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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 19.1905

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Jahresbericht über die Fortschritte der Photographie und Reproduktionstechnik
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https://doi.org/10.11588/diglit.41328#0364

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Dreifarbenphotographie.

DieDreifarbentheorieunddieNetzhautelemente.
Geheimrat Prof. Gust. Fritsch in Berlin hat eine interessante
Anwendung der Dreifarbenphotographie auf die Darstellung
der Netzhaut einer Taube gemacht. Auf der Spitze der
Stäbchen oder Zäpfchen, aus denen die Netzhaut zusammen-
gesetzt ist, wie ein Steinpflaster, beobachtet man nämlich
Fetttröpfchen von roter, gelber und grünblauer Farbe, die
offenbar den Farbschirmen in der Dreifarbenphotographie
entsprechen. Der Verfasser hat nun ein mikroskopisches
Präparat einer solchen Taubennetzhaut, das mit besonderer
Sorgfalt in physiologischer Kochsalzlösung konserviert war,
nach dem Verfahren der Dreifarbenphotographie hinter drei
verschiedenfarbigen Schirmen bei einer Vergrößerung von
780 lin. aufgenommen und die drei Teilnegative durch farbigen
Lichtdruck vereinigt. Es ergab das ein Bild der Netzhaut,
das mit roten und gelben Punkten bedeckt war. Leider
konnten die grünblauen Elemente nicht gleichzeitig mit den
beiden anderen Farben in den Fokus gebracht werden, so
daß diese in dem Bilde fehlen, wiewohl sie im Mikroskop
gesehen werden können. Uebrigens ist der blaue Farbschirm
nicht so wichtig, da er ja auch in der Dreifarbenphotographie
oft fortgelassen und durch eine sehr kurze Exposition ersetzt
wird, bei der nur die blauen Strahlen zur ersichtlichen
Wirkung kommen. Diese objektive Darstellung des subjektiv
wahrgenommenen Bildes hat der Verfasser zum ersten Male
gemacht. — Bei den Säugetieren werden keine farbigen Fett-
tröpfchen auf der Netzhaut wahrgenommen; aber im mikro-
skopischen Bilde, wie es der Verfasser von der Netzhaut einer
Affenart (Meerkatze, Cercopithecus) aufgenommen hat, zeigen
sich doch Elemente verschiedenen optischen Verhaltens, die
sich als dunklere Punkte im Bilde bemerkbar machen. Es
scheint hier also eine chemische Selektion für die Farben zu
bestehen. Nach Analogie der Wirkung des Aethylrots, das
panchromatisierend auf das Bromsilber wirkt, nimmt der Ver-
fasser an, daß die Funktion des Sehpurpurs die eines opti-
schen Sensibilisators ist. Man sieht hieraus, wie befruchtend
die Forschungen in der Photographie für die Erklärung der
Farbenwahrnehmung zu werden versprechen (J. Gaedicke).
Vergl. über Dreifarbendruck auch das Kapitel „Photo-
graphie in natürlichen Farben.“
 
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