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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0384

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Aufstellungen und Sammlungen.




NüssMmam ünöSammlüNlrm Ä



' Dresden. In der Deutschen Kunstausstellung
Dresden 1898 wurden aus der Pröll-Heuer-Stiftung für die
kgl. Gemäldegalerie folgende Bilder erworben: „Heimkehrende
Werftarbeiter" von Csrlos Grethe in Karlsruhe, „Alte holländische
Stadt" von Hans Herrmann in Berlin, „Die Augustusbrücke
in Dresden" von Gotthardt Kuehl in Dresden, „Barmherzige
Schwester" von Richard Müller in Dresden, „Sommerabend"

Der Erzengel Gabriel. Georg Zala 5ec.

Bekrönende Figur des Millenniums-Denkmals in Budapest,
(vergl. S. 28^ d. vor. Heftes.)

(Badende) von Max Pietschmann in Blasewitz. — Für die kgl.
Skulpturen-Sammlung im Albertinum wurden erworben:
„Der Siegesreiter", Gipsabguß nach Tuaillon, Büste „Max
Klinger" von Karl Seffner, Büste »Lemper ickem- von Max
Hudler in München, „Die Amazone" (Bronze), „Faun und
Nymphe" sowie „Tänzerinnen" (beide in bemaltem Gips), alle
drei von Franz Stuck in München.

LI. 3. Breslau. In der Kunst und ihrer Pflege giebt
es keine Privilegierten, hier gilt nur die Begeisterung etwas und
ihre That. So mag an dieser Stelle von dem Liegnitzer
Kunstverein berichtet werden, der als erster in Schlesien es
unternommen hat, die gebildeten Kreise der Provinz für das
Verständnis moderner Kunst zu gewinnen. Welche Schwierig-
keiten dies hat, seitab von den gewohnten Straßen des Kunst-
verkehrs, ohne Anschluß an ein Museum und dergl., wird der
Kundige leicht ermessen. Um so höher ist der frische Wagemut
und der glückliche Erfolg der Liegnitzer Kunstfreunde anzuschlagen,
der noch mehr, als das bisher der Fall war, durch die entgegen-
kommende Bereitwilligkeit der Künstler, ihre Werke in der auf-
blühenden Hauptstadt Niederschlesiens zur Schau zu bringen, ge-
fördert werden sollte. Die bisherigen Erfahrungen zeigen übrigens,

