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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Ziegler, Walter: Einiges über die Herstellungsarten von Tiefdruckplatten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0077

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Einiges über die kscrstcllungsartcn von Tiesdruckplatten.

Wird eine glatte und ebene Fläche mit Vertiefungen
oder Rauheiten versehen, so kann sie druckfähig werden
und es bleibt sich von diesem Standpunkte aus ganz
gleich, ob die Striche, Punkte und Flecken mittelst Nadel,
Stichel, Diamant u. s. w. oder mittelst Säuren, Aetzpasten
und dergleichen erzeugt werden. Ob die Platte aus Stahl,
Kupfer, Zink, Celluloid oder einem anderen Material ist,
hat nur auf die Anzahl der guten Drucke einen Einfluß.
Ob dann die bearbeitete Platte mit schwarzer, roter, grüner
oder weißer Farbe versehen wird, und ob auf Papier,
Atlas oder Pergament gedruckt wird, das
alles ist nur der Willkür des Künstlers über-
lassen. Aber für eine bestimmte, vom Künstler
gewollte Erscheinung unter der großen An-
zahl von Techniken das richtige Ausdrucks-
mittel zu finden, dazu gehört der richtige
Einblick, das Kennen und Können aller dieser
Techniken.

Die am meisten geübte Technik ist wohl
die Radierung, weil sie die ursprünglichste
ist und für den Zeichner keine weiteren
Schwierigkeiten bietet. Es wird hierbei eine
Metallplatte mit einer säurcundurchlässigen
dünnen Schicht überzogen und mit einer
Nadel diese Schicht durchritzend gezeichnet,
hierauf werden die gezeichneten Striche, welche
von der Firnisschicht bloßgelegt sind, durch
Säuren, die das Metall auflösen, vertieft.

Der Künstler, der sich aber nicht länger mit
der Handhabung des Stichels und anderer
Werkzeuge und Mittel geübt hat, wird sich
mit der einfachen Aetzung seiner minder
Nadel gemachten Zeichnung begnügen müssen,

eigentliche Malerradicrungen erscheinen daher für den
Laien oft unfertig und skizzenhaft. Die Malerradisten
bezwecken wohl oft nur diese skizzenhafte Ausschreibung
ihrer Gedanken, öfter jedoch fühlen sie das Bedürfnis,
ihre Radierungen weiter ausznführen und die Tonwerte
zu stimmen.

Wir sehen in den graphischen Ausstellungen unter
den bildlich abgerundeten Arbeiten Wohl wenige, die nur
durch einfache Radierung erzeugt wären; die meisten
graphischen Arbeiten sind mit gemischter Technik herge-
stellt. So sehen wir Radierungen, die mit dem Stichel
fertig gemacht sind, wir sehen Stiche, die mit der Radier-
nadel vorgearbeitct wurden und bekommen Arbeiten zu
sehen, bei denen Stich und Radierung, sowie Aquatinta,
Roulette und andere Mittel in Anwendung gebracht
wurden. Man muß daher bei derartigen mit gemischter
Manier hergestellten Arbeiten eine Haupttechnik unter-
scheiden, die durch Nacharbeit mit Hilfsmitteln erst zu
der fertigen, abgerundeten Erscheinung gebracht wurde.

Viele dieser Hilfsmittel erlauben aber auch selbstän-
dige Arbeiten, und manche Malerradisten bedienen sich
beinahe ausschließlich des einen oder anderen derartigen
Hilfsmittels, das ihrer Eigenart am nächsten kommt und
haben Wohl auch durch empirische Versuche, ferner durch
Beobachtung von Zufälligkeiten während der Arbeit, neue
Techniken erfunden, mit welchen sie oft gute Werke ge-
schaffen haben, die dann den Namen „Radierung" natür-
lich nicht mehr verdienen. Es ist selbstverständlich, daß
von Graphikern aller Zeiten derartige Versuche augestellt
wurden, diese von den Künstlern ausgeklügelten Verfahren
werden als Erfindungen geheim gehalten und solche Ge-
schäftsgeheimnisse als ausschließliches Eigentum von ihnen
behandelt. Mir dünkt es aber für richtiger, wenn solche
Errungenschaften Gemeingut werden, denn nicht das
Mittel und Handwerkszeug, sondern das rein Künstlerische
in der fertigen Arbeit soll den Meister loben.

Wenn ich daher auch einige neue selbsterfundene
Verfahren den Kollegen preisgebe, so hoffe ich der Kunst
genützt zu haben, wahre mir aber das Recht, bei Ge-
brauch dieser Techniken als Erfinder genannt zu werden.

Nach einer Radierung auf Lelluloid.
^elbsterfundene Technik von Malter Ziegler.
 
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