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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0109

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Entwickeln nach dem Fixieren,
einer vortrefflichen Studie über: „Die
Isolierung der Substanz des latenten
photographischen Bildes" wies Franz Kogel-
mann in Graz 1884 zuerst auf die merk-
würdige Thatsache hin, daß belichtete, aus-
fixierte Platten entwickelbar sind. Die Notiz
blieb ganz unbeachtet, zumal Kogelmann
selbst angab, daß die Entwickelung nach dem
Fixieren nur mangelhaft bleibt. Neuerdings
wurde das Verfahren in England von

Motiv aus Weilderstadt.
Aufnahme von Gtto Miel and in Stuttgart.

neuem veröffentlicht. Natürlich vergaß man ^
dabei — wie dies bei dergleichen Dingen
jenseits des Kanals recht häufig der Fall
ist — zu erwähnen, daß es sich bei dieser
Sache um eine deutsche und nicht um eine
englische Entdeckung handelt. Unterzeichneter
prüfte den Vorgang genau und kam dabei
zu folgenden Ergebnissen: In der That ge-
lingt das Entwickeln nach dem Fixieren in
glänzendster Weise, wenn man an Stelle der
jetzt allgemein gebräuchlichen chemischen Her-
vorrufer den physikalischen Silber-Entwickler
oder Verstärker anwendet. Wenn man sich
in langjähriger photographischer Thätigkeit
daran gewöhnt hat, in einer zwar belichteten,
aber nicht entwickelten, ausfixierten Platte
einen Gegenstand zu erblicken, der für jed-
wede Bilderzeugung rettungslos verloren ist,
und sieht nun, wie sich auf einer solchen
Platte das schönste Bild entwickeln läßt, so
traut man nicht seinen Augen. Zum Her-
vorrufen benutzte Unterzeichneter folgenden
Silberverstärker: destilliertes Wasser lOOccm,
Rhodanammonium 24 g, Silbernitrat 4 g,
Natriumsulfit 24 g, Fixiernatron 5 Z, Brom-
kalilösung (1:10) 6 Dropsen. Zum Ge-
brauch nimmt man von dieser Lösung, die
haltbar ist, 6 ccm, giebt 54 ccm Wasser
und 2 ccm Rodinal hinzu. Die Entwickelung
geht in dieser Lösung außerordentlich langsam
von statten; sie beansprucht etwa zwölf
Stunden. Nach beendeter Hervorrufung
muß gut ausgewaschen werden. Das fertige

Negativ hat weiße Farbe und erscheint in
der Aufsicht positiv. Um eine Schwärzung
herbeizuführen, legt man die Platte in den
gebräuchlichen Sublimatverstärker (1:200).
Beläßt man die Platte sehr lange Zeit im
Sublimatbade, so bleicht sie nach der
Schwärzung wieder aus und kann nun
abermals geschwärzt werden mit schweflig-
saurem Natron, Ammoniak oder irgend
einem Entwickler. Auf diesem Wege erhält
man prachtvolle, druckfähige Platten.

Wie können wir uns diese wunder-
bare Hervorrufung nach dem Ausfixieren
erklären? Bringt man eine belichtete Platte
in das Fixierbad, so zerfällt das bei der
Belichtung entstandene Silberbromür in
Silberbromid, welches sich im Fixiernatron
auslöst, und in metallisches Silber, welches
in der Schicht zurückbleibt. Letzteres ist in
Bezug auf Menge so geringfügig, daß es
sich der Wahrnehmung vollständig entzieht.
Bringt man die Platte jedoch in den Physi-
kalischen Verstärker, aus dem sich Silber-
teilchen an das bereits in der Schicht vor-
handene Silber anlagern, so entsteht sehr
allmählich ein kräftiges Bild. Da es sich
hierbei um metallisches Silber handelt,
welches im Licht nicht verändert wird, so
kann die Entwickelung bei vollem Tages-
lichte geschehen.

