Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

DOI Artikel:
Personal- und Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler – Vermischte Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0144

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Personal« und Atelier-Nachrichten.

108


Lrnst Kreidolf lithogr.

^.. D. Budapest. Während in fast allen Kunstzentren
Europas die verschiedenen special, national und internationalen
Kunstausstellungen im Mai eröffnet werden, beginnt für uns
der Kunstsrühling im Winter. Diesmal bringt uns dieser Lenz
gar vielerlei Blüten. Unser Kultusminister W lassics, dem das
Wohl und Wehe der heimischen Kunst am Herzen liegt, thut
sein möglichstes, um den noch immer nicht erweckten Kunstsinn
unseres Publikums ein wenig aufzurütteln. Vorläufig allerdings
nur durch Erlasse; einer an den Landesrat der bildenden Künste,
in welchem er wünscht, daß letzterer ihm gute Vorschläge machen
soll; wir glauben jedoch nicht, daß diese nicht besonders glücklich
organisierte Körperschaft allzugute Einfälle haben dürfte. Der
zweite Erlaß dürfte allenfalls mehr Erfolg haben; die Leiter
der Hoch- und Mittelschulen werden darin aufgesordert, bei
jeder irgendwie passenden Gelegenheit den Kunstsinn ihrer Schüler
zu wecken; es wird ihnen zur Pflicht gemacht, Bildergalerien,
Museen, Bauwerke mit den Schülern aufzusuchen, zu erklären w. rc.
In anderen Ländern wird dergleichen wohl schon seit langen
Zeiten üblich sein und es ist die höchste Zeit, daß bei uns auch
damit begonnen wird. — Um die angeblich totkranke ungarische
Kunst zu retten, hat sich noch ein Doktor gemeldet: „Künstlerische
Reform" heißt das Buch von Johann Hock, welches vor
kurzem erschienen ist. Wir würden dies pamphletartige, von
persönlichen Angriffen und in künstlerischen Fragen von einer
beispiellosen Unwissenheit strotzende Werk gar nicht erwähnen,
wenn nicht der Verfasser Reichstagsabgeordneter wäre und viele
Leute in ihm einen Apostel der neuesten alleinseligmachenden
Richtung sehen würden. Wenn es wahr wäre, was Hock be-
hauptet, so hätte Direktor Julius Benczur als Leiter der Meister-
schule die ungarische Kunst zu Grunde gerichtet, er — nur er allein
ist Ursache, daß man sich der modernen Strömung gegenüber
abweisend verhält. — Glücklicherweise ist dies aber nicht wahr
und die Staatsankäufe für unser Museum beweisen das Gegen-
teil. Die ungeteilte Anerkennung und Bewunderung, welche
hier Böcklin, Lenbach, Stuck, Uhde rc. genießen, spricht deutlich
genug. — Daß man mit der besten Absicht manchmal einen
Unrechten Weg einschlägt, kommt ja nicht nur bei uns vor. So
ein verfehlter Weg war der im Jahre der Millenniumsausstellung

betretene, als der Staat L Wut prix große historische Bilder
haben wollte und deren Entstehen begünstigte. Ein schlagendes
Beispiel dafür ist die am 7. November eröffnete Separataus-
stellung der zwei Bilder Arpäd Fesztys: „Der Sieg ArpLds
über Swatopluk" und „Die Verlobung Zoltüns mit Hamza";
zwei sehr anspruchsvolle Leinwänden mit wenig guten und viel
schlechten Eigenschaften. Beiden Bildern fehlt es vor allem an
Haltung, die Figuren kleben aneinander und sind zu sehr ver-
zeichnet. — Das bessere ist noch „Die Verlobung Zoltäns",
hier kann sich das Auge wenigstens an einigen interessant er-
fundenen Kostümen erfreuen — wenn es auch ein wenig gewagt
erscheint, daß die opferdarbringenden Jungfrauen im modernen
Kostüm Komorner Bäuerinnen in bedruckten Kattunröcken er-
scheinen. — Um auch dem unbemittelten Publikum den Genuß
der Kunstausstellungen möglich zu machen, beschloß die Gesellschaft
für bildende Kunst, die Ausstellungen von nun an jeden Sountag
von 12 bis 4 Uhr unentgeltlich zu öffnen. Auch soll nach
Schluß der Winterausstellung in ein bis zwei Sälen eine per-
manente Ausstellung ins Leben treten. Schon im Jahre 1896
beschloß die Regierung den Bau eines Museums für schöne
Künste und bewilligte für diesen Zweck zwei Millionen Mark.
Jetzt wurde die Konkurrenz für die Pläne ausgeschrieben und
daraus ersehen wir, daß die Hauptstadt das Grundstück gegen-
über dem neuen Künstlerhause diesem Zweck zur Verfügung
stellte, im ganzen beinahe 25 800 gm, wovon 12 000 gm für
den Bau, das übrige als Park verwendet werden sollen. Auf-
fallend ist es, daß in der Jury, welche die einlaufenden Pläne
zu beurteilen berufen ist, kein einziger Maler und Bildhauer ist.

— Das zukünftige Museum hat bereits ein wertvolles Geschenk
erhalten. Frau Munk-icsy schenkte ihm die Kartons zu Christus
vor Pilatus und der Kreuzigung, sowie auch ein Oelbild „Die
Sintflut"; letzteres aus der besten Zeit des kranken Meisters.
Auch die Stadt Szeged erhielt von Frau Munkäcsy die Skizze zu
dem Bilde „Die Landnahme", dessen fertiges Original im neuen
Parlamentsgebäude ist, zum Geschenk. — Das Andenken an unsere
Königin Elisabeth, deren tragisches Schicksal die ganze Welt er-
schütterte, soll durch Errichtung eines Standbildes verewigt werden.
Durch öffentliche Sammlungen sind nahezu 800000 M. eingelaufen
und dem Wunsche des Königs entsprechend soll das Denkmal aus
dem St. Georgsplatz — wo jetzt das Monument des im Jahre 1848

— bei der Einnahme von Ofen durch die Ungarn — gefallenen
österreichischen Generals Hentzi steht — errichtet werden. Die
Tcnkmalskommission hat sich bereits konstituiert und es soll dem-
 
Annotationen