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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- und Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler – Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0146

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Personal- und Atelier-Nachrichten. ioq

nächst die Konkurrenz ausgeschrieben werden, über welche wir
seiner Zeit Bericht erstatten wollen. — Wie im vergangenen Jahre
stellte auch dieses Jahr die Nagy-Bänya-er Künstlergruppe an die
Gesellschaft für bildende Kunst das Ansuchen, im Rahmen der
Winterausstellung in separaten Sälen ausstellen zu können, mit
der Bedingung die Aufnahmsjury und Hängekommission' aus
ihrer Mitte wählen zu dürfen, und an allen Auszeichnungen,
Staatsankäufen partizipieren zu können. Das Gesuch wurde mit
derselben Motivierung wie im Vorjahre: Gleiches Recht für alle
— zurückgewiesen.—Im Laufe dieses Sommers sind hier zwei
neue Rundbilder eröffnet worden. Das eine ist „Der Huldigungs-
zug der ungarischen Komitate vor dem König am 8. Juni 1896"
von Frz. Eisenhut. ein auch in München gut bekannter Name.
Leider können wir das Panorama nicht als gelungen bezeichnen,
denn so gut es gedacht und angeordnet ist, so wenig befriedigt
die Ausführung. Die primitivste Bedingung, die der körperlichen
Täuschung, fehlt und man sieht trotz der Entfernung, daß es
gemalt und nicht einmal besonders gut gemalt ist. Unvergleichlich
besser ist das andere Panorama „Die Schlacht bei Nagy-Szeben
im Jahre 1849". Es stellt den Sieg der Ungarn unter Bem
gegen die Russen dar und wurde von dem polnischen Maler Jan
Styka im Verein mit Vägö und Sp-inyi gemalt; es erfüllt
alle Anforderungen, die man an ein gutes Panorama stellen kann:
gute Zeichnung, Lebendigkeit, vorzügliche Landschaft und plastische
Täuschung. — Am 30. September starb im Alter von 26 Jahren
in Kaschau der Maler und Radierer Akos von Aranyossy.
Derselbe war Schüler von Löfstz, Höcker und Raab. lssroi
te. Düsseldorf. In dem Wettbewerb um den Preis der
Abraham Wetter-Stiftung, bestehend in einem Reisestipen-
dium für Italien im Betrage von 3000 M., ist der junge
Genremaler Adolf Schönnenbeck, ein Meisterschüler der
hiesigen Kunstakademie, Sieger geblieben. Seine eingereichte
Zeichnung, zwei westfälische Bauern im Gespräch, sehr charakter-
voll und echt darstellend, wurde von den Preisrichtern als die
beste der eingelieferten Arbeiten bezeichnet. Die Preisrichter waren
Akademiedircktor Professor Peter Janssen, Oberbürgermeister
Geh. Regierungsrat Lindemann und Professor Andreas Achen-
bach. Nach der letztwilligen Verfügung des Stifters dieses
Stipendiums soll das Preisgericht stets bestehen aus dem je-
weiligen Direktor der Düsseldorfer Akademie, dem Oberbürger-
meister der Stadt Düsseldorf und dem ältesten Düsseldorfer Künstler.

