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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vom Kunstmarkt - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0260

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Ausstellungen und Sammlungen.

abgeguckl wurde, milbestimmt. Ich habe für die Stimmungs-
malerei der Dachauer viel Empfinden und Verständnis. Was sie
malen, liegt mir ganzjnahe, denn ich kann auch etwas als Heul-
meyer gellen. Aber sie kommen mir doch etwas zu weinerlich
vor, von gewaltsamer Dämpfung. Sie haben kräftige Batzkehlen
und sprechen doch immer leise und singen in hohen Kopftönen.
Es ist etwas Fistelkunst. Aber es bleibt noch genug zu loben.
Es wird mir vorgeworfen, daß ich den Ausdruck schummrig zu
oft brauche. Hier ist er am Platz, denn er bezeichnet am besten
die Dachauer Art. Die Vorwürfe sind einfach und eintönig. Die
melancholischen Bäume, wie sie das Moor allein kennt, geben die
Stimmung: ernste Föhren, im Winde zitternde Birken, die


schwanken Gerten der Weide. Adolf Mälzet hat noch die
kräftigsten Farben und die bestimmtesten Formen. Er ist darum
auch am wenigsten Dachauer. Bei Arthur Langhammer
spricht das Figürliche stärker mit, als .das bloß Landschaftliche
bei den Genossen. In breiten Flächen giebt er die Farbe. Bei
Ludwig Dill sind dann die Bande von Farben und Formen
am weichsten gelöst. Er kann zauberisch dichten und süßes Em-
pfinden wecken. Aber der frühere kräftigere Dill war mir doch
lieber und ich meine, er war größer. Es ist etwas Manier in
seiner Kunst. Hugo König gefällt mir von den Dachauern am
besten, am natürlichsten und frischesten kommt er mir vor. So
das Kinderbildnis, die Gartenbank mit Hühnern. Auch F. v. Uhde
hat sich den Dachauern beigesellt. Er schickte das Bildnis eines
Herrn in vernachlässigter Kleidung, mehr wohl ein Mann als
ein Herr, und ein derb gemaltes Sommerbild, Mädchen in einer
Laube. Recht froh wurde ich der Bilder nicht. Die Ausstellung
ist in den behaglichen Räumen von Keller L Reiner wieder mit
feinem Geschmack eingerichtet. Neben englischen Möbeln, bunten
Teppichen, schillernden Gläsern, glänzenden Bronzen kommt das
gerade heraus, was den Bildern die Wirkung und die Bedeutung
giebt, das im feinen Sinn Dekorative. ESVch

d. Zürich. In den letzten Monaten waren die Räume des
Künstlerhauses ausschließlich Schweizer Künstlern überlassen.
Die Schweizer Kunst ist keine irgendwie nationale; einen Zug
gemeinsamer Eigenart haben die Künstler der Schweiz alle nicht;
sie sind Einflüssen französischer, deutscher Kunst willig zugänglich,
und nicht immer den besten. Nur wenige Namen und Leistungen
sind so persönlich, daß sie einen Eindruck hinterlassen, der ein
starker und guter wäre. Zu diesen wenigen gehört vor allen der
schwermütige Gustav Gamper, der Lithographien und Aquarelle
nicht gewöhnlicher Art ausgestellt hatte. Ferner Hobler, den
man ja auch in München von der letzten Ausstellung her kennt
und der in München lebende Albert Welti, dessen Radierungen
— in München sah man von ihm „Stille Nacht" — eindring-
licher und persönlicher sind als seine großen Bilder, in denen er
sich oft von Böcklins Einfluß nicht ganz frei machen kann, in
Form und Farbe. Auch Max Buri, Boscovits und W. Leh-
mann muß man noch ausnehmen, wenn man von den andern
Schweizern, die hier ausstellten, besser nichts sagt, so wie sie
selbst nichts zu sagen haben. — November letzten Jahres konnte
man hier eine Kollektion Thoma sehen, die aber den Meister
nur schlecht vorstellte. Die großen bekannten Bildwerke fehlten
fast alle und die hier waren, gehören zu den schwächeren
Leistungen. Vollständig war die Sammlung der Schwarz- und
Buntdruckblätter. l^sch

