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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0202

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Personal- und Atelier-Nachrichten

föZ

— München. Wandmalereien, italienische Architektur und
Landschaftsausblicke darstellend, mit denen Arnold Böcklin bei
seinem einstigen Münchener Aufenthalte sein Atelier in einem
Hanse der Arcisstraße geschmückt hat, sind jetzt in eigenartiger
Weise der größeren Oesfentlichkeit bekannt geworden. Das be-
treffende Haus wird zur Zeit abgebrochen und die Malereien sind
dadurch den Straßengängern für kurze Zeit sichtbar. Photographische
Aufnahmen, die von der hiesigen Photographischen Union, der
Verlagssirma Böcklins, hergestelll worden sind, haben bei dem
bereits sehr schadhaften Zustand der Bilder leider wenig mehr
davon für die Nachwelt sesthalten können. isessi

tr. Düsseldorf. Der Geschichtsmaler Alexander Frenz
hat vom Kultusminister im Einverständnis mit dem Justiz-
minister den Auftrag erhalten, zwei große Bilder für den Treppen-
bau des Justizgebäudes in Essen an der Ruhr zu malen. Das
eine soll die „Gesetzgebung" in einer allegorischen Darstellung
zum Gegenstände haben; das andere die „Gerichtsbarkeit". Die
„Gesetzgebung" wird allegorisiert durch die Germania, die dem
Volke das einheitliche bürgerliche Gesetzbuch im Jahre 1900 ver-
kündet. Die „Gerichtsbarkeit" ist in einer mittelalterlichen Gerichts-
sitzung ve> sinnlicht; die Erscheinung der „Wahrheit", eine weib-
liche Jdealgestalt, verhilft dem Recht zum Sieg. Die dem Kultus-
minister vorgelegten Skizzen des hochbegabien jungen Meisters
haben volle Billigung gefunden, unzweifelhaft wird Alexander
Frenz die Aufgabe glänzend lösen. — Dem Geschichts- und Genre-
maler Jakobus Leisten ist vom Herzog von S.-Koburg-G.
der Proftssortitel verliehen worden. — Der Geschichtsmaler Erwin
Küslhardt hat ein großes Wandgemälde für die Aula des Gym-
nasiums in Erfurt vollendet, welches die Rückkehr König Wilhelms I.
von Ems aus dem Potsdamer Bahnhose am >0. Juli 1870 darstellt.
Der bedeutsame Vorgang ist genau nach den Schilderungen
von Augenzeugen, die Heinrich von Shbel in seiner Geschichte
der Gründung des deutschen Reiches durch Wilhelm I. benutz!
hat, dargestellt. Auch die auf diesen Moment bezüglichen Mit-
teilungen des damaligen Kriegsministers von Roon in dessen
„Denkwürdigkeiten" hat Küsthardt für seine Darstellung benutzt.
Dieselbe zeigt sehr anschaulich und glaubhaft den Augenblick,
wie Bismarck dem König Wilhelm, der eben den Eisenbahn-
wagen verlassen und das Empfangszimmer des Wartesaals
betreten hat, die von Paris eingetroffenen Depeschen vorliest,
welche die Kriegserklärung bedeuten. Die Gruppierung der dar-
gestellten Persönlichkeiten wirkt sehr natürlich und das Ganze
nicht gewaltthätig komponiert, sondern schlicht gegeben, wie die
Schilderung durch eine berufene Relation. In der Behand-
lung des mit Caseinfarben gemalten Bildes erkennt man die
treffliche Schule Peter Janssens, dessen Meisterschüler Kllst-
hardt ist. Die Darstellung hat eine vornehme Haltung und
die große, monumentale Wirkung, die ein solches, für den
Feftsaal eines Gymnasiums bestimmtes Gemälde haben soll.

— München. Von der Künstlergenossenschast.

Der Vorstand setzt sich für das Jahr 1899 zusammen wie
folgti Präsident: vr. Franz v. Lenbach; stellvertretender
Präsident: Professor Hans Petersen; Schriftführer: Richard
Groß; stellvertretender Schriftführer: Hermann Koch; Kassier:

