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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Geißler, Albert: Die fünfte nationale Kunstausstellung der Schweiz in Basel
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0064

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Die fünfte nationale Kunstausstellung der Schweiz in Basel.



duftigen, groß und leuchtend gegebenen
Schwarzwaldausschnitt zu zeigen.

Sonst sind noch zwei Stücke Italien
von F. Aerni, eine fabelhaft gut ge-
malte Gletscherpartie von W. Leh-
mann. eine tiefblaue, und in böck-
linischer Kraft rauschende „Stürmische
See" von W. de Goumois, unter
den Aquarellen eine Serie von drei
frischen, einfach aber tief gemalten
Landschaften von Chr. Baum-
gartner als das zu nennen, was
aus dem Gros heraustritt, unter dem
sich aber noch manch tüchtige Leistung
findet.

Im Genrebild tritt Segantini
mit einer „Mutterliebe" an die Spitze,
einem goldduftumflossenen, auch inner-
lich leuchtenden Stücke einfachster, ja
einfältigster, aber gerade darum so
eindrucksvoll wirkender Poesie. Hoch
poetisch ist ferner ein an die Präraffaeliten, vielleicht auch
an M. von Schwind gemahnendes Bildchen von Albert
Welti „Im Haus der Träume". Hans B. Wieland
giebt in einem „Sylvesterspuk in Bern" eine originelle
Komposition in etwas zu gesuchter Dunkelheit. Charles
Giron überrascht in einem Frauenbilde »veuil«
durch seine raffinierte Technik; Leon Gand hat ein
Stück Leben vom Genfersee in seiner äe tllo-

cüage« gut gezeichnet, natürlich gruppiert und frisch
gemalt. Denselben Vorzug haben hell in Hell gesetzte
„Waisen in Amsterdam" von G. Niccolet. Von der
großen Schar seien hier noch Ernst Breitenstein mit
seinem intimen Bilde „Meine Muse", Hans Bachmann
mit „urchigen" Holzschlittlern im Winter und der Orient-
maler Eugen Girardet mit einer sonnendurchglühten
„Phantasia" herausgehoben. Auch Ernst Stückelberg
tritt mit einem tief eindrücklichen Bilde „Sappho" wieder
einmal in einer Ausstellung auf.

Ganz gut ist das Porträtfach vertreten. Da steht
wohl Wilhelm Balmer, der auch ein koloristisch sehr

feines Genrebild „Perlmutter" ansgestellt hat, mit einem
frischen, tief und natürlich wirkenden Bildnis seines
Kollegen Garnjobst voran. Dann ist Fritz Burger da
mit zwei famos lebendigen, in charakteristischer Pose
erfaßten Herrenbildern. Auch ein Knabe von Eugene
Burnand findet mit Recht bewundernden Beifall, und
eigentliche Attraktionsstücke der Ausstellung sind zwei
überraschend, ja verblüffend frische Köpfe von dem
Impressionisten Kuno Amiet. Sodann erweisen sich
Professor C. Ritter, E. Beurmann und Max Buri
als Porträtisten von vielem Können, ausgestattet mit der
Fähigkeit, im Beschauer das Bewußtsein zu erzeugen, daß
die dargestellte Persönlichkeit ähnlich sein müsse. Unter
den malenden Damen ragen Louise Breslau mit intim
gestimmten, modern nervösen Contrejour-Porträten von
bedeutender Auffassung und Technik und Ottilie Röder-
stein mit sorgfältigen, altmeisterlichen Köpfen hervor.

Radierungen sind in stattlicher Zahl vorhanden;
obenan steht Karl Theodor Meyer in einer Serie fein
empfundener, durch ihre Luftperspektive überraschender
Landschaften.

Erfreulich ist die Zahl der Skulp-
turen in der Ausstellung. Da zeigt
sich vor allen Max Leu in vier
Porträtbüsten als ein Meister, der
bedeutenden Franzosen ruhig an die
Seite gestellt werden kann. Sein
Entwurf zu einem Stauffacherin-
Denkmal ist groß in den Linien und
eine schöne, innerlich redende, äußer-
lich sofort verständliche Gruppe. Auch
A. de Niederhäuserns „Heimweh"
ist ein vorzüglicher Kopf. Sodann
dürfen eine kraftvolle Riesenfigur Lro
lidertats« von Antonio Chiattone,
ferner Büsten von A. Heer und A.
Meyer, ein Köpfchen von M. Reh-
mond, sowie eine Serie von höchst
vollendeten Medaillen und Plaketten
des geschickten Ciseleurs Hans Frei
mit Auszeichnung genannt werden.
München. Albert Geßler.

Am Lanalc gründe zu Venedig von Gllglielmo Liardi.
 
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