-n> Königsberg. Am 14. November wurde durch eine
ernste würdige Feier die mit Wandgemälden dekorierte Aula des
hiesigen Altstädtischen Gymnasiums wieder eröffnet und geweiht,
nachdem sie nahezu zwei Jahre der Benutzung entzogen
war. Die Ausführung dieser Wandmalereien war, wie wir seiner
Zeit berichteten, dem Maler Bischoff-Culm in Berlin, einem
früheren Schüler der hiesigen Akademie, und Emil Dörstling
hier, übertragen worden. Diese Bilder stellen die olympischen
Spiele dar. Die beiden Künstler haben sich ihrer Aufgabe mit
vielem Geschick und regem Interesse für den Gegenstand entledigt
und der Aula durch ihre Werke einen durchaus edlen Schmuck
geschaffen. Das große Mittelbild von Bischofs stellt den Wettlauf
in Olympia, oder besser gesagt, das Ende desselben dar. Wir
sehen das Stadion im Vordergründe, im Mittelgrund den Tempel
des olympischen Zeus, während weiter zurück der älteste Tempel,
das Hereion und davor das Metroon sichtbar werden. Vier
Läufer erstreben das ersehnte Ziel, wo sie von den durch ihre
Purpurmäntel ausgezeichneten Hellanodiken, die Kampfrichter,
empfangen werden. Die Bilder Dörstlings, zu den beiden Seiten
des elfteren, stellen unter schattigen Bäumen die Uebungsplätze
für den Diskuswurf und den Ringkampf dar. Hell und sonnig
zeigt sich das große Mittelbild und obgleich der Vorwurf mannig-
fache Schwierigkeiten in der Komposition und Farbengebung bot,
so sind dieselben doch recht geschickt überwunden und das Ganze
stellt sich unseren Blicken als sehr gelungen dar. Die beiden
Seitenbilder von Dörstling, deren Vorgänge sich, wie gesagt, an
schattigen Plätzen abspielen, bilden für das Mittelbild eine ruhige
Umgebung, durch sie erhielt die ganze Wanddekorativn etwas
Geschlossenes. Durch edle kräftige Männergestalten und eine,
wenn auch auf nicht breiter Fläche, räumlich sehr geschickt zum
Ausdruck gelangte landschaftliche Umgebung, zeichnen sich die
Bilder Dörstlings vorteilhaft aus, während Bischofs in seinem
Mittelbilde das Sonnige im ganzen und das erregte Strebende
in dem Gesichtsausdruck der Wettläufer, sowie das Angespannte
aller ihrer Kraft voll zur Geltung gebracht hat. Alles in allem
war es ein prächtiger Gedanke ehemaliger Schüler der Anstalt,
mit Unterstützung der Stadt- und der hohen Staatsbehörde der
Schule einen so schönen Schmuck zu schaffen. Sonst war hier in

diesem Herbst noch wenig von Kunstwerken in die Oeffentlichkeit
gelangt und zur Ausstellung gekommen. Die Teichertsche Kunst-
handlung brachte mehrere Arbeiten hiesiger Damen aus der Mal-
schule unseres bewährten Landschaftsmalers Fritz Dägling,
unter welchen sich manches Erfreuliche zeigte. Ferner von Fräulein
Sinnhuber, Memel, ein gelungenes Bild von den Ufern des
Kurischen Haffs und ein Strandbild von Fräulein G. Kamke.
Auch Fräulein Ella von Schmidt hatte wieder einige Spree-
waldbilder ausgestellt.

— Berlin. Die kgl. Akademie der Künste veranstaltete
am 29. Oktober eine Gedächtnisfeier, zu Ehren des im Mai d. I.
verstorbenen Professors Friedrich Geselschap und daran an-
schließend eine Ausstellung seines künstlerischen Nachlasses. Wir
unterlassen es, auf diese heute einzugehen, da wir eine reich-
illustrierte umfangreiche Würdigung des Geschiedenen in einem
besonderen Hefte unserer Zeitschrift vorbereiten. Professor von
Oettingens Gedächtnisrede ist mittlerweile auch im Buchhandel
erschienen (E. S. Mittler L Sohn in Berlin, Preis 60 Pf ).

— Berlin. Aus der Ernst Reichenheim-Stiftung sind
für 1898/99 zwei Stipendien von je 600 Mark an die Maler
Max Fabian und Reinhold Strehmel, beide aus Berlin,
verliehen worden. l^rs;

— Moskau. W. Wereschagin arbeitet dem Vernehmen
nach an einem Gemälde „Napoleon auf den Höhen von Borodino",
das mit einem zweiten zu schaffenden Bilde „Rast der großen
Armee" den Bilder-Cyklus „1812" zu Ende führen soll. M?»!

