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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0170

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Das „sclbsrgcfcrrigrc" Lild.
V^euerdings machen sich wieder Bestre-
bungen geltend, den Begriff des
„selbstgesertigten Bildes" scharf zu begrenzen
und auf photographischen Ausstellungen nur
„selbstgefertigte" Aufnahmen zuzulassen. Die
„hezahlte Hand" soll unter allen Umständen
fortbleiben.

Wer sich in die neueren Anschauungen
über künstlerische Photographie hineingelebt

Wiener Bilder geistiges Eigentum jener
Photographengehilfen sind, selbst wenn letz-
tere die Platten in die Kassetten eingelegt,
den Apparat zum Aufnahmeorte geschleppt
und den Chromgummibrei angerührt hatten.

Die Verhältnisse liegen hier wie in der
Malerei: Bekanntlich ist nur der allerkleinste
Teil der Raffaelschen Originale ausschließlich
von Raffael selbst gemalt. Ein Kreis von
Schülern war in erheblichem Maße bei der



heblich verkleinert werden muß. Das photo-
graphische Kunstwerk entfaltet seine volle
Wirksamkeit erst, wenn es in bildmäßiger
Größe und versehen mit passendem Rahmen
an der Wand hängt. Daher erleben wir
es immer wieder, daß solche, welche künst-
lerische Aufnahmen bisher nur aus Repro-
duktionen kannten und die ganze Richtung
sür verfehlt hielten, sich mit einem Schlage
bekehrten, sobald sie einmal den Fuß in eine
gute photographische Künstausstellung gesetzt
haben. Aus diesem Grunde können wir
nur wünschen, daß eine Ausstellung wie die
Münchener an recht vielen Orten des deutschen
Reiches wiederholt werden möge. Das würde
zur Hebung des allgemeinen Kunstverständ-
nisses ungeheuer viel beitragen, insbesondere,
wenn auch, wie in München, die leitenden
Kreise Interesse und Verständnis sür die
Sache zeigen. Für den Erfolg — wir
meinen nicht den materiellen, sondern den
geistigen — ist es gewiß nicht nebensächlich,
daß der Prinzregent der Eröffnung der
! Münchener Ausstellung beiwohnte, dl.

Ausstellung für künstlerische Photo-
graphien in Leipzig.
kIon Mitte Januar bis Mitte Februar
^ veranstaltet die Gesellschaft zur Pflege
der Photographie in Leipzig eine Ausstellung
künstlerischer Photographien in der Kgl.
Kunstakademie, Wächterstr. 1l. Platzmiete
wird nicht erhoben. Die Kosten der gewöhn-
lichen Fracht nach Leipzig und zurück an
den Abgangsort trägt die Gesellschaft. Alle
Zuschriften sind zu richten an die Gesell-
schaft zur Pflege der Photographie
in Leipzig, Thomasgasse 4.

hat, wird schwer begreifen, daß eine solche
Frage heutigen Tags überhaupt noch ernst-
haft diskutiert werden kann. Mögen auch
die Meinungen über moderne Kunstphoto-
graphie auseinandergehen: darin sind wir
jedenfalls alle einig, daß man beim An-
schauen des Kunstwerkes sich lediglich dem
Kunstgenuß hingeben will, ohne Betrach-
tungen darüber anzustellen, ob beim Auf-
kleben des Bildes, beim Befestigen des Deck-
glases auf dem Diapositiv oder gar bei
Herstellung des Gummipapisrs eine bezahlte
Hand mit lhätig war.

Vor zehn Jahren war es auf der
Tagesordnung, daß auf den Ausstellungen
unter den Familien- und Ansichtsbildchen
stand: „Alles eigene Arbeit", und daß die
Preisrichter einem solchen Bildchen den Vor-
zug gaben vor wirklichen Kunstwerken, an
denen möglicherweise eine bezahlte Hand,
also ein Fachphotograph, untergeordnete
Mithilfe geleistet hatte. Damals war man
noch in der Vorstellung befangen, daß ein
Fachphotograph alles viel besser könne und
daß die Leistung des Amateurs nur richtig
zu beurteilen sei, wenn man sie mit aus-
schließlicher Amaleurleislung vergleiche.