K. Brüssel. Am unlängst eröfsneten Salon der ,Iübre
Lstlietique< haben sich zum erstenmale deutsche Künstler in großer
Zahl beteiligt. Aus Berlin: Liebermann, Leistikow, Curt Her-
mann, O. Eckmann und Dora Hitz. Aus München: Bildhauer
K. Groß, aus Dresden: E. Rentsch und M. Stremel, und aus Ham-
burg : P. Kniser, A. Jllies, I. von Ehren und Fräulein Brinkmann.

k. kt. München. In einer der letzten Wochenausstellungen
des Kunstvereins waren u. a. auch eine Anzahl Porträts des
nach hier übergesiedelten Schweizers Wilhelm Balmer zu sehen.
Offenbar steckt in ihm ein guter Charakteristiker, von vornehmem
koloristischem Geschmack, der allerdings in seinen Schöpfungen
nicht immer jene Feinheit in der Durchbildung des Individuellen
zeigt, welche Bildnisse erst reizvoll und vor allen Dingen glaub-
würdig macht. Von diesem Gesichtspunkte aus konnte man es
bedauern, daß der Künstler den ausgestellten Werken nicht auch
das hierneben abgebildete Porträt seines Schwiegervaters beigesellt
hatte, mit dem er in der Glaspalast-Ausstellung des Vorjahres
verdienten Erfolg erzielte.

H Berlin. Große Kunst-Ausstellung 1898. Die
Ausstellungs-Kommission teilt mit: Zur Förderung der Be-
strebungen deutscher Künstler aus dem Gebiete der Kleinplastik
sind aus öffentlichen Mitteln 10000 M. zur Verfügung gestellt.
Es wird beabsichtigt, auf der Ausstellung figürliche Bronzen an-
zukaufen oder, wenn nur die Modelle ausgestellt sind, deren Aus-
führung in Bronze zu ermöglichen. Voraussetzung ist, daß die
Kunstwerke vorher noch nicht öffentlich ausgestellt waren. Sollte
die Einsendung eines Ausgusses in Bronze bis zum Ablaus des
Einlieferungstermines der Kürze der Zeit wegen sich nicht er-
möglichen lassen, so ist die spätere Auswechslung des Modells
durch die Bronze zulässig. Alle Einsendungen unterliegen der
Prüfung der Aufnahme-Kommission, soweit nicht die Werke der
betreffenden Künstler juryfrei sind. l?sgs!

— Münster. Der Vorstand des Westfälischen Kunst-
vereins giebt bekannt, daß die unter der „Direktion" des Kunst-
händlers Carl Heilborn stehende „Westfälische Gemälde-Aus-
stellung" den Veranstaltungen des Vereins fern steht. l^ooil
— München. Auf der Versteigerung Hirt wurde das
Kunstwerk des Meisters, die „Arethusa" in Marmor, für die
kgl. Glyptothek zum Preise von 6380 M. erworben. EsiH
k. Brüssel. Die Familie des verstorbenen Senators
Willems hat eine große Zahl Bildwerke des berühmten belgischen
Bildhauers der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, Godecharles,
dem Staate zum Geschenk gemacht. Man beginnt soeben, diese
Sammlung im Brüsseler Museum unterzubringen. Unter den
38 Marmorbüstcii, die fast sämtlich aus dem Jahre 1827 stammen,
befinden sich äußerst interessante Schöpfungen. Diese Büsten
stellen zumeist geschichtliche Persönlichkeiten dar, so u. a. Sokrates,
Meliere, Taciturne, Barneveld, Napoleon. Die Krone dieser
Sammlung von Werken des großen Porträtisten Napoleon I. sind
jedoch acht kunstvolle Gruppen. Zwei derselben, Minerva und
der Sieg werden in allen Kunstgeschichten erwähnt. Eine dritte
Gruppe, der Herbst, wiegt allein 8000 llg. Jedenfalls bedeutet
die Aufstellung dieser einzigen Sammlung im Brüsseler Museum
eine für die Kunstgeschichte des Landes hochwichtige Bereicherung
desselben. PJUl
 
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