Das Verfahren hat deshalb praktischen
Wert, weil man mit demselben auch bei
außerordentlichsten Uebercxpositionen noch
vorzügliche Negative erzielen kann. Nach
den Erfahrungen des Unterzeichneten ist
es ziemlich gleichgültig, ob man richtig
oder sechzigfach überexponiert. In letzterem
Falle wird die Entwickelung nur früher
unterbrochen und man verzichtet auf die
Verstärkung mit Sublimat-Natriumsulfit.
Das Schwärzen mit Sublimat muß unter
allen Umständen geschehen. Auch ist man bei
genannter Methode in Bezug auf die Dunkel-
kammer nicht so von der Güte der roten
Laterne abhängig. Allerdings muß das
Einlegen der Platte in die Kassette, das
Herausnehmen und das Ausfixieren bei
möglichster Dunkelheit geschehen; doch kann
man hierbei viel leichter mit einer mangel-
haften Dunkelkammerlampe sich behelfen, als
bei der gewöhnlichen Entwickelung.

Ein weiterer Vorzug der so entwickelten
Platten tst, daß dieselben ein ungemein
feines und gleichmäßig gelagertes (nicht
klumpig geballtes) Korn besitzen. Neuhauß.

Das Farbcnvcrfahrcn nach der Methode
von Ivcs

wurde in neuerer Zeit wesentlich vervoll-
kommnet. Bekanntlich handelt es sich hierbei
um ein Verfahren, welches auf den Grund-
sätzen des Dreifarbendruckes beruht: Man
fertigt drei Aufnahmen durch Filter in den
> drei Grundfarben (Rot, Grün, Blau) und
^ betrachtet die nach den so gewonnenen
Negativen hergestellten Diapositive durch
drei entsprechend gefärbte Glasscheiben. So
einfach das Ganze erscheint, so schwierig ist
die Ausführung. Die ersten, vor mehreren
Jahren von Joes zu diesem Zwecke gebauten
Apparate sind so verwickelt und empfindlich,
daß sie eine praktische Bedeutung nicht

erlangten. Jetzt hat man das Ganze außer-
ordentlich vereinfacht. Die in Deutschland
neu gebildete Kromoskop-Gesellschaft (Berlin
8O., Prinzenstraße 89) bringt die für die
Aufnahme und die für Betrachtung und
Projektion der Bilder dienenden Apparate
mit allem Zubehör in den Handel. Ein
Schaukasten zum Betrachten der Bilder kostet
125 M., zum Betrachten von steroskopischen
Aufnahmen 150 M. Ein mit drei Objek-
tiven versehener Projektionsapparat stellt
sich auf 300 M. Die Bilder machen einen
überaus prächtigen Eindruck. Die Farben
lassen, wofern die Aufnahmen nach allen
Regeln der Kunst und der Erfahrung ge-
fertigt wurden, an Naturwahrheit nichts zu
wünschen übrig.

Briefkasten.

Abonnements'Quittung und Angabe der Adresse nötig.

Herrn B. R. in Nauheim. Ob die Verfahren
zur Herstellung farbiger Aufnahmen schon geeignet
sind, um künstlerische Wirkungen hervorzubringen?
Geschickt ausgeführte dreifarbige Gummidrucke, so wie
dieselben z. B. Henneberg und Watzeck lieferten, sind
entschieden Kunstwerke im besten Sinne des Wortes.
Dergleichen Arbeiten von Stümpern, wie wir die-

> selben wiederholt auf den letzten Ausstellungen sahen,
machen allerdings einen recht kläglichen, nichts weniger

> als künstlerischen Eindruck. Eine farbige Aufnahme
nach Lippmanns Verfahren kann, wenn es sich z. B.
um vorzügliche Reproduktionen einer Blume handelt,
ebenfalls hohen künstlerischen Anforderungen genügen.
Doch hat man bei diesem Verfahren noch zu sehr mit
technischen Schwierigkeiten zu kämpfen, um der künstle-
rischen Seite genügende Aufmerksamkeit widmen zu
können.


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vrdaklionslchluß s. Am. 1898. — Ausgabe 17. Neu. >898.

Inhalt des fünften Heftes: ?«t: Prof. vr.
Konrad Lange. Realismus (Fortsetzung). —
G. Keyßner. Russische Bilder. -Personal, und
Atelier.Nachrichten re. -c. — Der Amateur-Photo-
graph. - DikderScilagen: Ferdinand Hartzer.
Das Gauß-Weber-Denkmal für Göttingen. —
H Pille. Ein Ablaß in der Bretagne. —
Walentin Seroff. Bildnis des Großfürsten
Paul. — Jlja Jefiinowitfch Repin. Des
Rekruten Abschied.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwärtz.

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. in München, Nymphenburgerstraße 86. — Bruckmann'sche Buch- und Nnnstdruckerei in München.
 
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