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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0250

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Inrernansnalc Ausstellung für kunst- ihre Stellung in der Kunslphotographie er-!

lcrischc Photographie. Berlin ISSS. oberten) gezeigt, daß sie sich aus dem Wege
?>ie von Herrn F. Goerke im Aufträge frischer Entwicklung befinden. Insbesondere
der beiden Berliner Amateurvereine steuerte Berlin eine große Zahl vortrefflicher
veranstaltete, am 8. Februar eröffnete Aus-1 Werke bei.

stellung bildet insofern ein Ereignis für die Die Aufstellung der Bilder ist in drei
Reichshauptstadt, als sie daselbst die erste, Sälen der alten Kunstakademie die denkbar
rein künstlerische, photographische Ausstellung günstigste. Die Helle, geschmackvolle Wand-
ist. Die große Ausstellung 1896 umfaßte Verkleidung verteilt das reichlich vorhandene
sämtliche Gebiete der Photographie; die Licht in günstigster Weise. Der Katalog
künstlerische Abteilung war auf derselben > weist 654 Nummern auf, welche sich auf
die schwächste, da neben manchem Guten zu j 208 Aussteller verteilen; er ist mit sechs,

nach ausgestellten Bildern ge-
fertigten Heliogravüren aus-
gestattet.

Der Gummidruck zieht!
immer weitere Kreise. Bei
nicht wenigen Bildern zeigt
er sich in einer Vollendung,
die man noch vor Jahresfrist
nicht für möglich gehalten
hätte; ihm gegenüber traten
die übrigen Kopierverfahren
stark in den Hintergrund, wenn
auch Platin-, Pigment- und
Bromsilbervergrößerungs-
Papier — letzteres zumeist
getönt — sich noch immer
behaupten. Auch zahlreiche
mehrfarbige Gummidrucke sin- ^
den sich: teils mit grell aus-
gesprochenen, teils mit nur
schwach angedeuteten Farben.
Wir glauben nicht, daß hier
die Zukunft der Farbenphoto-
graphie liegt; die technischen
Schwierigkeiten sind denn doch
zu große. Am weitesten haben
es im farbigen Gummidruck
die Wiener gebracht.

In dem großen Ober-
lichtsaal fanden neben wenigen
unbedeutenden Sachen die
prächtigen Arbeiten der
An der Isar. Wiener, Hamburger und Bel-

Ausnahme von Fritz Rehs-in München. gier ihren Platz. Hamburg

füllt mit seinen Riesenformaten

viel Minderwertiges vorhanden war. In zwei Wände. Die besten Namen finden
diesem Jahre sind streng die Grundsätze wir hier mit den besten Werken vertreten:
verfolgt, welche für entsprechende Aus- Hofmeister, Linde, Brandt, Einbeck,
stellungen in London, Paris und Hamburg Röhe, Arning, Drinks, Müller, Gehrkens,
maßgebend waren. Das vorzügliche Bilder- Benthin, Bozenhardt, Athen, Carstens,
material wird manchen, der bisher der Sieveking und Sack, die sich unter der
„neuenKunst" ablehnend gegenüberstand, be- kunstverständigen Leitung von E. Juhl zu
kehren. Künstlerische Photographien wollen Kunstphotographen ersten Ranges heran-
eben an Originalwerken und nicht an Re- ^ gebildet haben.

Produktionen studiert sein. Wenn auch von den Wienern einige

Den Grundstock des in Berlin vor- der besten Namen fehlen, so sind dafür
handenen Bildermaterials bilden die Werke, andere um so vorzüglicher vertreten, vor
welche vor wenigen Monaten in der „Se- allem Watzcck, Kühn, Henneberg. Treffliches
cession" zu München ausgestellt waren. In- sandten aus Wien fernerhin Sassi, Spitzer,
dessen wurden die durch eine frühere, kleine Chotek, David, Esterhazy, Ghiglione, Maut-
Sonderausslellung in Berlin bereits be- ner-Markhof, v Stockert, Vetter. Von den
kannten älteren Welke der Wiener Künstler belgischen Kunstphotographen, welche die
durch neue ersetzt. Ganz neu sind ferner Berliner Ausstellung beschickten, nennen wir
zahlreiche französische Aufnahmen und die Alexandre, Cumont, Dewitt, Hannon, Hans-
überaus mannigfaltigen, ausgezeichneten sens, Jcks, Kymeulen, Leys, Marissiaux,
Werke der englischen Kunstphotographen. Peltzer, Vauderkindere. Die Schweiz ist nur
Schließlich haben auch — zum erstenmale durch Junker (Davos) vertreten, Rußland,
in so bemerkenswerter Weise — die deutschen wo die künstlerische Photographie bisher
Amateure (d. h. die Deutschen außer den spärlich gepflegt wurde, durch Mazourine,
Hamburgern, welch letztere sich ja längst dem wohlbekannten Moskauer Amateur, und

Sieger, v. Nassakin und v. Manteuffel, letz-
tere drei in Reval.

