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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Vollmar, H.: Peter Janssen
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Preis-Ausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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von 6. Vollmcir. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

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sche Lehrhaftigkeit stehen wird. — Wie er, mitten im Leben stehend, bei aller Beschäftigung mit der Ver-
gangenheit, den klaren Blick für die Gegenwart behält, beweisen seine jüngsten Genrebilder aus dem spanischen
Volksleben; welch köstliche Ausbeute brachte Janssen von der letzten spanischen Reise 1896 heim. Velasquez
hat seine Landsleute nicht mit mehr Lebensgefühl und malerischen Reiz abkonterfeit, als es der Rheinländer
that, welcher mit scharfem Auge das Charakteristische, dieser Nation Eigentümliche, herausfand. Und giebt es
eine bessere Bürgschaft für die wachsende volkstümliche Bedeutung eines in jeder Technik erprobten ernsten
Geschichtsmalers, als wenn er das Wort bewahrheitet:

Weit, hoch, herrlich der Blick,

Rings ins Leben hinein I

H. Vollmar.

^ — München. Mit dem am 17. März im vierundachtzigsten

<zahre zu Arco verstorbenen Kommerzienrat Friedrich Bruck-
mann ist der Begründer des Ver-
lages, in dem diese Blätter erscheinen,
aus dem Leben geschieden. Fällt auch
das Entstehen der „Kunst für Alle"
in eine Zeit, wo der jetzt Verewigte
sich von der direkten Leitung der Ge-
schäfte seines Hauses bereits zurück-
gezogen hatte, so darf es gerechtfertigt
erscheinen, doch auch in unserer Zeit-
schrift dieses Mannes zu gedenken, der
durch seine berufliche Thätigkeit der
Kunst und der Wissenschaft ein För-
derer im idealsten Sinne des Wortes
war. Friedrich Bruckmann war der
erste, der es, als er Wilhelm v. Kaul-
bach im Jahre 1859 den Auftrag zu
21 Zeichnungen einer Goethe-Galerie
erteilte, mit frohem Wagemut unter-
nahm, das deutsche Volk im weitesten
Sinne dadurch mit der deutschen Kunst
zu vereinen, daß er begann, ihm die
Gestalten seiner Dichter im Bilde vor-
zuführen. Der Verewigte war es aber
auch, der vor anderen mit feinem Ver-
ständnis erkannte, daß durch die Schaff-
ung genügender Anschauungsmittel als
Grundlage für das Studium und die
Kritik des Kunstwerks einer gesunden
Weiterentwickelung der archäologischen
und kunsthistorischen Wissenschaft die
Wege geebnet werden könnten. Zum
Kunstverleger ist Friedrich Bruckmann
nicht durch eine eigentliche buchhänd-
lerische Schulung geworden. Man kann
sagen, daß nur eine große Selbstkennt-
nis, gepaart mit einem sicheren Blick
für die Bedürfnisse seiner Zeit, ihm, der bereits einige Jahre
geschäftlicher Selbständigkeit in dem Betrieb einer Porzellan-
sabrik, wie auch einer Werkstätte für Herstellung künstlerischer
Broncen hinter sich hatte, in der im Jahre 1858 bethätigten
Gründung einer Verlagsbuchhandlung die Wege weisen konnte,
aus denen er in Jahren redlichen Strebens, von Eifolgen
begleitet, zu dem geworden ist, als was er von uns ge-
schieden : einer der angesehensten Vertreter seines Standes. Die
Gründung des Verlages erfolgte in Frankfurt, 1861 übersiedelte
Bruckmann nach Stuttgart, wo er sich, neben seinem anderen
Verlage, auch an der „Süddeutschen Zeitung" beteiligte. 1863 kam
er nach München, welche Stadt nun dauernd der Sitz des Ge-
schäftes blieb. Von hier aus ist sie hinausgegangen die Kollektion
der Bruckmannschen Dichtungs-Prachtwerke, die Porträt-Kollektion,
das Prachtwerk über die Schweiz, „Die Hohenzollern und das
deutsche Vaterland", das große „Menzelwerk" bis hin zu
den monumentalen Publikationen „Denkmäler der griechischen
und römischen Skulptur", „Griechische und römische Porträts",
„Denkmäler der Renaissance-Skulptur Toskanas", „Die Architektur
der Renaissance in Toskana". Werke, die ihr Entstehen der unbeein-
flußten Initiative des jetzt Verewigten verdanken und unter seiner

