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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Wiener Winterausstellung: Secession, Aquarellistenclub
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0222

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Wiener Winterausstellungcn. von Karl v. Viucenti. — Personal- und Atelier-Nachrichten.

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Idyll.


nungen, Brio schi Bleistiftzeichnungen aus der Villa
d'Este. Dankenswert ist die „Bilderbogen"-Ausstellung
der „Gesellschaft für vervielfältigende Kunst". Klein-
bildnerei und Kunstgewerbliches haben die Clubisten zu-
meist aus der Fremde geholt; Massiers' irisierende
Fayencen, dann Ziergläser aus Nancy und — ganz neu
— de Feures farbige geklöppelte Spitzen sind mir am
meisten ausgefallen.

S Karlsruhe. Professor Kaspar Rilter, der sich
schon längst zu einem der besten hiesigen Poiträlmaler ausge-
schwungen, vollendete unlängst ein lebensvolles Bildnis des
Grobherzogs von Baden, ganze Figur, in bäuerischer Uniform,
bestimmt sür das Osfizierskasino des bayerischen Infanterie-
Regiments in Metz. Wohl noch nie ist es einem Künstler, und
selbst Lenbach nicht, gelungen, die Milde und Leutseligkeit im
Antlitze dieses deutschesten aller Fürsten in gleich hohem Maße
wiederzugeben, wie dies Kaspar Ritter diesmal vermocht hat.
Auch Emilie Stephan zeigt sich in dem energischen Porträt
eines höheren Reiterossiziers als eine durchaus sichere, von weib-
lichen Schwächen freie Künstlerin, die manchem hiesigen, in den
alten ausgetretenen Bahnen wandelnden Bildnismaler als Vor-
bild dienen könnte. Professor Car los Grethe, der von seinem
schweren Unfall wieder vollständig genesen, führt uns eine um-
fangreiche Kollektion seiner in Farbe und Zeichnung gleich meister-
haft behandelten Marinebilder vor. Es sind zumeist in warmer
sommerabendlicher Stimmung aus dem Hasen seiner Vaterstadt
Hamburg entnommene Motive, flott und geistreich, mit scharfer
Betonung der wichtigsten künstlerischen Momente hingeschrieben,
wie es eben nur ein großes Talent, und das besitzt der Künstler
in vollstem Maße, zu leisten vermag. Dem Bismarckkopf von
Professor Ferdinand Keller sieht man es, bei aller Virtuosität
in der Behandlung des Technischen, doch an, daß er nicht nach
dem Leben gemalt ist, das selbst ein so großer Künstler, wie
Ferdinand Keller einer unzweifelhaft ist, dabei nicht entbehren
kann. Professor Hermann Bolz vollendete jüngst ein sehr
feines, ganz im antiken Geiste und Auffassung gehaltenes bronzenes

Grabrelief, das uns den reichbegabten Künstler wiederum als
den ersten seines Faches in Karlsruhe erkennen läßt. — Durch
die Gnade seines hohen Protektors, des Großherzogs von Baden,
erhält der hiesige Kunstverein — einer der ältesten Deutsch-
lands — in der Nähe seines jetzigen, durchaus ungenügenden
Lokals, ein den weitgehendsten künstlerischen Anforderungen ent-
sprechendes neues, das mit dem, gleicher hoher Gnade verdankten
Baue eines neuen, weiteren Atelierhauses mit dazu beitragen
wird, den anerkannten Ruf der mächtig aufblühenden badischen
Residenz als den einer hervorragenden deutschen Kunststadt in
weitere Kreise zu tragen. — Als treffende Illustration des so-
eben Gesagten erfahren wir leider, daß die Führer der hiesigen



Die Aunst für Alle. XIV.

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