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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur und vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0028

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Ausstellungen und Sammlungen.

verewigten Meister Benjamin Vautier veranstaltet werden.
Dieselbe wird Werke des großen Künstlers, die sich im Privat-
besitz befinden, wie seinen künstlerischen Nachlaß enthalten, seine
vielen wertvollen Studien, Entwürfe, Skizzen u. s. w. Dieser Ver-
anstaltung wird hier, wo Benjamin Vautier weit über ein Menschen-
alter gelebt und geschaffen hat, mit besonderem Interesse entgegen-
gesehen. Seine bedeutendsten Schöpfungen, die in öffentlichen
Galerien des In- und Auslandes find, werden freilich fehlen. Zu
bedauern ist, daß die Düsseldorfer städtische Gemälde-Galerie keines
seiner Hauptwerke besitzt. Vautier ist nur durch sein allerdings
sehr feines und liebenswürdiges Genrebild „Der Trotzkopf" ver-

treten, doch gerade die Düsseldorfer Galerie sollte ein größeres,
bedeutenderes Bild von ihm haben. MS«)

— Breslau. Die „Amtlichen Berichte aus den preußischen
Kunstsammlungen" verzeichnen für das Schlesische Museum
der bildenden Künste als Erwerbungen der beiden letztver-
gangenen Etatsperioden die Gouache „Die Frau des Fischers"
von Hans von Bartels, sowie die Oelgemälde „Episode ans
der Schlacht von Mars la Tour" von E. von Eschwege,
„Winterlandschaft" von C. E. Morgenstern und „Schimmel
mit Birke" von Ckr. Speyer. An Zuwendungen finden sich
angegeben eine Landschaft von Ad.Dreßler, sowie ein Aquarell
„Venezianerin" von L. Passini; fernerhin überwies Fräulein
M. von Kramsta auf Muhrau dem Museum die nachstehenden
Werke: L- Alma-Tadema „Frühlingsblumen", A. Böcklin
„Mandolinenspielerin", F. von Lenbach „Bildnis A. Böcklins",
F. Pradilla „Wäscherinnen am Bache" und „Ziegenhirten". Für
die graphische Sammlung wurden insgesamt 404 Blatt erworben.

rb. Aus Turin wird uns geschrieben: Bekanntlich ist
mit der sogenannten „Jubiläums-Ausstellung" auch eine
Abteilung für Kunst verknüpft, die aber freilich an die Aus-
stellungen von Venedig, Florenz u. s. w. nicht heranreicht. Zwar
fehlt es nicht an dargebotener Ware aller Art — was wir aber
in Turin vermissen, ist der italienische Genius, der sich doch,
man mag sagen, was man will, auch heute noch so reich zu be-

