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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 13.1897-1898

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Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12047#0453

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Z58

Uunstlitteratnr und vervielfältigende Kunst.

dl. Lob. Knackfuß, Künstler-Monographien Bd. 21
und 28: Ludwig Kämmerer. Chodowiecki. — H. Ziller.
Schinkel. (Bielefeld, Kelhagen L Klasing, je 3 M.) Der
Chodowiecki-Band, der mit so großem Erfolge aufgenommenen
Künstler-Monographien, ist von vr. Ludwig Kämmerer in
Berlin herausgegcben worden, der durch seine amtliche Stellung
und dadurch, daß ihm eine so hervorragende Sammlung der
Originalradierungen und Zeichnungen dieses Meisters täglich
zur Betrachtung offen liegt, ganz besonders hierzu berufen
erscheint. Im Vorwort wird ausgesprochen, daß nach der über-

wintern achmii tag. h. w. Jansen xinx.

Berliner Kunstausstellung 1898.

aus sorgfältigen Materialsammlung, welche Engelmann von
Werken Chodowieckls giebt und nach der umfassenden, auch die
Persönlichkeit des Künstlers erschöpfenden Darstellung Wolfgang
von Dettingens, das Beibringen neuen Materials über den
Künstler hier nicht zu erwarten sei. In der That handelt es sich
auch viel mehr darum, mit feinfühligem Verständnisse aus der
Uebersülle des Stoffes auszuwählen, und Kämmerer hat dieser
Aufgabe vorzüglich genügt. Er läßt die reichlich beigegebencn
Abbildungen vor allem selber sprechen, begnügt sich mit einem
schlichten Kommentar und den notwendigen künstlerischen Hin-
weisen, wobei er ganz unparteiisch nicht nur lobt, sondern auch
an entsprechender Stelle auf Schwächen gelegentlich hinweist. Dieser
erläuternde Text ist durchaus zurückhaltend, dabei in gefälliger
Form und doch warmem persönlichen Anteil geschrieben. Auf
die Lebensschicksale des Meisters einzugehen ist hier nicht der
Platz. Nur das sei bei Durchsicht der zahlreichen Abbildungen noch
einmal betont, daß immer von neuem deutlich sich ergiebt, wie
Chodowiecki nur da ganz groß erscheint, wo er unmittelbar nach

