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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Schmidkunz, Hans: Museumskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0418

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Z28

INuseuiiiskmist.

Gefangene Zigeunerin L. wauters pinx.

Ausstellung der „Secession", München, ^899-


Museumswesens nahe. Ter antike Vorgänger des neu-
zeitlichen Museums war — natürlich nicht das antike
„Museum", sondern — die Halle, die griechische Stoa, der
römische Portikus. Man denke sich hinein in den nationalen,
gentilen oder lokalen Gemäldeschmuck dieser städtischen
Verkehrszentren, und man wird den Abstand zwischen
diesen und unseren Bildergalerien sofort fühlen. Das
mittelalterliche Museum war die Kirche; sie dürfte als
solche heute noch das relativ beste Muster eines Jdeal-
museums sein. Das neuzeitliche Museumswesen nahm
seinen Ausgang von den Liebhabereien der die Renaissance
kennzeichnenden Herrscherindividualitäten und begann mit
„Allerhand", vornehmlich mit Antiken. Erst spät differen-
zierte sich dieses Allerhand und führte vornehmlich zu
reinen Gemäldesammlungen. Diese und überhaupt die
neuzeitlichen Museen haben nun in den ungefähr vier
Jahrhunderten ihrer Geschichte mehrere nebeneinander-
laufende Wandlungszüge durchgemacht, die zu einigen noch
nicht recht klar erfaßten Zielen führten und führen.
Dieser Ziele sind hauptsächlich zwei: einerseits die wissen-
schaftliche Materialsammlung, anderseits die geistige
Ernährung des Volks; und neben diesen Zielen walten
noch etliche minderwertige, wie das eines Rekordes im
Wettkampf der Gemeinwesen. Die unklare Vermischung
all' dieser Ziele ist ein weiterer Anklagegrund von uns
gegen die heutigen Museen. (Vgl. auch G. Galland,
„Neue Museen", in der „Kunst-Halle", 15. Okt. 1895.)

An sogenannten Natioualgalerien und Lokalmuseen
— zwischen denen Stammes- oder Landesmuseen selbst
dem Namen nach mit wenigen Ausnahmen fehlen — ist
kein Mangel. Allein national sind jene Galerien in der
That nicht sehr, weder national im Sinn des Gegen-
satzes nach außen, noch national im Sinn der intimen

Berührung mit dem Nations-
ganzen. Was bietet denn un-
serer Nation die berühmte
Galerie zu X und die bedeutende
Sammlung zu A? Gelegenheit
zum Bildungssimpeln. Besser
daran sind die Lokalmuseen.
Sie sind wenigstens das, was
sie heißen, allein die ihnen mög-
liche Wirksamkeit steckt nur erst
verborgen in ihnen. Man geht
schließlich doch in einem weiten
Bogen um sie herum, absichtlich
oder unabsichtlich — letztes
schon deswegen, weil ihre
Existenz so gar wenig bekannt
ist, ersteres schon deswegen,
weil man zu ihrem Inhalt so
verwünscht wenig Beziehung
hat, außer etwa der Beziehung,
daß man mit dem „alten Ge-
rümpel", das ja in der That
manche dieser Museen füllt,
nichts zu thun haben will.

„Gerümpel" ist aber ein
sehr relativer Begriff; und
„Gerümpel" ist ein Werk auch
im Maß seiner Aufstellung und
seiner Einordnung in ein Gan-
zes. Auch ein gutes Gemälde
 
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