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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Springer, Jaro: Berliner Bildhauer
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Perfall, Anton von: Unter dem Schlapphute!, [2]: Novelle aus dem Künstlerleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0035

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Berliner Bildhauer, von Iaro Springer — Unter dem Schlapphute!

burger. Für unsere hiesige Porträtauffassung wenigstens erscheint seine Art im Jdealkopf (Abb. a. S. 27)
gefälliger als im Bildnis.

Die Vielseitigkeit der Malerei zeigt die gegenwärtige Berliner Plastik nicht, aber auch nicht ihre Ver-
wirrung und ihre unerfreulichen Kämpfe. Sie hat stetig ihre Entwicklung genommen und fehlen ihr auch die
ragenden Spitzen, so fand sie doch immer die kräftigen Hände, die Zerstreutes zusammenfaßten und die sie auf
den Weg des Praktisch-Zeitgemäßen führten.

Unter dem SchlgpptMc!

Novelle aus dem Rünstlerleben von Anton Freiherrn von persall.
(Fortsetzung aus dem vorigen Hefte.)

Af^ören Sie, das ist eine ganz neue Auffassung", begann
" jetzt ganz erregt sich erhebend der Kommerzienrat.

„Freilich müssen Sie was leisten, aber das Geleistete
dann tüchtig ausnützen, in das rechte Licht stellen, ist
ebenso berechtigte, vollberechtigte Arbeit, wie die Leistung
selbst. Für wen malen Sie denn? Für sich doch nicht."

„Doch, für mich, nur für mich."

„Ja, das ist was anderes, dann sind Sie ein wohl-
habender Mann, treiben es nur 'zum Vergnügen, aus
Sport."

Julei mußte lachen.

„Da irren Sie sich, ich besitze nichts, gar nichts."
„Dann müssen Sie doch verdienen."

Der Kommerzienrat wurde ganz erregt.

„Leider! Aber daran denke ich nicht während der
Arbeit, darf ich nicht daran denken, wenn ich was Tüchtiges
fertig bringen will."

Rosner atmete tief auf.

„Dann wird es Ihnen auch darnach gehen — Sie
entschuldigen schon."

„Bitte — allerdings, oft geht es ziemlich knapp her."
„Das kann Ihnen aber doch nicht angenehm sein,
das müssen Sie mir doch zugeben."

„Das gerade nicht, aber ich tröste mich
damit, daß mir dafür eine Fülle von Freuden
und Genüssen offen steht, die anderen ver-
schlossen sind."

„Aber die stehen Ihnen ja auch offen,
ohne daß Sie Not leiden. Verzeihen Sie,
Herr Martens, es geht mich ja eigentlich
gar nichts an, — aber es geht mir mit
Ihnen wie mit der Mühle hier, mit der
Wasserkraft. — Ich kann solch eine Kraft-
vergeudung nicht ruhig mitansehen, und ich
wette, Sie verfügen über Kräfte in Ueber-
fluß sogar."

Rosner ging jetzt stürmisch in dem engen
Raume auf und ab, daß die ganze Hütte
zitterte.

„Aber warten Sie nur, ich nehme Sie
jetzt in den Arm, der Rosner, ob Sie wollen
oder nicht, hinter Ihrem Rücken, wenn es
sein muß, aber ich zwinge Sie hinein in Ihr
Glück, Sie Bockbeiniger Sie, — Sie Ver-
schwender! Ja, das sind Sie, ein leichtsinniger
Verschwender in meinen Augen. Nicht im
übermäßigen Verbrauch liegt das Uebel, wie
man immer hört, der kommt ja anderen
wieder zu gute, im schlechten Gebrauch liegt
es, kurz, — kommen Sie nur, kommen Sie
nur —."

„Aber, Herr Kommerzienrat, Sie müßten
ja vor allem meine Bilder kennen —."

„Brauche ich nicht, brauche ich nicht!
Gemacht müssen Sie werden, Ihre Bilder,
und ich mache sie, — verlassen Sie sich da-
rauf. Ihnen zum Trotz mache ich sie."

Auch auf Julei wirkte trotz seiner ver-
schiedenen Anschauung die starke Lebens-
energie, der unbeugsame Wille, welcher aus
 
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