der Natur uns das einfachste und zarteste aus seiner kleinen
Welt erzählt, also in seinen intimen Skizzen aus dem privaten
Leben jener Zeit. Schon in den Radierungen tritt eine gewisse
erkaltende Form und Strenge, namentlich in größeren Blättern
(vergleiche: Abschied des Calas) hervor, oft etwas akademisch
Nüchternes, das in den Oelgemälden bis zu zopfigem Akademiker-
tum sich auswächst. Kämmerers Schrift ist jedenfalls besonders
geeignet, diese Thatsachen hervorzuheben und doch den echt deutschen
Künstler auch weiteren Volkskreisen, die oft nur den Namen des
Meisters ohne Kenntnis seiner Werke verehren, persönlich nahe zu
führen. — Der einzige Architekt, der bisher in obiger Monographien-
sammlung Aufnahme fand, ist Schinkel. Mit Recht der erste. Denn
kaum ein Architekt ist so allgemein bekannt, wie er, und, obwohl er
als Vertreter des verpönten Klassizismus heute verdammt wird, doch
so würdig der Darstellung. Erst das eingehende Studium seiner
Entwürfe belehrt uns, daß er keineswegs der einseitige Hellenist
war, als der er verschrieen ist, sondern ein Künstler von unge-
heuerer Vielseitigkeit. In seinen Theaterdekorationen z. B., die
gesammelt 1862 bei Ernst L Korn erschienen, beweist er, daß kein
historischer Baustil ihm fremd war, daß er mit freier Phantasie
auch das Wunderlichste und Abenteuerlichste gewaltig zu gestalten
wußte. Man muß es der Verlagshandlung Dank wissen, daß
sie hier, wie auch sonst, auf das reichlichste Abbildungen gab, so
daß von den frühen gotischen Entwürfen, mit ihren weichlichen
verquollenen Details bis zu den prachtvollsten späten Entwürfen
für Orianda und Akropolis das wichtigste bildliche Urkunden-
material zur Kenntnis des Meisters reproduziert ist. Zu bedauern
ist nur, daß fast alles nach den Stichen des großen Schinkelmerkes
und nach den Aquarellen rc. des Schinkel-Museums reproduziert
wurde. Es wären wohl des Vergleiches wegen auch einige weitere
Klischees nach Naturaufnahmen der noch stehenden Gebäude er-
wünscht gewesen, z. B. Details aus dem „alten Museum", Palais
Redern, Potsdamer Bauten u. a. Der Text beschränkt sich auf
Wiedergabe der bisherigen Forschungen, denen allerdings kaum
viel Neues beizusügen sein wird. In der Regel vermeidet Ziller
ein Vordrängen des eigenen Urteils, druckt dafür aus Wolzogens
Werk zahlreiche Zitate aus Schinkels Briefen zur Erläuterung ab.
Wo er selbst Urteile abgiebt, sind diese ausschließlich lobend. Von
einer Kritik des Meisters vom Standpunkte der heutigen Kunst-
anschauung sieht er ab, was auch sein Gutes hat. Vielleicht hätte,
neben genauer Aufzählung der Werke, noch etwas deutlicher der
künstlerische Werdegang Schinkels im Text herausgehoben werden
können. — An Monographien alter Meister sind in dem ge-
nannten Unternehmen neuerdings erschienen: Tiepolo von Fr.
Hermann Meißner (Bd. 22, 3 M); Botticelli von Ernst
Steinmann (Bd. 24, 3 M.); Ghirlandajo von Ernst Stein-
mann (Bd. 25, 2 M); Veronese von Franz Hermann Meißner
(Bd. 26, 3 M); Mantegna von Henry Thode (Bd. 27, 3M);
Tizian von H. Knackfuß (Bd. 29, 3M); Correggio von
Henry Thode (Bd. 30, 3 M); Leonardo da Vinci von Adolf
Rosenberg (Bd. 33, 3 M.). 17752,

v. Radierungen, herausgegeben vom Radierverein
Weimar, Jahrgang 1897, in Mappe. (Selbstverlag des
Radiervcreins.) Verein für Originalradierung in
München, 6. Jahresmappe, 1897. (Selbstverlag des Radier-
vereins.) Um das Interesse an der Originalradierung zu
heben, ihre Bestrebungen zu zentralisieren und das Produzierte
gemeinsam zur Oeffentlichkeit zu bringen, haben sich bekanntlich
seit einer Reihe von Jahren an verschiedenen Orten Vereine
gebildet, die das genannte Programm durchzuführen suchen.
Die meisten geben zu diesem Werk alljährlich eine Vereins-
mappe heraus, die für die Mitglieder zu einem wohlfeilen, für
Fremde zu einem annehmbaren Preise zu erwerben sind. Diesen
Mappen geht's ungefähr so, wie es den Ausstellungen auch geht.
Ein paar recht gute Arbeiten, viel Tadelloses, aber Unpersönliches
und daher Uninteressantes und manches Ueberflüssige. Auch den
beiden vorliegenden Mappen ist eine gewisse Lauheit eigen; es
fehlt ein wenig an Einfällen, an rechtem kecken Wagemute und
es ist Ueberfluß an Arbeiten, die für den Werdegang der Autoren
von Wert sein mögen, für deren Veröffentlichung jedoch kein
Grund vorliegt. Und so eine Mappe sollle doch eine Sammlung
von kleinen intimen Kunstwerken, nicht nur von technisch inter-
essanten Versuchen sein. Jede der beiden Publikationen enthält
einige sehr schöne Blätter, die die Erwerbung wohl lohnen: im all-
gemeinen ist diesmal Weimar glücklicher als München. Noch eine
Bemerkung sei hier gemacht: warum wählt der Münchener Verein
dieses ungeheuer große Format, das weit über die Plattengröße der
größten Blätter herausgeht? Kein Privatmann hat einen Aufbe-
wahrungsplatz für solche großen Formate und für die Eventualität
 
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