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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0349

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Lumiercs farbige Aufnahmen,
welche jetzt, das Stück zu 25 M., von De.
A, Hesekiel zu Berlin in den Handel ge-
bracht werden, sind nach einem dem Selle-
schen ähnlichen Verfahren gefertigt. Während
Selle die drei getrennt hergestellten, ein-
farbigen Bildhäutchen übereinander schichtet,
und so das vielfarbige Gesamtbild erhält,
präpariert Lumiere die drei Häutchen über-
einander auf derselben Glasplatte, Er be-
nutzt eine mit Farbstoff versetzte Chrom-
gelatinelösung, welche zehn vom Hundert

Diese lichtempfindliche Lösung wird
filtriert und ist, im Dunkeln aufbewahrt,
haltbar. Zum Gebrauch streicht man die
Lösung bei Lampenlicht mit breitem Aquarell-
pinsel auf bestes, dickes Druckpapier, Die
überschüssige Lösung läßt man an einer Ecke
zusammenfließen, entfernt sie mit Filtrier-
papier und trocknet nun das Blatt so
schnell wie möglich über der Lampe, Die
Schönheit der Abzüge hängt von der
Schnelligkeit des Trocknens ab. Die licht-
empfindliche Seite des trockenen Papiers
muß tiefgelbe Farbe

haben; ist dieselbe nur
zitronengelb, so muß
mau noch einmal prä-
parieren. Nach dem
Trocknen wird bald-
möglichst im Kopier-
rahmen bei zerstreutem
Tageslicht belichtet.
Das Kopieren währt
kürzere Zeit als bei ge-
wöhnlichem Celloidin-
papier; es ist beendet,
wenn das Bild mit
allen Einzelheiten in
kastanienbrauner
Farbe erschienen ist.
Nunmehr wird das
Blatt in reines Wasser
gelegt. Um das Aus-
waschen des über-
schüssigen Bichromats
zu beschleunigen, fügt
man dem Wasser Salz
oder Alaun hinzu.
Man erzielt dann voll-

Gelatine, fünf vom Hundert doppeltchrom- kommenes Auswässern schon in zehn Mi-

8ilf der LhsuMr.

saures Ammoniak und frisch gefälltes Brom
silber in fünf bis zehn vom Hundert der
Chromgelatine enthält. Man trägt diese
Mischung auf eine Glasplatte oder irgend
eine andere geeignete Unterlage auf, be-
lichtet unter einem Negativ und entwickelt
durch Abspülen in warmem Wasser, Zum
Schluß wird das Bromsilber durch Auslösen
desselben in unterschwefligsaurem Natron
entfernt. Das getrocknete Bild wird durch
einen Ueberguß von Kollodium bedeckt und
auf letzteres die zweite Farbe-Chromgelatine-
Bromsilbermischung aufgetragen, unter dem
zweiten Negativ belichtet und wie oben
weiter behandelt. In genau gleicher Weise
verfährt man mit der dritten Bildschicht,
Die drei Negative müssen natürlich mit
Hilfe entsprechender Farbfilter (rot, grün,
blau) ausgenommen und die zur Einfärbung
der Chromgelatine benutzten Farben müssen
den Farbfiltern des betreffenden Negativs
komplementär sein — genau wie beim Selle-
schen Verfahren.

Rupfersulfatpapier.

?>er Positivprozeß auf Kupfersulfatpapier
^ ist zur Herstellung künstlerisch wirkender
Abzüge besonders geeignet. Man bereitet
das Papier folgendermaßen:
Doppeltchromsaures Kali , , 15g

Kupfersulfat. ki §

Wasser.160 g

nuten, während in reinem Wasser etwa eine
Stunde erforderlich ist. Der ausgewaschene
Druck wird in frisch angesetzlem Pyrogallus-
entwickler hervorgerufen und dann noch
einmal kurze Zeit gewässert.

Kräftige Negative geben die besten Re-
sultate, Der Ton hängt von der Kupfer-
menge ab. Je mehr Kupfervitriol, um so
kälter fällt der Ton des Bildes aus.

In der Astrsnsmic

hat die Photographie wieder sehr wertvolle
Dienste geleistet: G, Witt, der Astronom
der Berliner Urania-Sternwarte, entdeckte
im August v. I, auf einer zwei Stunden
gegen den Himmel belichteten Platte einen
verdächtigen kleinen Strich, der unzweifelhaft
einem zwischen den Fixsternen sich bewegenden
Himmelskörper angehören mußte. Genaue
Nachprüfungen ergaben das kaum glaubliche
Resultat, daß es sich hier um einen neuen
Planeten zwischen Erde und Mars handelt,
also um einen Himmelskörper, wie wir ihn,
abgesehen vom Monde und einigen Meteor-
schwärmen, in so großer Erdnähe überhaupt
noch nicht kennen. Ebenfalls mit Hilfe der
Photographie ist jüngst aus der Sternwarte
des Harward-College bei Boston in Amerika
ein neuer Saturnmond, der neunte dieses
Planeten entdeckt worden.