Jedermann weiß, daß z. B. mehrere
der hervorragendsten Wiener Kunstphoto-
graphen nicht nur vorzüglich eingerichtete,
eigene Ateliers, sondern auch Photographen-
gehilfen zurVerfügung haben. Aber niemand
behauptete wohl je, daß die vielbewunderten

Ausführung mit lhätig; aber ohne den
großen Meister wären es eben niemals
Raffaelsche Gemälde geworden.

Ideenreichtum und technische Fertigkeit
findet sich nicht häufig bei demselben Menschen
vereinigt. Auch haben viele Künstlerphoto-
graphen beim besten Willen nicht die Zeit,
alle untergeordneten technischen Einzelheiten
selbst auszusühren; sie mögen das getrost
der bezahlten Hand überlassen, unbekümmert
um die Opposition anderer Amateure, deren
einziges Können einige technische Fertigkeiten
sind. R.

lieber die Ausstellung künstlerischer
Photographie» in München
ist a. S. 110 d. vor. Heftes ausführlich
berichtet worden. Wir wollen heute noch
einmal auf den großen erziehlichen Wert
derartiger, nur das Beste bietenden Aus-
stellungen aufmerksam machen. Nicht nur
die große Menge, welche der Photographie
völlig fern steht, bekommt hier einen Begriff :
davon, was auf dem Gebiete der Kunst mit
Hilfe der Photographie zu leisten ist; auch
dem Amateur werden die Augen darüber
geöffnet, in welchen Bahnen er sich zu be-
wegen hat, um anerkannte Kunstwerke her- ^
vorzubringen. Originalwelke, wie sie die
Münchener Ausstellung bot, lassen sich durch
keine Reproduktion ersetzen, schon weil bei
letzterer der Regel nach das Format er-

Vriestrasten.

AbonncmcnIS-tluitMng und Angabe der Adresse nötig.

Herrn A. F in Remscheid. Genaues über die
Herstellung von Vergrößerungen finden Sie in:
Or. F Stolze, Die Kunst des Vergrößert auf
Papieren und Platten, Verlag von Wilhelm Knapp
in Halle a. S., Preis 6 M. Das Buch ist ein in
jeder Beziehung zuverlässiger Ratgeber. Große, kost-
spielige Apparate find übrigens zur Herstellung von
Vergrößerungen nicht unbedingt notwendig. Man
kann sich mit sehr einfachen Vorrich,ungen behelfen,
welche man so aufstellt, daß das zu vergrößernde
Negativ oder Diapositiv vom freien Himmelslichte
gleichmäßig erleuchtet wird.

Herrn R. Z. in Nürnberg. Zum Herstellen
künstlerisch wirkender Photographien giebt es keine
bestimmten Rezepre. Die Hauptsache bleibt Geduld,
Fleiß und Schulung des Auges. Soweit bei der-
artigen Bildern das Pofitivversahren in Betracht
kommt, sind diejenigen Verfahren, welche hochglänzende
Abzüge liefern, von vornherein auszuschließen. Unter
den Mattpapicren sind Platin- und Pigmentpapiere
zu bevorzugen. Zn letzteren gehört auch der seit
zwei Jahren so außerordentlich in Ausnahme ge-
kommene Gummidruck.

«cd-kli-aslchlab 21. vts. I8S8. - Ausgabe 1. IM

Inhalt des achten Heftes: Oscar

Ollendorfs. Arthur Kamps. - Friedrich
Pecht. Genie und Talent rn den bildenden
Künsten. — Personal- und Atelier-Nachrichten. —
Ausstellungen und Sammlungen -c. -c. - Der
Amatenr-Photograph. — Nitderkeiüige»: Arthur
Kamp! Bor dem Gnadend,lde in Kevelaer. —
Derselbe Professor Steffens begeistert zur Volks-
erhebung, Breslau 1813. — Derfelbe. Volks-
obser 1813. — Derfelbe. „Mit Mann und Roß
und Wagen, hat sie der Herr geschlagen".

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. in München, Nymphenburgerstraße 86. — Bruckmann'sche Buch- und Annstdruckerei in München.
 
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