Ungewöhnlich reichhaltig ist die Be-
schickung aus Frankreich und zwar aus-
schließlich mit erstklassigen Werken. Vertreten
sind: Bergeon, Binder-Mestro, Bremard,
Bucquet, Coste, da Cunha, Dardonville,
Demachy, Dubreuil, Laborie, Le Begue,
Mathieu, Mazibourg, Misonne, Naudot,
Rousseau, Stewart, Toutain, Graf Tyszki-
wicz, Ubelmann und Ponge.

Auch Amerika, von dessen photogra-
phischen Kunstleistungen man bisher nur
wenig zu sehen bekam, ist durch Arbeiten
von Day, Devens, Kaesebier, Keiley, Lee,
Sears und Stieglitz gut vertreten.

Besonders erfreulich bleibt, daß beinahe
ein ganzer Saal mit den Meisterwerken der
Engländer ausgefüllt ist. Die Kunstphoto-
graphie nahm in England ihren Ursprung,
aber englische Aussteller blieben bisher auf
dem Festlande eine große Seltenheit, wohl
weil sie in der eigenen Heimat mit Aus-
stellungen genug zu thun haben. Diesmal
erhielten wir aus England Bilder von:
Angus, Annan, Bäcker, Bell, Blshop, Cad-
ley, Cochrane, Cohen, Commeline, Craigie,
Crooke, Dodson, Emmanuel, Greger, Havi-
land, Hopkins, Job, Keighley, Lamley, Lang-
field, Laue, Lodge, Mailland, Meyer-Watson,
Moß, Ramoden, Slater, Sutcliffe, Thomas,
Wagner, Walsord, Marburg, Warren,
Werner.

Wir müssen es uns versagen, die 76
deutschen Aussteller (außer den Hamburgern)
namentlich auszusühren. Diese stattliche Zahl
legt jedenfalls Zeugnis dafür ab, daß das
photographische Kunstverständnis auch bei
uns immer weiteren Boden gewinnt. 55 Aus-
steller kommen allein auf Berlin und seine
nächste Umgebung, fünf auf Breslau; die
übrigen verteilen sich auf Posen, München,
Königsberg, Crefeld, Hagenau, Braunschwcig,
Chemnitz, Kirchberg, Greiz, Frankfurt a- M.
und Güttingen. Wir können nur wünschen,
daß die künstlerische Photographie in Deutsch-
land sich so erfreulich weiter entwickelt, wie
dies in den letzten zwei Jahren geschehen ist.

Bücherschau.

C. Zeiß. Anleitung und Tabellen zur
Auswahl photographischer Objektive.
Jena lSW. In vorliegender „Anleitung" findet
der Leier wertvolle Fingerzeige in Bezug auf An-
schaffung photographischer Objektive. Täglich er-
leben wir es, daß teuere Gläser für Zwecke gekauft
werden, für die sie gänzlich ungeeignet sind. Wer
die in der „Anleitung" gegebenen Ratschläge befolgt,
wird vor unnützen Geldausgaben bewahrt bleiben.

itcilokhouslchluk 18. krbr. — Ausgabe 2. Mir) I89S.

inhalt des zwölften Heftes: W>lh.

Schleicher. CarlGehrts. - Friedrich Pechi.
Bismarck und die deutsch- Kunst. — P- H°un.
New Yorker Knnstbericht. - Personal- und Atelier-
Nachrichten. — Ausstellungen und Sammlungen
rc. -c. — Der Amateur-Photograph. —, Ailber-
kcilagcn: Carl Gehrts. Glu?lenstcr im Ham-
burger Rathaus (Barbarossa erteilt den Freibrief).
-Derselbe Studieukops. - Derselbe.
Narrenunterhaltung. - Derselbe. Glasfeuster
iin Hamburger Rathaus (Ernsuhrung der Refor-
mation). - Extrabeilage: Drei Brie,- mit
INN Karl Gebrts.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz schwach.

Verlagsanstalt F. Bruckmann A -G. in München, Nympbenburgerstraße 86. — Bruckmann'sche Buch- und Aunstdruckerei in München.
 
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