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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Lichtwark, Alfred: Die fünfte internationale Ausstellung von Amateurphotographien in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0200

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15» Die fünfte internationale Ausstellung von Aniatenrphotograxhien in Hamburg.

siasmus entzündbar, als wir ahnen. Und entgegen dem landläufigen
Vorurteil geht jede gesunde Entwicklung rasch von statten, denn
sie vollzieht sich in der Entfaltung begabter Individuen.

Es darf auch nicht unerwähnt bleiben, daß die Gesellschaft
nur einen Teil der Bestrebungen umfaßt, in Hamburg die Grund-
lagen einer künstlerischen Bildung zu schaffen, die nicht auf Wort-
wisseu, sondern auf Anschauung und Können beruht. Die Gesell-
schaft hamburgischcr Kunstfreunde, die dem ernsten Dilettantismus
des ausübenden, sammelnden nnd fordernden Kunstliebhabers die
Wege zu weisen sucht, die Lehrcrvereinignng zur Pflege der künst-
lerischen Bildung und eine in der Gründung begriffene Gesellschaft
zur Förderung der Blumenpslege streben aus den verschiedensten
Gebieten demselben Ziele zu.

* ^ *

In diesem Sinne aufgesaßt werden die Vereine von Amateur-
Photographen künftig nicht nur dem engern Zwecke der gegen-
seitigen Förderung und Anregung ihrer Mitglieder, sondern allge-
meinen und mannigfaltigen Kulturinteressen zu dienen im stände
sein. In ihrer Hand liegt es, weiten Kreisen die künstlerische
Empfindung für die heimatliche Landschaft zn erschließen und
damit einer Kunst, die sich dem Heimatboden anschmiegt, die
Wege zu bahnen.

Aber ein Gebiet ist es vor allem, das ihrer Pflege harrt
und, wie die Dinge liegen, ihrer Hilfe nicht entbehren kann, das
ist die Bildnisphotographie.

Allgemein ist die Klage über den unkünstlerischen Charakter
der Erzeugnisse des Berufsphotographen. Nicht allein, daß die
Bildnisphotographie durch Pose nnd Retouche im einzelnen Falle
den Charakter fälscht, die falsche Gewöhnung des Publikums, die
durch das übliche photographische Bildnis bedingt wird, steht einer künstlerischen Entwicklung der Bildnis-
malerei als kaum überwindbares Hindernis entgegen. Man verlangt vom Maler, was man vom Photo-
graphen gewohnt ist.

Daß der Berufsphotograph von selber andere Wege
gehen solle, ist nicht zu verlangen. So oft es einer versucht,
leidet er geschäftlich Schiffbruch.

Hier kann die falsche Gewöhnung nur durch eine bessere
besiegt werden, und soweit sie überhaupt auf dem Gebiet
der Photographie anzubahnen ist, so kann sie nur vom
Amateurphotographen ausgehen. Auf einem Gebiet ist sie
schon da, dem des Kinderbildnisses. Berufsphotographen
erklären an vielen Orten, daß ihre Thätigkeit in diesem Fach
erheblich zurückgegangen sei.

Wenn wir in Bezug auf die Entwicklung der Amateur-
photographie einen Wunsch wagen dürfen, so wäre es der,
daß sie sich vor allem jetzt dem Bildnisse zuwenden möge.

Es ist die schwierigste aber auch die lohnendste Aufgabe, die
Amateure sich stellen können.

Daß sie den Berufsphotographen das Bildnis ent-
reißen sollen, kann natürlich nicht angestrebt werden. Es
wird sich immer nur um vorbildliche Einzelleistungen
handeln, die das Publikum an eine künstlerische Auffassung
gewöhnt und dem Berufsphotographen die Bahn frei macht.

Es wird bekanntlich noch immer darüber gestritten, ob
die Photographie den künstlerischen Ausdrucksmitteln zuzu-
 
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