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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0346

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Zolup Lsrüeniierfshrcu,
welches gegenwärtig wieder in den Vorder-
grund des Interesses gerückt ist, trägt ganz
init Unrecht den Namen des Dubliner Arztes
Joly. Vor dreißig Jahren hat nämlich der
französische Forscher Ducos du Hauron ge-
nau dasselbe Verfahren in einer französischen
Patentschrift beschrieben: man solle die Auf-
nahme unter einer Platte machen, welche
mit feinen roten, gelbgrünen und blauen
Linien überzogen ist; nach dem so ge-

wonnenen Negativ solle man ein Diapositiv
fertigen und letzteres unter derselben farbigen
Strichplalte betrachten, welche zur Aufnahme
benutzt wurde!

In Anbetracht dieser Verhältnisse hat
das deutsche Patentamt bei Erteilung des
Jolhschen Patentes (D. R. P. Nr. 94 051)
als patentfähig auch nur erklärt, daß Joly
für die Aufnahme-Strichplatte etwas andere
Farben wählt (insbesondere ein etwas helleres
Rot), als für die Diapositiv-Strichplatte.
Diese geringfügigen Farbenabänderungen er-
weisen sich deshalb als zweckmäßig, weil
keine orthochromatische Platte die Farben
in genau denselben Helligkeitsabstufungen
empfindet, wie das menschliche Auge. Ver-
wendet man, wie dies Ducos du Hauron
vorschrieb, für die Aufnahme dieselbe Strich-
platte wie für das Diapositiv, so erhält man
auch recht gute Farben, die aber in verein-
zelten Tönen mitunter etwas von dem Ori-
ginal abweichen.

Für die Aufnahme bedarf man ortho-
chromatischer Platten, welche auch Rot in
ausreichender Weise empfinden. Am besten
erfüllen diesen Zweck Chlorbromsilberplattcn,
welche mit Cyanin in der Emulsion gefärbt
sind. Leider sind derartige Platten un-
gemein unempfindlich. Die vorzüglichen,
grünempfindlichen Perutzplatten muß man
durch Baden in Cyanin (vergl. diese Zeit-

schrift Heft 5 d. l. I) mehr rolempfind-
lich machen.

Allgemeine Verbreitung wird das
Farbenverfahren wohl niemals finden, weil
man auf die sehr teueren Strichplatten an-
gewiesen ist. Eine Aufnahme-Strichplatte
(Format 8V2X lk) cm) kostet 00 M., eine Dia-
positiv-Strichplatte (Format 8^2X8^/201»)
15 M. Um nun nicht für jedes Diapositiv
eine besondere Strichplatte haben zu müssen,
ist es zweckmäßig, seinen Rahmen zu be-

nutzen, in dem die Diapositiv-Strichplatte
> fest eingebaut ist. Auf dieselbe legt man
das Diapositiv und verschiebt es mit Hilfe,
zweier Schrauben so lange, bis die Deckung!
der Striche richtig ist, d. h. bis die aufge-
nommenen Gegenstände in den richtigen
Farben erscheinen. Die Firma Hesekiel in
Berlin bringt dergleichen Rahmen (ebenso
wie die Jolyschen Original-Strichplatten) in
den Handel.

Uebrigens ist dies Farbenverfahren nur
für die Projektion brauchbar. Strichplatten
in größeren Formaten würden unerschwing-
lich teuer werden; ferner stören beim Be-
trachten der Diapositive mit dem Auge die
farbigen Striche; auch muß man hier immer
ein Auge zukneisen, weil sonst durch parallak-
tische Verschiebung falsche Farben erscheine».
Betrachtet man dagegen das auf den weißen
Schirm profitierte Bild aus einiger Ent-
fernung, so fallen die Striche wenig auf
und die Farben machen, wofern die Auf-
nahme überhaupt gelungen ist, einen recht
natürlichen Eindruck.

Sallertförmtger Entwickler für Urifto-
pgpier.

R. E. Liesegang stellte eine Mischung
von 50 Teilen einer zehnprozentigen Ge-
latinelösung und 25 Teilen einer konzen-j

l trierten, wässerigen Gallussäurelösung her,
!goß dies in dünner Schicht auf eine Glas-
platte und ließ erstarren. Hierauf wurde
ein schwach ankopiertes Bild auf Aristo-
papier gelegt. Das Bild entwickelte sich
nunmehr genau so, wie in der gewöhnlichen,
wässerigen Lösung. Der Fortschritt der
Entwickelung ist von der Glasseite der Platte
aus erkennbar. Wenn das Bild die nötige
Kraft erlangt hat, kann man es von der
Gallerte abziehen und fixieren. Wenn dies
Verfahren auch für die Praxis keine nennens-
werte Bedeutung erlangen wird, so ist cs
doch theoretisch hochinteressant. Nach Ab-
ziehen des entwickelten Papiers bemerkt man
nämlich auf der Gallertschicht einen nega-
tiven Abdruck des Bildes: Silbernitrat ging
aus dem Papier in die Gallertschicht hinein
und wurde dort von der Gallussäure redu-
ziert. Dies Hineinwandern erfolgt nur an
den unbelichteten Stellen; es unterbleibt an
den belichteten. Hierdurch wird die Ansicht
widerlegt, das das Silbernitrat der un-
belichteten Teile bei der physikalischen Ent-
wickelung zur Verstärkung der belichteten
Teile mit benutzt wird.

Der Versuch gelingt auch mit anderen
Entwicklern. Bei Pyrogallol muß man
eine beträchtliche Menge Glycerin hinzufügen,
damit die Gelatine nicht gefällt wird.

Briefkasten.

Aboiinements.Quittung und Angabe der Adresse nötig.

Herrn M. in Hannover. Was deutsche Aus-
stellungen für künstlerische Photographie anbelangt,
so sind unseres Wissens gegenwärtig zwei derselben
geplant. Die eine im Herbst d. I. von der „Gesell-
schaft zur Forderung der Amateurphotographie in
Hamburg", die andere in der Kunstakademie zu Berlin.
Letztere sollte ursprünglich im Mai und Juni d. I.
stattfinden, mußte aber wegen der um diese Zeit
tagenden internationalen Jubiläumsausstellung zu
Brüssel auf den Anfang nächsten Jahres verschoben
werden.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
Or. R. Neuhauß, Berlin ^V., tandgrafenfir.

7'/'/

c/-,'

r. R.,

Redaktumstchlllß 7. Mai 1898. — Ausgabe 18. Mai 1898.

Inhalt des siebzehnten Lesles. Tert: F.

Schaarschmidt. Eduard von Gebhardt. —
P Hann. Jahresausstellungen in New Aork. —
Personal- und Atelier-Nachrichten rc. rc. — Der
Amateur-Photograph. — Aitderöeitagen: Eduard
von Gebhardt. Die Auferweckung des Lazarus.
— Derselbe. Die Auferweckung von Jairi
Töchterlein. — Derselbe. Studie. — Der-
selbe. Die Heilung des Gichtbrüchigen. — Der-
selbe. Die Jünger in Emmaus.

Der Vintersee mir dem Voheu Söll.
Aufnahme von Mar Nagel in Neustadt V.-^.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Tchwartz.
 
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