daß die Künstler dabei auch im materiellen Sinne auf ihre Rech-
nung kommen, denn die Liegnitzer verstehen nicht bloß sich zu
begeistern, sondern auch zu kaufen und zwar, wie sich unschwer
Nachweisen ließe, in einem verhältnismäßig höheren Grade, als
die Bewohner mancher größeren Stadt. — Bereits die erste Kunst-
ausstellung, welche vor zwei Jahren in Liegnitz stattfand, machte
einen überraschend guten Eindruck. Sie vereinigte, noch in be-
scheidenem Umfange, eine Reihe von Werken namentlich Münchener
Künstler, die als frische Zeugnisse des lebendigen Kunstschaffens
der Gegenwart gelten durften. Im Anschluß daran bildete sich
der Liegnitzer Kunstverein, der seitdem — unter Führung der
Herren Direktor Howe und Carl Selle — eine wahrhaft uner-
müdliche Thätigkeit entfaltet hat. Die zopfigen Einrichtungen der
älteren Kunstvereine, namentlich das unsinnige Bilderverlosen hat
er ganz in den Hintergrund gestellt und sucht vor allem durch
Vermittlung von Anschauung in oft wiederholten Ausstellungen
und Vorträgen aufklärend und belebend zu wirken. Die dies-
jährige Frühjahi-Ausstellung war bereits die achte derartige
größere Veranstaltung des Kunstvcreins. Sie zeigte ein erfreuliches
Wachstum nach außen wie nach innen. Ein geräumigeres, gut
belichtetes Lokal, bei elektrischer Beleuchtung auch abends geöffnet,
war gewonnen worden. Der Katalog wies 377 Gemälde, 188 Werke
der Griffelkunst, 262 kunstgewerbliche Gegenstände, sowie eine
größere Sammlung moderner Plakate auf: das sind also schon
recht stattliche Zahlen. Vor allem aber imponierte, welche Aus-
lese hervorragender und interessanter Werke der modernen Kunst
die Liegnitzer sich herbeizuholen verstanden hatten. Die Künstlcr-
gemeinden in Worpswede und Hamburg z. B. waren durch Ge-
mälde von Hans am Ende, Modersohn, Overbeck, Eitner,
Max und Marie Kuschel, Jllies, sowie durch graphische
Arbeiten Vogelers und des Hamburger Künstlerclubs reich
und gut vertreten. Die schönen Farbenholzschnitte von Henriette
Hahn im Hamburg wurden hier in Schlesien zum erstenmal aus-
gestellt. Größere Kollektionen hatten Otto Ubbelohde und Hans
Völcker in München, Max Uth-Berlin, Alexander Küster-
Wismar und der in Rom thätige Schlesier Max Fleischer
gesandt Auch Jelka Rosen-Paris, für dessen sonnenhelle Kunst
die Liegnitzer schon früher besonderes Interesse und Verständnis
gezeigt, war der Ausstellung treu geblieben. Von Dettmann
fanden sich neue Landschaften „Abendsonne an der Ostsee",. Von
Hans Olde drei Bilder, darunter eine großartige „Schnee-
stimmung", von Paul Höniger sein „Beguinenhof in Brügge",
von Max Pietschmann „Adam und Eva" und das zierliche
„Ballspiel". Außerdem seien noch genannt Fritz Baer, Hugo
Bürgel, Oskar Frenzel, Günther-Meltzer „Cyklopeninsel",
Karl Hartmann, Leistikow -Lorvi noctis« und andere deko-
rative Bilder, Georg Schuster-Woldan „Der getreue Eckart".
Auch die schlesischen Künstler dürfen mit Ehren genannt werden,
namentlich die Arbeiten von C. E. Morgenstern, Max Wisli-
cenus, Frau Gritschker-Kunzendorf, Gertrud Staats,
Helene Schulz u. a. — Die Abteilung für Griffelkunst
beruhte hauptsächlich auf der von Commeter in Hamburg zu-
sammengestellten Sammlung deutscher, sranzösischer, englischer und
holländischer Blätter, die einen recht hübschen Ueberblick über die
künstlerischen Bestrebungen aus diesem Gebiete gewährte. Außerdem
hatten sich G. Barlösius, Liebermann (auch mit einigen
Zeichungen) W. Ziegler und die Firma Breitkopf L Härtel
mit ihren „Zeitgenössischen Kunstblättern" beteiligt. An der
Kunstgewerblichen Ausstellung partizipierten dasHohen-
zollern-Kaufhaus und der Kunstsalou Ribera in Berlin,
sowie Moritz Wentzel und Julius Koblinsky L Co.
in Breslau. "Die Firma Bernhard Salinger in Liegnitz
zeigte, daß es auch in einer Mittelstadt möglich ist, die
moderne Richtung im Kunstgewerbe zu pflegen. Collins und
Hulbes Lederarbeiten, Engelbrechts Kunstverglasungen nach
Entwürfen von Hans Christiansen fehlten ebensowenig, wie reiche
Proben moderner deutscher, französischer, belgischer, englischer
und dänischer Poterien in den Kollektionen der genannten
Firmen und Einzelausstellungen von Frau E. Schmidt-Pecht,
Clara Lobedan und Hildegard Lehnert u. a. — So war
diese Frühjahr-Ausstellung wohl geeignet, von dem fröhlichen
Wirken und Schaffen auf allen Gebieten der Kunst eine An-
schauung zu geben und vor allem zu zeigen, was mit wahrer
Begeisterung und Hingabe sich auch fern von den privilegierten
Stätten der Kunstpflege zur Förderung des Verständnisses und
Veredlung des Geschmackes erreichen läßt. Das Beispiel von
Liegnitz hat denn auch erfreulicherweise bereits Nachahmung ge-
sunden, denn wenige Wochen später eröffuete der „Kunst- und
Altertumsverein" in Neisse eine in Verbindung mit der Lichten-
 
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