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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Mortimer, Richard: Die Ausstellung der Berliner Secession, [2]
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Schmidkunz, Hans: Museumskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0417

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von Richard lflortimer. — lllnseiimskunst. 22?

die kaum zu überbieten ist. Habermann, Uhde, Es ist wohl kein Zweifel, daß auch in Berlin der

Stuck, Kalckreuth und wie die übrigen Münchener Secession dieselbe Mission und dieselbe Zukunft bcvor-
Hauptstützen der Secession alle heißen, haben sämtlich steht, wie in den anderen Städten. Vorläufig wird sie
ausgezeichnete Arbeiten vom Vorjahre gesandt, die es die Veranlassung sein, den Begriff Kunst und Geschäft
dem Besucher dieser Berliner Ausstellung ermöglichen, beim etwas strenger zu scheiden, als es bisher landläufige
Durchwandern einen hohen ungetrübten Genuß zu haben. Ansicht in Berlin war.

Museum Mm fr.

von Or. Hans Schmidkunz.

eit einigen Jahren leben wir in den Anfängen einer
Reform des künstlerischen Ausstellungswesens. Den
immer zahlreicher auftauchenden Stimmen, die unfern all-
jährlichen Ausstellungen eine ganz verfehlte Grundlage vor-
warfen und in der That dazu beigetragen haben, diese Märkte
der Kunst zu etwas einigermaßen Besserem zu machen,
brauchen wir hier wohl nicht erst eine zusammenfassende
Darstellung zu widmen; doch sei die baldige Herschaffung
einer Chronik der Ausstellungsreform dringend angeraten.

Was uns heute interessiert, ist der Umstand, daß
diese Reformrufe und tatsächlichen Fortschritte zwar den
Ausstellungen gegenwärtiger Kunst gelten und zu gute
kommen, nicht jedoch oder nur sehr wenig den Aus-
stellungen vergangener Kunst. Kurz: es fehlt uns immer
noch eine genügende Kritik und Reform unseres Museums-
wesens.

Was wir wollen, ist in knapper Formulierung
folgendes. Unsere Museen, Galerien u. s. w., namentlich
aber die Bildergalerien engeren Sinnes sind Konglomerate
isolierter Kunstwerke; sie sollen zu Stätten werden, auf
denen ein passender Boden die passenden Werke trägt.
Zu diesem Zweck bedürfen wir einer jeweils geringeren
AnzahlzusammengestellterKunst-
werke, einer größeren Einheit-
lichkeit, genauer: einer homo-
generenZusammenordnungdieser
Werke, dann einer lebensvollen
Ausgestaltung der Sammlungs-
gebäude und schließlich eines
Wurzclns der ganzen Anlage
nicht nur im nationalen Erd-
reich, sondern auch in dem des
Stammes und womöglich auch
in dem des Ortes — nationale,
gentile, lokale Museumskunst.

Wer in älteren biogra-
phischen, kulturkritischen, reise-
beschreibenden und ähnlichen
Werken blättert, kann bereits
da aus Stellen stoßen, in denen
sich Kunstliebhaber lange vor
der heutigen Ausstellungsrenais-
sance gegen das Aneinander-
türmen von Bildern ausge-
sprochen haben. So drückt sich
der katholische Theolog Franz
Hettinger in seinem Werk „Aus
Welt und Kirche" (1885) un-
gefähr in dieser Weise aus:

„Kunstwerke gehören auseinan-
der, Bücher gehören zusammen".

Und der preußische Ministeriumspädagogiker Ludwig Wiese
sagt in seinen „Lebenserinnerungen und Amtserfahrungen"
(l886): „Wir sammeln Kunstwerke in Museen, und man
stellt sie auf so vorteilhaft wie möglich für den Anblick,
— aber es bleibt immer ein magazinartiges Neben-
einander .. . wir sehen Gemälde dicht vor uns, die ur-
sprünglich für eine ganz andre Distanz der Betrachtung ...
berechnet waren .. . und wie schwer lernen es viele . . .
den Blick, von der Mannigfaltigkeit unverwirrt, auf Eins
zu fixieren! Gegenüber diesen gewöhnlichen Uebelständen
unserer Museen, dergleichen die Alten nicht kannten, in
Villa Albani nun ein. . . ausgedehnter Komplex von
Gebäuden und Gärten, worin unzählige antike Kunstwerke
so aufgestellt und angebracht sind, wie es die Bestimmung
derselben erforderte ... Es war Winckelmanns Werk,
das . . . noch immer eine bewunderungswürdige Bethä-
tigung . .. ist ..."

Wir könnten das, was wir sagen wollen, kaum
wieder so gut zusammenfassen, wie es in diesem gedrängten
Citat geschehen ist. Seine Verweisung auf die Alten,
die „dergleichen ... nicht kannten", legt uns einen Blick
auf die (anscheinend noch ungeschriebene) Geschichte des


Ausheilung der Berliner Secession.
 
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