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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Neue Bücher und Kunstblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0143

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Neue Bücher und Kunstblätter.

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illustriertes, typographisch mit bemerkenswerter Sorgfalt aus-
gestattetes Prachtwerk, erweist sich das Buch bei näherem Ein-
gehen auf den Inhalt als eine äußerst gediegene und gründliche,
den Gegenstand von allen Gesichtspunkten aus beleuchtende und
erschöpfende Arbeit. Zunächst berührt es angenehm, daß der
Verfasser den Ton der trockenen Aufzählung von Daten und
Material, wie wir sie in derartigen Handbüchern zu finden ge-
wohnt sind, aus das glücklichste vermieden hat. Er schildert die
Entwicklung des Klavierspiels und der Klavierlitteratur als ein
Stück Kulturgeschichte und die anschaulichen, persönlich gefärbten
Bilder, die er von den verschiedenen Epochen dieser Kultur-
geschichte entwirft, sind ungemein fesselnd und anregend. Ver-
ständnis und Wissen wird in einer so angenehmen Form ge-
fördert, daß man beim Lesen dieser schillernden Seiten gar nicht
gewahr wird, welch gründliche und mühselige Studien nötig
waren, um diese Arbeit zu leisten. Oe. Bie ist selber ein hervor-
ragender Klavierspieler; in der Liebe zu seinem Instrument liegt der
Schlüssel für die Teilnahme und Begeisterung, die er bei dem Leser
seines Buches für den Gegenstand weckt und die sich von Seite zu
Seite steigert. Wir wollen hier keine Aufzählung des Inhaltes vor-
weg nehmen, sondern empfehlen unseren Lesern, das Buch selbst in die

Hand zu nehmen; der Eingeweihte wird in ihm eine mannigfaltige
Fülle des Neuen und Anregenden finden und dem Uneingeweihten
wird die Lektüre jene verständnisvolle Teilnahme für sein In-
strument einbringen, ohne welche die rechteste Freude im intimen
Verkehr mit demselben nicht denkbar ist. Für jeden Lehrenden
und ernsthaft Lernenden ist der Besitz dieses Buches von Vorteil
und die geringe Ausgabe für dasselbe wird sich hundertfältig
lohnen. — Die Illustrationen des Buches, von denen wir hierneben
einige Proben veröffentlichen, bringen Porträts berühmter Klavier-
virtuosen und -Komponisten bis zur Gegenwart, Interieurs von
Virtuosenzimmern, Konzertsälen, Klavierfabriken, alte Konzert-
bilder, Karikaturen, Abgüsse von Händen erster Virtuosen, alle
Klavierformen von den ältesten Zeiten bis zu den modernsten
Fabrikaten. Unter den Faksimiles befinden sich interessante, un-
veröffentlichte Sachen. Berühmte zeitgenössische Komponisten wie
Eugen d'Albert, W. Kienzl, Moszkowski, Ph. Scharwenka und
Richard Strauß haben jeder ein nngedrucktes Klavierstück als
Beitrag geliefert. Diese Noten sind an dem Hinteren Deckel des
Buches in einer Mappe untcrgebracht und können zum Gebrauch
herausgenommcn werden. Den besonders feinen, in ganz modernem
Stile gehaltenen Liebhaber-Einband hat H. E. von Berlepsch ge-
zeichnet. ,z, v.

Cotta'scher Musen-Almanach für das Jahr
1899. Herausgegeben von Otto Braun.

Neunter Jahrgang. Mit sechs Kunstbei-
lagen. (Stuttgart, I. G. Cotta'sche Buch-
handlung Nachfolger. 6 M) In der be-
kannten eleganten Ausstattung erscheint zum
neuntenmale seit seiner Wiedererweckung
der von Otto Braun, dem alten Redakteur
der „Münchener Allgem. Zeitung" heraus-
gegebene Cotta'sche Musen-Almanach. Er
bringt eine Novelle „Das Weihnachtsora-
torium" von Adolf Stern und ein Märchen
von Julius R- Haarhaus „Die Zwillinge
von Teheran", außerdem eine Reihe poetischer
Erzählungen, Balladen, Romanzen, lyrischer
Gedichte und Spruchdichtungen. Sechs
Äunsibeilagen nach Bildern von O. Lingner,