Durch ungewöhnlich lichtstarke Fern-
rohre, welche die sonst viele Stunden wäh-

renden Expositionszeiten bei astronomischen
Aufnahmen erheblich abkürzen, wird jetzt
der Himmelsraum photographisch immer
weiter erschlossen. Das vorzüglichste dieser
Gattung von photographischen Fernrohren
ist das neue Teleskop der Sternwarte von
Meudon bei Paris, das einen Spiegel von
einem Meter Durchmesser bei drei Metern
Brennweite hat. Mit diesem Instrumente,
dessen Herstellung wegen der starken Krüm-
mung des Hohlspiegels die allergrößten
Schwierigkeiten bereitete, gelang es, den Bau
von Nebelflecken bei verhältnismäßig kurzen
Belichtungszeiten viel besser zur Darstellung
zu bringen, als dies früher bei sehr viel
längeren Exposilionszeilen möglich war. Der
Wert der photographischen Äusnahmen in
der Astronomie beruht darauf, daß sich hier
die Lichteindrücke durch längere Exposition
beliebig addieren lassen, und daß infolge-
dessen sich Himmelskörper abbilden, welche
das menschliche Auge wegen der Schwäche
des Lichteindruckes überhaupt nicht mehr
wahrnimmt,

Ausstellung in Hamburg.

?>ie Gesellschaft zur Föiderung der Ama-
^ teurphotographie in Hamburg veran-
staltet im Spätsommer d. Js, wieder eine
Ausstellung von Kunstphotographien, zu
der die bedeutendsten Kunstphotographen
des In- und Auslandes zur Beteiligung
eingeladen werden; sie wird am 25, August
eröffnet und am 1, Oktober geschlossen.
Der Katalog soll wie im vorigen Jahre
reich illustriert werden. Es ist ein allge-
meiner Wettbewerb für die Ausschmückung
des Katalogdeckels und sür ein Plakat aus-
geschrieben, Die Sieger erhalten künstlerische
Ehrenpreise. Es werden nur Entwürfe zu-
gelassen, deren Ursprung photographisch ist,
doch kann die Uebertragung auf das Positiv
auch auf nichlphotographischem Wege ge-
schehen, Letzter Tag der Einlieserung ist
der 15- Juni, an den Vorsitzenden, Herrn
! Ernst Juhl in Hamburg, Papenhuderstr, 41.

Lücherschau.

G. Mercator. Die Verwendung künst-
, licher Lichtquellen zu Porträtaufnahmen
und Kopierzwecken. (Verlag von W. Knapp,
Halle a. S., l898. Preis 3 M.) Das Buch enthält
eine fleißige Zusammenstellung aller Veröffentlichungen
über die Verwendung künstlicher Lichtquellen zu photo-
graphischen Zwecken. Der Verfasier bemühte sich, bei
den verschiedenen Konstruktionen das jeweilige Prinzip
der Beleuchtung und ihre Einwirkung verständlich zu
macken. Hervorragend sind die Abschnitte über Be-
leuchtung mit Magnesiumlicht. Durck zahlreiche Ab-
bildungen im Texte wird das Verständnis der Be-
leuchtungsanordnungen ungemein erleichtert.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
vr. R. Neuhauß, Berlin W., tandgrafenstr.

Inhalt des siebzehnten Heftes: ?«rt:

vr. Karl Boll. Die Reform der deutschen Kunst-
vereine, illustriert am Münchener Verein. — Karl
von Vincent i. Wiener Jahresausstellungen.
(Schluß.) — Paul Schumann. Konstantin
Meunier. — Personal- und Atelier-Nackrichten. —
Ausstellungen und Sammlungen rc. rc. — Der
Amateur-Photograph. — ZLitderbeitagen: Franz
Doubek. Studienkopf. — Albert Bartholome.
Fragmente eines Grabdenkmals. — Konstantin
Meunier. Zwei Reliefs vom Denkmal der Arbeit.
— Leonardo Bistolfi. Grabrelief.

Rcklaktiousschlllß 6. Mai. — Ausgabe !8. Mai 1899.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.

Verlagsanstalt Z. Bruckmann A.-G. in München, Nymphenburgerstraße 86. — Bruckmann'sche Buch- und Aunstdruckerei in München.
 
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