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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Mortimer, Richard: Die Berliner Kunstausstellung im Landesausstellungsgebäude, [2]
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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0383

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Von Richard Mortimer.

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Von Italien vor allen Dingen Segantinis^bekannte
„Kindesmörderin". Ein Teil der hier ebenfalls schon
erwähnten Kollektion Michettis und einige Bilder des
geschickten Dall'Oca Bianca.

Der letzte große Saal ist diesmal ganz der Ausstellung
des Verbands deutscher Illustratoren reserviert. Sie be-
kundet, daß in das deutsche Jllustrationswesen doch ein
bedeutender Aufschwung, eine Wendung zum mehr Künstle-
rischen gekommen ist. Da man das meiste schon aus den
Reproduktionen kennt, erfährt man gerade nichts Neues.
Aber es ist jedenfalls ein Vergnügen, reizende Arbeiten
wie von Rothang und anderen im Original zu sehen.
Der Schlußeindruck ist allerdings der, daß eine Menge
geschickter Leute dem Einstuß der Familienblätter unter-
liegen, ihre Zeichenkunst Preisgeben und die Geschicklichkeit
sich schließlich in Seichtheit verliert.

Von der Plastik gilt dasselbe wie von den Bildern:
einige recht gute, vieles einwandsfreie und noch mehr
minderwertiges. Eins der besten Werke ist das neue
Reiterstandbild von Tuaillon „Der Sieger". Wie seine
„Amazone" ist auch dieses neue Werk eine äußerst fein-
sinnige Arbeit. Sie erhebt sich hoch über fast alle anderen
Plastiken. Eine gute Arbeit ist die Statue Kaiser Hein-
rich III. von Manzel. Auch in der Klein-Plastik
findet man eine Reihe Gutes, wie von Christ, Küchler,
Kürle, Möller, Seeger, Taschner und die rei-
zenden Holzstatuettchen von Kehler. Sonst noch Johann
Götz „Weibliche Büste", Hausmann, Lepcke, Schnei-
der, Schauß rc. re.

Ganz kopflos ist das Kunstgewerbe arrangiert. Eine
solche Ratlosigkeit, zwischen gut und schlecht zu unter-
scheiden, kann man nicht leicht auf den deutschen Aus-
stellungen wieder beobachten. Vollkommener Plunder
steht neben guten Leistungen wie in einem Bazar wahl-
los nebeneinander. Im allgemeinen erfährt man nichts
Neues, sondern nur die alte Wahrheit, daß die wirk-
lichen Fortschritte in der angewandten Kunst jetzt von
den Halbtalenten und Nichttalenten breit getreten werden.

—' München. Der in Dresden wirkende Landschafter
Erich Kuithan hatte unlängst im hiesigen Kunstverein eine
Serie von Werken zur Vorführung gebracht. Von den zumeist
Motive aus dem Voralpenland behandelnden Bildern geben wir
in obenstehender Nachbildung eines, das am besten die künst-
lerische Eigenart des Malers charakterisiert. Das Prinzip des
Naturausschnitts ist von ihm verlassen, breitgedehnte Fernsichten
malt er mit Vorliebe, die in ihrer schlichten Auffassung durch
das starke Naturgesühl wirken, das der Künstler in ihre Ver-
bildlichung legen konnte. lW2r>

— Berlin. Für die Nationalgalerie ist neben einer aus
dem Jahre 1842 stammenden Landschaft Adolf von Menzels,
einen Bahndamm auf freiem Felde schildernd, die ehemals in
der Galerie Faure zu Paris befindlich gewesene „Schusterwerkstatt"
Max Liebermanns für 20000 M. erworben worden. — Einen
Verkaufspreis von 100000M. haben die in hiesigen Privatbesitz
übergegangenen, zur Zeit in der Berliner Secession ausgestellten
„Dorfpolitiker" von W. Leibl erzielt. lkNSl

— Berlin. Professor Ludwig Dettmann ist von der
Landeskunstkommission auf Grund des veranstalteten neuerlichen
Wettbewerbes mit der malerischen Ausschmückung des Festsaales
im Rathause zu Altona betraut worden. — Die Ausführung des
in Minden zu errichtenden Denkmals des Großen Kurfürsten
wurde dem Bildhauer W. Haverkamp übertragen. — Zu dem
vom Kultusminister veranstalteten Wettbewerb um den Entwurf
für eine Tausmedaille oder -Plakette wurde der erste Preis von
2000 M. dem Bildhauer Rudolf Bosselt in Frankfurt zuer-
kannt. Zweite Preise von je 800 M. errangen Georges Morin
und Adolf Amberg, beide in Berlin, je einen dritten Preis
von 500 M. erhielten M. Jacobh, E. Gomansky und E. Torfs
ebendaselbst. i8S2?i

— Berlin. Von der Landeskunstkommission wurden
auf der Berliner Kunstausstellung für den Preußischen Staat
erworben: sechs Aquarelle orientalischer Architekturen von Adolf
Seel, die Oelgemälde „Eifeldorf" von Eugen Kampf und „Nach
dem Sturm" von Hans Gude, ein Pastell „Meine liebe kleine
Freundin" von Juliette Wagner, sowie ein „Weiblicher Kopf"
in Marmor von L- Manzel. IK02Si

— Gestorben: In Paris am 26. Mai die berühmte
Tiermalerin Rosa Bonheur, geboren am 22. März 1822 in
Bordeaux; in Tutzing bei München am 24. Mai der Genremaler
Louis Neustätter, geboren 1829; in Leipzig am 31. Mai
der Historienmaler Professor Lorenz Clasen. lSWs;

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