Franz Schmid-Breitenbach. Karl Georg Barth, Akademie-
professor Wilh. v. Diez. Theodor Fischer, Professor Waldemar
Kolmsperger, Adolf Lüben, Joseph Menge», Prof. Eduard
Obermayer, Ferdinand Pacher, Professor Emanuel Seidl,
Akademieprofessor Otto Seitz, Professor Franz Simm,
Akademieprofessor Alexander v. Wagner, Julius Zumbusch,
Beisitzer. l86K7l

rll. Rom. Ein künstlerisches Ereignis in
Italien. In Venedig, der italienischen Kunstmetropole,
hat sich unter den Auspizien Titos, Bezzis und anderer
soeben eine »Oorporaeione ckei piltori e ckegtti scultori
italianil gebildet, die vermutlich auf das Ausstellungs-
Wesen innerhalb und außerhalb Italiens einen hervorragen-
den Einfluß ausüben wird. Aus den Statuten der Genossen-
schaft heben wir nachfolgende interessante Punkte hervor:

„Die Genossenschaft beschickt kollektiv jene großen Ausstel-
lungen im In- und Ausland, wo ihr sämtliche moralische
und materielle Erleichterungen gewährt werden, deren sie
zur Erfüllung ihrer Aufgabe bedarf." „Erhält die Genossen-
schaft einen Resüs und muß sie demnach auf Beschickung der
betr. Ausstellung verzichten, so darf sich auch kein Mitglied

Die Aunst für Alle XIV.

auf eigene Rechnung daran beteiligen. Doch dürfen die Mitglieder
ohne weiteres sämtliche Ausstellungen beschicken, an denen die Ge-
nossenschaft nicht kollektiv teil nimmt." „Die Genossenschaft kann
ihre eigenen Kunst-Ausstellungen veranstalten." „Für alle Aus-
stellungen der Genossenschaft wird stets der höchste künstlerische
Gesichtspunkt maßgebend sein." „Bringt ein Künstler zufälliger-
weise einmal ein seines Talents nicht würdiges Kunstwerk hervor,
so ist es Pflicht der Genossen, ihm von der Ausstellung desselben
abzuraten." „Jeder Künstler, der auf einer Kunst-Ausstellung
oder bei einem anderen Anlaß durch ein oder mehrere Weite
seine besondere künstlerische Befähigung bewiesen, kann Mitglied
werden." „Die Genossenschaft ist durch einen leitenden Ausschuß
und durch verschiedene Delegierte in den hauptsächlichen Kunst-
Zentren Italiens vertreten." Angesichts des steigenden Auf-
schwunges der Kunstausstellungen von Venedig ist letztere Stadt
Residenz des leitenden Ausschusses." Die Genossenschaft wird
sich zum erstenmal bei der bevorstehenden Venezianischen Kunst-
Ausstellung bethätigen, wo ihr, als der legitimen Vertreterin
der vaterländischen Kunst, bereits alle möglichen Vorteile bewilligt
sind. Zu den Mitgliedern der Genossenschaft zählen bereits
Segautini, Michetti, Sartorio (Delegierter für Deutschland),
Calandra, Ciardi, Delleani, Monteverde, Jerace, Bistolsi, Tito,
kurz die Elite der gesamten italienischen Künstlerschast — ein
Beweis, daß die Gründung der rLorpor»eions der xittori s ckegii
scultor!» ernst genommen werden muß. Und nicht allein in
Italien. — Zum Protest gegen diese »Loi-xoraeione- hat sich in
Venedig sofort eine zweite Künstlergenossenschast — die -SoeietL
trs. pittori e scultor! itallanir — gebildet. An der Spitze
dieses Vereins stehen Dal Zotto, De Blaas, Urbano Nono u. °a.
Sein Zweck ist laut Z 1 der Statuten: den aufstrebenden jungen
Talenten (die die rLorpor-reionei gewissermaßen ausschließt) zu
helfen, die moralischen und materiellen Interessen der Künstler-
schaft zu schützen, endlich von den ausländischen und italienischen
AussteUungskomitees dieselben Privilegien zu erlangen, die even-
tuell anderen (!) italienischen Künstlervereinen gewährt werden.
Also der schönste Bürgerkrieg im italienischen Künstlerlager!

— München. Für die Bearbeitung der an der Akademie
der bildenden Künste den Malern gestellten Preisaufgabe
wurde je ein erster Preis mit 100 M. den Studierenden M.
Schiestl, R. Schiestl, Jos. Daschner, Melch. Kern, ein solcher von
72'/, M. dem Studierenden Julius Hey zu teil. Für die Be-
arbeitung der plastischen Aufgaben erhielt den ersten Preis mit
M 272.50 der Studierende Valentin Winkler, den zweiten Preis
mit 200 M. der Studierende Eugen Meyer. l^68f

— Madrid. Der Maler Salvadore Viniegra y
Lasso ist zum Subdirektor des dluseo ö-Hon-ck cke lliotuia x
Lscultura ernannt worden. 18871;


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