— Paris- Zum Nachfolger Puvis de Chavannes in der
Präsidentschaft der Laciete nationale äes Leaux ..Vrts (Lbamp cle
Llars Salon) ist Carolus Duran erwählt worden. iösiSl

* Dresden. Auf das zweite Preisausschreiben
des kgl. Ministeriums des Innern für Ansichtspostkarten
aus dem Königreich Sachsen waren 393 Einsendungen mit 1139
Entwürfen eingegangen. Davon wurden 436 Entwürfe als
„zum Wettbewerb ungeeignet" auf Grund des Preisausschreibens
vom Preisgerichte von der öffentlichen Ausstellung ausgeschlossen.
Das ist der umfänglichen Ausstellung natürlich sehr zugute ge-
kommen. Die Preisrichter erteilten zwölf erste Preise zu je 100 M.
und zwölf zweite Preise zu je 50 M. Erste Preise erhielten
Paul Leuteritz z. Z. in Paris (Motiv: sächsische Steinbrecher);
Richard Hagn in Dresden (Dampsschiff-Absahrtstelle in Dresden-
Altstadt); Adolph Nölher in Blasewitz (Pirna, Weesenstein,
Pfafsendorf und Königstein); Georg Voigt in Meißen (Motiv:
Meißen); Walter Zeising in Leipzig (Nikolaikirche in Meißen);
Rudolf Köselitz in Langebrück (Schwarzenberg bei Nacht); Fritz
Brändel in Schwarzenberg (Schwarzenberg im Sommer);
G. Köller in Dresden (Springbrunnen auf dem Zwingerwall in
Dresden, Keppmühle bei Pillnitz); Emil Glöckner in Dresden
(Weesenstein). Ten größten Erfolg (drei erste und zwei zweite
Preise) hat Adolph Nöther in Blasewitz davongetragen, der auch
schon bei dem ersten Preisausschreiben unter den Preisträgern
war. Das Preisausschreiben muß als erfolgreich bezeichnet werden.
Figurenbilder, insbesondere aus dem volkstümlichen Leben, sind
diesmal weit stärker vertreten, als bei dem ersten Preisaus-
schreiben. Namentlich die Motive welche bei dem Ausschreiben
ausdrücklich genannt waren, haben zahlreiche Bearbeiter gesunden.
Die Entwürfe werden zuerst in Dresden, dann in Leipzig aus-
gestellt. Von der Ermächtigung, die Verkaufspreise ihrer Ent-
würfe anzugeben, haben die meisten Einsender Gebrauch gemacht.
Infolgedessen können die Entwürfe nebst dem Vervielfältigungs-
recht sofort in der Ausstellung angekauft werden. Msö;

tll. Rom. In, Turin ist, sünfundsünfzig Jahre alt, der
bekannte Generemaler Ouadrone gestorben. Nachdem er 1865
mit einem „Victor Pisani im Kerker", 1866 mit einem „Hamlet"
und 1868 mit seinen „Märtyrern" (L la Chateaubiand) Aussehen
erregt, warf er sich ganz auf das kleine Genrebild, in dem er
bald Hervorragendes leistete. Thalsächlich sind alle Galerien
Italiens voll von den miniaturartig feinen Bilderchen Ouadrones-
Uebrigens war letzterer auch als Tiermaler von Bedeutung, lssös;

re. Düsseldorf. Am 22. November starb der in Reval
(Esthland) geborene, seit langen Jahren hier ansässige Land-
schaftsmaler Eduard Spoerer, dessen feine und mit außer-
ordentlicher Sorgfalt ausgeführte Bilder, insbesondere seine
Motive von der brctagnischen Küste, sehr geschätzt sind. Seine
Naturauffassung und Behandlung entsprach der Richtung der
Dückerschen Schule. In der letzten Zeit malte Spoerer auch
Motive aus dem Rhonethal in interessanter Auffassung.

— Gestorben: In Moskau am 7/19. November die
Malerin Helene Dmitriewna Polenowa; in Berlin der
Kostümmaler Carl Wilhelm Schüssel im Alter von 56Jahren.
 
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