F. v. Pausinger, F. Andreotti, Hugo König,

R. Püttner und C. Spielter sind dem
Almanach beigegeben.

Die versunkene Glocke (von
Gerhart Hauptmann) in Bildern von Hein-
rich Vogeler, Worpswede. (Fischer u. Franke,

Berlin 1898. 3 M.) Heinrich Vogeler,

der Romantiker unter den Worpswedern,
der sich durch seine Bilder und Radierungen
in den letzten Jahren bekannt gemacht hat,
liefert in den zwölf mehrfarbigen Blättern,
die diese Mappe ausmachen, den Beweis,
daß er berufen war, die „versunkene Glocke"
von Hauplmann zu illustrieren. Es sind
echte Märchensiguren, die in diesen Blättern
dem Beschauer entgegentreten. Die Mittel,
mit denen die Zeichnungen gemacht sind,
erinnern an die Mittel der Pointillisten,
die kürzlich Werke bei Keller L Reiner in

Berlin ausgestellt hatten. Auch sind die Umrahmungen zu den
Zeichnungen in ganz moderner Weise ausgeführt. Wenn die
Mappe auch nicht für die breite Masse des Publikums ist, so
wird sie doch in den Kreisen der Gebildeten zu unserer Zeit, in
der das Kunstverständnis erheblich gehoben worden ist, vielen
Beifall finden.

Aus dem Verlage der Hofkunsthandlung von Bismeyer
L Kraus in Düsseldorf liegt uns eine Gravüre nach der
Bismarckzeichnung Walter Petersens vor. Die Zeichnung ist
im Hause des Fürsten angefertigt und zur Anerkennung mit der
eigenhändigen Unterschrift des Fürsten versehen. Sie stellt den
Fürsten dar, wie er in Lektüre vertieft den Bleistift bereit hält,
um seine Randbemerkungen in dem Buche zu machen. Neben
den vielen Darstellungen des Fürsten wird auch diese ihre Freunde
unter den Bismarckverehrcrn finden.

„Aphorismen" hat Paul Niko laus Co ßmann bei Carl
Haushalter in München erscheinen lassen (Preis 2 M.). Wir ge-
denken gelegentlich, wenn uns der Raum dafür zur Verfügung steht,
aus der Sammlung einige Proben zum Abdruck zu bringen, die
selbige eigentlich am besten empfehlen könnten. Für heute sei
das vom Verleger niedlich ausgestattete Büchlein kurz allen denen
ans Herz gelegt, die an guten Einfällen ihre Freude haben. Coß-
manu hat es verstanden, die (einigen hübsch pointiert zum Aus-
druck zu bringen.

Ernst Kreidolfs „Blumenmärchen". (München,
Piloty L Löhle, 5 Mark.) Diese „Blumenmärchen" werden
den Rang, den das Ausland mit seinen illustrierten Kinder-
büchern uns abgelaufen hat, wieder erobern. Die Zeichnungen
geben eine vortreffliche Charakterisierung der einzelnen Blumen.
Die lithographische Technik, die sich durch leichte aquarellartige
Behandlung der klaren Töne auszeichnet, kann als mustergültig
für bunte Buchillustrationen, besonders für Kinderbilder gelten.
Das Ganze erinnert wohl an Walter Crane, ist dabei aber mehr
naturalistisch und weniger dekorativ als Cranes Oloras keast. Als
Probe sei die umstehende Illustration geboten.

Bon dem Verlage von Breitkopf L Härtel in
Leipzig liegt ein „Verzeichnis des Bücherverluges" und ein
„Weihnachtskatalog" vor. Das Verlagsverzeichnis be-
schränkt sich auf den Bücherverlag der letzten siebzig Jahre. Es
umfaßt 265 Seiten und legt ein beredtes Zeugnis von der
Rührigkeit des Verlages ab, die sich seit dem Eintritt des
vr. Ludwig Volkmann ganz besonders der Kunst angenommen
und eine Reihe illustrierter Werke, Kunstblätter, ästhetischer und kunst-
historischer Werke, Bildnisse unter das Publikum gebracht hat. R.

j?robe - Illustration aus Dscar Bie, „Das Alavier".
(Besprechung s. S. ^06.)

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