thätigen weiß. Eine übertriebene lokalpatriotische Jury scheint
leider Gottes einer Reihe der besten Künstler Italiens vor den
Kopf gestoßen zu haben, um nur ja die piemontesischen Lokal-
größen zu begünstigen, und die Folge war, daß zumal die
Venezianer, aber auch viele andere Künstler von Ruf durch Ab-
wesenheit glänzen. Aus dem zahlreichen Mittelgut ragt aber
immerhin eine Anzahl Werke hervor, wovon einige wenige sogar
zu dem besten gehören, was moderne italienische Kunst geschaffen.
Der Passini-Salon mit seinen Dutzenden feinen Studien von
Venedig, Kairo, Stambul ist ein wahres Juwel in der Aus-
stellung und Coriolano Vighis Pastelle — Landschaftsbilder
von wahrhaft berückendem Reize — wären eines
Platzes im Landesmuseum würdig. Der bisher
ziemlich unbekannte Name des Bologneser Malers
ist in Italien über Nacht berühmt geworden, nach-
dem sich Vighi entschlossen, aus seiner Einsamkeit
herauszutreten und auszustellen. Der poetische
Zauber, der über seinen herrlichen Mondeffekten
schwebt, die wundervolle feine pastose Behandlung
des Meeres, der Frühlingshauch, der seine Land-
schaften durchwebt — das alles läßt begreifen, daß
der noch junge Maler in diesem Augenblicke zu
den gefeiertsten Künstlern Italiens zählt und daß
sich die Mäcenen fürstlichen Geblütes, vom König
von Italien und vom Zaren ab um Vighis Pastelle
reißen. Weiter: Marine von Belloni (etwas in
Segantinis Manier), Delleani, Bottero; Berg-
und Waldlandschaften von Petiti, Menegazzi,
Calderini, Costanzo; einzige Architekturstudien
ausViterbo von Bazzani, endlich Eneas Pastell
eines Basreliefs (musizierende Pulten), von einem
Marmorrelief nicht zu unterscheiden. Im Genre
vermissen wir, wie oben erwähnt, zunächst die
Venezianer. Statt ihrer bringt DallOcaBianca
eine ergreifende Friedhofscene (junges Mädchen auf
dem Grabe seiner Eltern); Prati ein überaus
stimmungsvolles Pendant zum „Angelus"; Gia-
como Grosso eine in der Zeichnung nicht eben glor-
reiche „Nuda", die stark an Heinrich Brünes Lünette
(abgebildet in „Kunst sür Alle", Lest 21 d. vor. I.)
erinnert. Von dramatischer Größe — der eigent-
liche „Clou" — ist des Russen Schere schewski
Bild der zum Tode verurteilten Nihilisten. Die
Gruppe der sich zum letztenmal Umarmenden, vom
Licht einer unsichtbaren Laterne düster beleuchtet,
wirkt tragisch ergreifend. Im Porträtfach seien
des obengenannten Grosso Bildnisse des Herzogs
und der Herzogin von Aosta erwähnt (obgleich
nicht auf der Höhe seiner früheren Porträts), ferner
Jeraces klassischer Frauen köpf und die süßen
Kinderpastelle von Rosina Mantovani-Gutti.
Ob ein Opus des ebenso genialen, als bizarren
Mancini (Römerin am Fenster), ein mit der
Kelle aufgetragenes Gemisch von Farbenklumpen,
Glasscherben, Blechplättchen und Staniolpapieren,
von teils quadratisch, teils diagonal laufenden Schnüren überspannt
— ob das trotz seiner plastischen Fernwirkung zur „Kunst" gerechnet
werden kann, ist freilich eine Frage sür sich. In der Skulptur
viel Niedliches und wenig Großes; unter letzterem Bistolfis
edle Grab-Allegorie (Grabsigur von trauernden Genien umschwebt)
und Salvatore Buemis Monumentalgruppe aus der Schlacht
von Abba Carima — eine höchst lebensvolle Kampfscene um
eine am Boden liegende Kanone. Damit wäre so ziemlich alles
erwähnt, was sich über das Niveau der künstlerischen Dutzend-
ware erhebt.

— München. Das „Albertinum" in Dresden erwarb
auf der Jahresausstellung im Glaspalast die Bildnisbüste des
Herrn Carlo Struzzi von Karl M. Würtenberger, wie auch ein
Kinderköpschen von Hans am Ende. isroq

Berlin. Das unlängst ausgegebene Heft 3 des
XIX. Bandes vom Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen
verzeichnet in seinen „Amtlichen Berichten" als käufliche Er-
werbungen der National-Galerie für das erste Viertel-
jahr 1898 das Oelgemälde „Palmenhaus auf der Pfaueninsel"
von K. F. Blechen, ein Aquarell — Landschaft — von Ludwig
Dill und zwei Kreidezeichnungen — Studienköpfe — von Jacob
Alberts. Als Schenkung eines ungenannten Kunstfreundes
erhielt die Sammlung ein Bronzerelies „Heimkehrende Bergleute"
von Constantin Meunier. lbss-p
 
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