in oft sehr stark wechselnden
Verhältnissen; die Wirkung einer bestimmten Färbung wird
also wesentlich von der Zusammensetzung der photographischen
Präparate abhängen, auf welche sie gebracht wird. Weiter
hat auch noch der Molekularzustand des Silbersalzes einen
stark merklichen Einfluss auf die sensibilisatorische Wirkung.
Endlich kann, wenn in den Emulsionen gewisse Salze,
vor Allem Substanzen, die auf die Silberhaloidsalze auflösend
wirken, so z. B. Bromkalium, enthalten sind, dadurch eine Wir-
kung hervorgerufen werden, deren Bedeutung bisher noch nicht
erkannt zu sein scheint.
Aus diesen Betrachtungen folgt, dass die sensibili-
sirende Kraft nicht nur von der Natur der Färbung, sondern
auch von den Bedingungen. unter denen sie zur Anwendung
10*
 
Annotationen