Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

DOI Artikel:
Mortimer, Richard: Berliner Kunstbrief
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0136

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
von Richard Mortimer.

101

Das neue Aanstlerbaus
in Berlin.

Nach dem Entwürfe von
Aarl Hoffacker.

am Rande der tosenden Geschäftsstadt und doch schon
mitten in einer der stillen, vornehmen Tiergartenstraßen,
der Bellevuestraße, erhebt sich das neue Künstlerhaus,
ein Werk des Architekten Prof. KarlHoffacker. Die
Umstände machten es notwendig, dasselbe aus den Formen
eines alten Gebäudes herauszubauen und es war schon
allein keine leichte Aufgabe, in die zwar leidlich vornehme,
aber doch langweilige Fassade etwas Phantasievolles, wie
es das Künstlerhaus doch haben sollte, einzugliedern.
Hoffacker aber benutzte das gegebene Motiv und schuf
eine durch ihre Ruhe monumental wirkende Fläche, die
rechts und links durch zwei Risaliten abgeschlossen wird.
In der Mitte erhebt sich das Portal, das nach obenhin
in eine ornamentale Gliederung auswächst, die ein Mosaik-
bild umschließt. Eine breite Freitreppe führt zur Vor-
halle, die mit einem flachen Korbgewölbe überdeckt durch
das Haus hindurch bis zur Haupttreppe führt. Rechts
und links dieser Vorhalle gliedern sich kleine Ausstellungs-
räume an, sowie ein Restaurationsraum und der Aufgang
zu den Clubräumen. Hier schon erkennt man den ge-
schickt gelösten Grundriß. — Eine breite Marmortreppe
führt in der Richtung weiter zum Portal des großen
Ausstellungssaales, das in Esche und Eiche ausgeführt,
den Beginn und die Blüte des Vereins symbolisiert. Die
sich nun wendende Treppe führt in zwei Aufgängen zu
einem luftigen Vorraum für den eigentlichen Festsaal, der
nun den Oberstock des Vorderbaues einnimmt. Seine
Decke wird durch ein in Dreiteilung gehaltenes Tonnen-
gewölbe gebildet. Auf der einen Seite befindet sich die
Bühne, auf der anderen eine Empore, hinter der sich ein
großes dekoratives Bild von Max Koch ausdehnt. Die

mittelste Wölbung der Decke umschließt ein großes Ober-
licht, das dem Raum eine Helle luftige Wirkung verleiht.
Die dekorative Ausgestaltung des Raumes bewegt sich
in Anklängen an altnordische Stilarten, die sich in den
Malereien sowohl als auch in der plastischen Durchbildung
der Holz- und Steinarchitektur zeigt. Links schließt sich
ein in Hellen Tönen gehaltener Damensalon an. Die
Ausstellungsräume, zu denen der Festsaal hinzugezogen
werden kann, zeigen durchweg eine sehr günstige Belichtung
und bilden in der Art der Dekorierung der Wände einen
vorzüglichen Hintergrund für die Ausstellungsobjekte. Die
eigentlichen Vereinsräume, die Kneipzimmer, Billard-
zimmer, Bibliothekräume rc. sind alle in behaglichster
Weise eingerichtet. An der Hinterfront des Hauses
schließt sich ein kleiner Garten an, der ebenfalls im
Sommer geselligen Zwecken dienen wird.

Die Ausstellungen des Künstlerhauses haben eine
rechte Enttäuschung gebracht. Gleich vorn beim Eingang
sind einige kleine Zimmer, deren Inhalt die Vermutung
berechtigt, daß, wenn solche Sachen überhaupt ausgenommen
werden, das Niveau der Gesamtausstellung nicht allzu
hoch angenommen werden kann. Diese Befürchtung be-
stätigt sich. Einige vorzügliche Werke, viel Mittelware
und eine große Reihe von Undiskutierbarem bilden die
Ausstellung. Sollte man von ersteren etwas nennen, so
wäre das ein großes Bild von L. von Hofmann,
zwei der kleinen Tempera-Bilder von dem Münchner
Dill, die an Feinheit in Deutschland ziemlich unerreicht
dastehen. Ein großes, sehr schönes Porträt von Schuster-
Woldan, das im Münchner Glaspalast war, und einige
andere. Auch die zweite Ausstellung ist flau. Hier bilden
 
Annotationen