Mitwirkung, die alle sich entgegenstellende Schwierigkeiten zu über-
winden wüßte, zu Erscheinungen geworden sind, die dem deutschen
Verlagsbuchhandel zu hoher Zierde gereichen und der Wissenschaft
Dienste leisten, die von allen Beteiligten vorurteilslos anerkannt
werden. Noch in allerletzter Zeit beschäftigte den zwar seit Jahren
kränkelnden, aber geistig frischen Mann der Plan der Heraus-
gabe eines in ähnlicher Weise ge-
dachten Sammelwerkes über „Äegyp-
tische Skulptur". Vornehmen Sinnes,
lauteren Charakters hatte der in fried-
samem Alter von uns Geschiedene sich
auch als Mensch allgemeiner Sympa-
thien zu erfreuen. l»os«l

L.H. Düsseldorf. Im Lichthof
des Kunstgewerbemuseums waren für
kurze Zeit die Entwürfe für die Aus-
schmückung des Rittersaales des
Schlußes „Burg an der Wupper"
ausgestellt. Von zwölf eingelieferten
Arbeiten konnte einer die Ausführung
zuerkannt und vier anderen Preise ge-
geben werden. Man kann sich im all-
gemeinen dem Urteil der Jury wohl
anschließen, namentlich scheint es ein
glücklicher Griff, daß die Ausführung
dem Entwurf von Professor Claus
Meyer und Maler Herman Huis-
ken zu teil geworden ist. Er ist von
allen wohl der ausgereifteste, und was
etwa noch fehlt, namentlich an kolo-
ristischer Frische, das wird sich in der
großen Ausführung wohl nachholen
lassen. Auch die beiden Bilder der
„Schlacht von Worringen", welche un-
abhängig vom Programm, aber mit
vollem Recht in den Bilderkreis einbe-
zogen wurden und ein „Truppeneinzug
während der Freiheitskriege" lassen sich
vielleicht noch interessanter gestalten.
Sehr hübsch wirkt das Mittelbild „Ver-
lobung der fünfjährigen Marie von
Jülich mit dem sechsjährigen Johann
von Cleve-Mark 1496". Eigenartig ist auch die Behandlung der
durch große, gotische Fenster durchbrochenen Wand, die für die
Malerei nur schmale Streifen übrig läßt. Hier haben die beiden
Künstler eine durchlaufende Landschaft gedacht, in der sich die ein-
zelnen Motive abspielen. Wie es freilich gelingen wird, diese
landschaftlichen Bilder mit der wirklichen Natur, die man durch
die Fenster sehen wird, in Einklang zu bringen, bleibt abzuwarten.
Vielleicht macht man bunte Glasfenster mit figürlichen Malereien
darauf, so daß Landschaft auf die Wand und Figuren in die
Fenster kommen. Den zweiten Preis erhielt der Entwurf von
A. Baur juo., der viele hübsche Einzelheiten enthält, aber doch
im ganzen etwas trocken wirkt. Man möchte deshalb die nur
mit dem dritten Preise gekrönte Arbeit von Ludwig Heupel
verziehen, die besonders nach der koloristischen Seite hin große
Vorzüge hat. Aber es ist ja eine alte Geschichte, daß der Laie
für Farbe nur selten Sinn hat und so konnte es kommen, daß
die ja vorzugsweise aus Laien bestehende Jury gerade den beiden
Entwürfen die beiden ersten Preise gab, die nach der farbigen
Seite am wenigsten sagen, freilich durch Sicherheit und Klarheit
in der Komposition und ein gewisses Fertigsein auch in den
Einzelheiten sich auszeichnen. Der höchst lebendige und koloristisch

Friedrich Vruckrrmnn

geb. 4. Juni 1814 zu Deutz, gcst. 17. März 1898 zu Arco.
Nach einem Relief von Adolf hildebrand.
 
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