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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vom Kunstmarkt - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0261

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Personal- und Atelier-Nachrichten.

A. von Lie;en-Wayer

(1° 49- Februar ^898).

kt. München. A. v. Liezen-Mayer 7. Der nach
langer Krankheit erfolgte Tod dieses hochachtbaren Künstlers be-
raubt die ehemalige Pilotyschule eines ihrer ältesten und ver-
dientesten Mitglieder.
In Raab (Ungarn)
1839 geboren, ver-
tauschte er nach kurzem
Aufenthalt an der
Wiener Akademie die-
selbe mit der Mün-
chener und trat da
schon 1862 in die rasch
aufgeblühte Piloty-
schule ein, zu deren ge-
schätztesten Mitgliedern
er bald zählte. Ganz
der anekdotischen Be-
handlung historischer
Personen zugewandt,
wie sie Piloty nach
Delaroches Vorbild in
die deutsche Kunst ein-
geführt, machte er zu-
erst Aussehen durch
ein Bild der Kaiserin
Maria Theresia, die
das Kind einer armen
Frau an die Brust
nimmt. Mit Hilfe
seines Landsmannes
Alex. Wagner entstand
dann unter anderem
eine „Rückkehr von der Jagd", die für seine Behandlung solcher
Stoffe typisch geblieben ist. Bald daraus aus Pilotys Atelier aus-
getreten, widmete er sich fortan hauptsächlich der Illustration deut-
scher Klassiker, so zunächst der von Goethes „Faust", dessen ersten
Teil er mit 50 Bildern zierte, ein Prachtwerk, das ihn erst all-
gemein bekannt machte und das durch große und einfache Form
noch mehr als durch die Schärfe der Charakteristik wirkte. Ihm
ließ er Illustrationen zu Schillers „Glocke", zu Gustav Freytags
und Scheffels Romanen folgen, denen er besonders viele Porträte
gesellte. 1880 folgte er einem Rufe als Direktor an die Stutt-
garter Kunstschule, die er indes schon nach drei Jahren mit einer
Professur an der Münchener Akademie vertauschte. Mehrere Bilder
aus der ungarischen Geschichte, in denen er seiner einfachen und
großen Formenauffassung treu blieb (die „K. f. A." brachte davon
in Heft 1 d. XI. Jahrg. die Berufung des Matthias Corvinus zum
König von Ungarn), sind Zeugnisse des Schaffens der letzten
Lebensjahre des Künstlers. Offenbar ist sein sehr selbständiger Stil
stark durch die Antike beeinflußt gewesen, obgleich man ihn zu den
Romantikern rechnen muß, wie deren ja sehr verschiedene aus der
Pilotyschule hervorgingen. U>8ch

-r- Bern. Bekanntlich harrt das Bundesgerichtsgebäude
in Lausanne noch immer seines geplanten künstlerischen Jnnen-
schmuckes. Zwei auf denselben bezügliche Verfügungen wurden
nun dieser Tage getroffen. Es erhielt Bildhauer Siber in
Zürich als Sieger in zweiter, engerer Konkurrenz den Auftrag zur
Schaffung von vier Bas-Reliess um die Summe von 56 000 Fr.
mit der Verpflichtung zu persönlicher Ausführung in Marmor.
Des ferneren wird der durch seine Neuenburger Museums-
Treppenhausbilder rühmlichst bekannte Paul Robert in Biel
an Stelle eines zurücktretenden Künstlers die Ausführung der
beabsichtigten Wandmalereien übernehmen. Die bisherigen monu-
mentalen Schöpfungen Paul Roberts bürgen dafür, daß das
genannte Gebäude durch seine Hand einen ganz hervorragenden
künstlerischen Schmuck erhalten wird. Esssi

* Dresden. Der hiesige Bildnismaler Felix Borchardt
hat vor kurzem hier eine umfängliche Sonderausstellung seiner
Werke veranstaltet, welche von dem tüchtigen Können dieses
Künstlers ein rühmliches Zeugnis ablegte. Der Künstler hat eine
Zeitlaug in Spanien gelebt und dort den größten aller Bildnis-
maler, Velazquez, mit entschiedenem Vorteil studiert. Eine aus-
gezeichnete Kopie der Meninas zeigt, wie tief er in den Geist des
spanischen Meisters eingedrungen ist. Die Ausstellung war um
so interessanter, als Borchardt eine Reihe bekannter Schriftsteller

20z

in seinen Bildnissen dargestellt hatte, wie Ernst Eckstein, v. Königs-
brunn-Schaupp, Hauptmann Friese, Karl Gjellerup u. a. Borchardt
ist ein trefflicher Charakteristiker; er geht weniger auf koloristische
Probleme und auf einläßliche Durchbildung der Nebendinge aus,
als die ganze Aufmerksamkeit des Beschauers auf die dargestellte
Persönlichkeit zu lenken. Meist stimmt er seine Bildnisse auf einen
tiefen Grundton und läßt das Antlitz scharf hervortreten; daß er
aber auch koloristisch trefflich zu wirken weiß, bewies das malerisch
ganz vorzügliche, breit gemalte Bild eines spanischen Bettlers.
Wenn auch einzelne Bildnisse, wie das Gjellerups, der Intimität
entbehren, so hat sich doch Borchardt durch diese Ausstellung als
einer der besten Bildnismaler Dresdens erwiesen. psioi

— Graz. Die Malschule Alphons hatte im Februar
eine Ausstellung veranstaltet. Unter den vierzig Kunstwerken
fesselte in erster Linie die kleine Ausstellung von Werken Oskar
v. Pistors, des Leiters der Malschule Alphons. Besondere
Achtung flößte das Porträt von Pistors Mutter ein. Pistor ist
ein Schüler Defreggers, das ländliche Sittenbild sein eigentliches
Gebiet. Seine Bauernstuben sind sehr fein im Spiel von Licht
und Schatten beobachtet. Theodor Alphons, der Begründer der
Schule, hat einen Nachfolger erhalten, von dem sich das Beste
sagen läßt. Ebo--I

vr. U. Berlin. Am Hofe haben die großen Feste be-
gonnen und mehr als sonst im Jahre begegnet man aristo-
kratischen Gestalten unter den Linden. Da haben zeitgemäß und
um die Gelegenheit zu nutzen, einige modische Porträtmaler
bei Schulte ausgestellt. Fülöp Läszlo weiß das, was der
vornehme Besteller im Bildnis sehen will, auszuführen. Die
markanten Erscheinungen des Polnischen Adels und hohe geist-
liche Würdenträger hat er geschickt gegeben. Merklich matter sind die
Porträts von Walter Petersen. Die von Felix Borchardt
sind ernst gemeint und können auch in einer gewissen Ein-
schränkung gefallen. Juljan Falat hat von einem Aufenthalt in
Hubertusstock eine flotte Aquarelle mitgebracht, die die kaiserliche
Jagdgesellschaft im Salon bei verschiedener Beschäftigung uns
zeigt. Das große Bild, der Kaiser die Strecke besichtigend, ist
nicht ganz glücklich. Mehrere Ansichten von Krakau im Schnee
und bei Nacht haben mir ganz gut gefallen. Im Vorraum sind
Zeichnungen von C. W. Alters ausgehängt, die eine neue der
beliebten Folgen bilden sollen. Diese heißt: Aus dem deutschen
Jägerleben. Lauter echte Alters. Eine Geschichte des ersten Napoleon
von Brienne bis Helena hat in vielen kleinen Bildern Oskar
-Rex gemalt. Sie hängen im letzten, elektrisch beleuchteten Saal.
Kunstwerke sind es nicht.


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