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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Vollmar, H.: Friedrich Geselschap
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Schumacher, Fritz: Etwas vom Einrahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0197

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von H. vollmar. — Etwas vom Linrahmen. von Fritz Schumacher.

149

Als jene Trauerkunde von Geselschaps Hingang nach der Heimat kam, verbreitete sie allenthalben
tiefen Kummer, nicht nur der Kreis der nächsten Freunde empfand schwer den Verlust, auch seine Genossen,
vor allem die Akademie der Künste, gab in außerordentlicher Sitzung ihrer Trauer Ausdruck. In ergreifender
Rede schilderte der Präsident den Verlust, welchen die deutsche Kunst erlitten und einmütig faßten die Mit-
glieder den Entschluß, dem Verstorbenen am Fuße der Cestius-Pyramide ein würdiges Denkmal zu errichten,
die Erwerbung seines künstlerischen Nachlasses durch den Staat zu veranlassen und neben einer würdigen
Totenfeier sein Gedächtnis durch eine Ausstellung seiner hinterlassenen Werke zu ehren. Am 29. Oktober des
vergangenen Jahres vereinten sich die Mitglieder der Akademie zur feierlichen öffentlichen Gedächtnisfeier des
Meisters und im Anschluß daran fand jene Ausstellung der Werke Geselschaps statt, welche von Tausenden
besucht, allen, die ihn nicht kannten, die wehmütige Ueberzeugung brachte, daß wir in Geselschap einen Meister
der deutschen Monumentalmalerei unser Eigen nannten, der mitten im aussichtsreichsten Schaffen vom Leben
scheidend, allzeit ein Hüter und Verkünder der idealen Güter war, deren Wert und Schönheit im Getriebe der
Gegenwart von Tausenden ungewürdigt bleibt.

Möge der Einblick in sein Schaffen, welchen unser Geselschap-Heft giebt, in vielen dasselbe Bekenntnis
Wecken, welches über Altmeister Menzels — des großen Realisten, den Geselschap stets für seinen Antipoden
hielt — Lippen kam, als er des Genossen Skizzen und Entwürfe aufmerksam betrachtete: „Ich habe ihn nicht
genug gekannt" und „Das ist ja vortrefflich gedacht, wunderbar entworfen, vorzüglich gezeichnet!"

Den Verehrern des Meisters sei an dieser Stelle mitgeteilt, daß der gesamte künstlerische Nachlaß Professor Geselschaps:
Gemälde, Kartons, Zeichnungen, der Hofkunsthandlung von Amsler L Ruthardt, Berlin ^V., Behrenstraße, zum Verkauf übergeben
worden ist. (Die Red. d. „K. f. A,")

EtwaF vom Einrahmen.

von Fritz Schumacher.

s ist ein Zeichen verfeinerter künstlerischer Kultur,
Sinn zu besitzen für die äußere Form, in der ein
Genuß uns geboten wird; jener vieldeklamierte Sänger,
der sich als höchsten Sangeslohn nicht einen Trunk
„besten Weines", sondern einen Trunk besten Weines
„in purem Golde" reichen ließ, drückt damit ein ganz
ähnliches ästhetisches Gefühl aus, wie wir es etwa
empfinden, wenn wir zuerst die unnachahmliche Grazie
kennen lernen, mit der man beispielsweise in Paris
versteht, die einfachsten Speisen reizvoll und elegant
zu servieren. — In dieselbe Kategorie künstlerischen
Bedürfnisses gehört die Freude am guten Einband
eines guten Buches, die ja in Deutschland seit ver-
hältnismäßig kurzer Zeit neu erwacht, und gauz-^-ng
daneben steht das Kapitel über geschmackvolles Ein-
rahmen von Bildern.

Auch hier können wir in weiteren Kreisen erst
seit kurzer Zeit eine Bedürfnisfrage konstatieren.
Selbst die Künstler hatten in ihren Ausstellungen
lange den Sinn für diesen Teil des Kunstwerks ver-
loren, und erst als in der deutschen Malerei die Zeit
der Technik-Entwicklung einigermaßen durchlaufen
war und wieder dem Verständnisse für den dekora-
tiven Stimmungswert eines Bildes Platz machte, da
entdeckten die Künstler allmählich die schreckliche Oede,
die ihnen aus dem Aneinanderreihen langweiliger
goldener Vierecke von der Ausstellungswand ent-
gegengähnte; der Maler versuchte die Stimmung
seines Bildes harmonisch im Rahmen ausklingcn zu
lassen, oder gar, er versuchte dieser Stimmung auf
dem Rahmen einen eigentümlichen Nachklang zu
geben. — Kurz, der individuelle Rahmen, der von
seinem Bilde untrennbar ist, entstand, und man hatte
darin ein gewisses Aequivalent gefunden für den
Reiz, auf den unsere heimatlosen Staffeleibilder ver-
zichten müssen denjenigen Werken alter Zeit gegen-

über, die in eine ganz bestimmte Umgebung, in den
Zusammenhang eines fest ausgebildetcn Raumes gedacht
und geschaffen waren.

Studie zum „Frieden". F. Geselschap äel.

Wandgemälde im (1887).

Berliner Zeugbause.
 
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