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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- und Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler – Vermischte Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0148

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Denkmäler. — vermischte Nachrichten.

Ul

und ein Ganzes geschaffen, das durch die Vornehmheit des Ge-
samt-Eindrucks, durch den erlesenen Geschmack und die brillante
Technik vieler einzelner Leistungen Künstler und Laien, Amateur-
und Berufsphotographen im gleichen Maße erfreut und fesselt.
Alles in allem genommen, entspricht das Bild, das diese inter-
nationale Kollektion von dem Heuligen Stand der künstlerischen
Photographie giebl, fast in voller Uebereinstimmung demjenigen,
das Alfred Lichtwark in dieser Zeitschrift (Heft vom 15. Februar 1898)
entworfen hat. Es ist demnach überflüssig, in unserm Bericht
auf Einzelheiten einzugehen; immerhin seien ein paar Aussteller-
namen genannt, um dem Kundigen darzulhun, wieviel Vortreff-
liches hier zusammen kam. Von deutschen Städten steht, wie
recht und billig, nach Qualität und Quantität Hamburg an
erster Stelle: die Brüder Th. und O. Hofmeister, vr. Arning,
O. Bozenhardt, U. Brandt, vr. Carstens (Wandsbeck),
G. Einbeck, Gehrkens jun., C. Kindermann, vr. Linde,
G. W. Müller, Gust. Trinks, geben mit ihren Arbeiten einen
Begriff von der eifrigen, zielbewußten Pflege, die die Hamburger
Amateurphotographen ihrer Kunst zu teil werden lassen.
München ist nur durch F. Matlhies-Masuren mit seinen
vorzüglichen Bildnisaufnahmen vertreten; Berlin ebenfalls nur
mit zwei Namen: Frau Alma Lessing und Otto Rau,
Fr. Behrens (Rogasen), Otto Scharf (Creseld) und Carl
Winkel (Göttingen) liefern den Beweis, daß auch auf diesem
Gebiet die der deutschen Kultur eigentümlich« und notwendige
Decentralisation herrscht und erfreuliche Resultate aufzuweisen
hat. Aehnlich unter den österreickischen Ausstellern Hauptmann
David in Lemberg und Graf Chotek in Groß-Priesen (Nord-
böhmen). Das hervorragendste hat die österreichische Amateur-
Photographie aber doch in den Werken des Wiener Trifoliums:
vr. Hugo Henneberg, Heinr. Kühn (dieser jetzt in Inns-
bruck) und Professor Watzek erreicht. Diese sind es, die mit
einer langen Reihe ihrer besten und berühmtesten Schöpfungen,
neben den Hamburgern den Kern der Ausstellung bilden. Von
Ausländern greifen wir, beispielshalber, heraus die Pariser
Demachy und C. de Mazibourg, die Belgier Alexander
und Marissiaux, den Schotten Craig Annanund — zuletzt
doch nicht als letzten -— den New Uorker Alfred Stieglitz. —
Im ganzen sind es mehr als dreihundert Nummern, darunter
kaum eine unter Mittelgut, wohl aber eine große Zahl vollendeter
Leistungen. Es wird interessant sein, zu sehen, ob und in welchem
Umfang diese photographische Ausstellung die MünchnerDilettanten
der Camera anrcgen wird. Daß das Kunstverständnis der Laien
> durch zielbewußte Pflege der Liebhaberphotographie nicht abge-
lenkt, sondern oft erst geweckt und geschult wird, kann nach den
Erfahrungen, die Alfred Lichtwark in dem oben genannten Aufsatz
mitteilt, nicht mehr bestritten werden. Daß die künstlerische
Photographie auch die Künstler selbst lebhaft interessiert, läßt sich
aus der Teilnahme erkennen, die sie der Ausstellung von Anfang
an entgegenbrachten.

— Stuttgart. Die Münchener „Secession" wird hier
Um Februar des nächsten Jahres eine neuerliche Ausstellung ver-
anstalten. l«sesi

— Plauen i. V. Unser Kunstverein veranstaltete vom
14. November ab seine letzte diesjährige Ausstellung, die eine
Vorführung von Düsseldorfer Künstlern brachte. Dankbar

wird es in unserer Stadt, wie auch in der näheren und weiteren
Umgebung derselben empfunden, daß die Ausstellungen des
Vereins Sonntags nachmittags bei einem nur ganz geringen
Entree geöffnet sind. lssess

— Frankfurt a. M. Im Kunst-Salon Hermes ist
augenblicklich ein bisher unbekanntes, öffentlich nie ausgestelltes
Gemälde von Arnold Böcklin, „Die Melancholie" aus dem
Jahre 1879 zur Vorführung gebracht. lSLass

* Dresden. Das Ludwig Richter-Denkmal in
Dresden ist leider eine ziemlich verunglückte Schöpfung geworden.
Man hat aus Richter, dem feinen zurückhaltenden Manne, einen
Koloß mit unverhältnismäßig großem Kopfe gemacht, und eine
im Verhältnis zwergenhafte Architektur zieht sich im Halbkreis
um diese sitzende Figur. Leider ist auch der Kopf nur von ge-
ringer Aehnlichkeit, und das ist um so verwunderlicher, da der
Bildhauer dem größeren Ausschuß für das Denkmal seiner Zeit
einen viel besseren Kopf vorgeführt hat. Man geht daher wohl
nicht fehl, wenn man annimmt, daß durch die engere „Ueber-

wachtlitgskommission", die den Künstler viermal bei seiner Arbeit
im Atelier „korrigiert" hat, diesem schließlich Lust und Kraft ab-
handen gekommen sind. Schade, daß gerade einen Mann wie
Ludwig Richter das Mißgeschick eines so verunglückten Denkmals
getroffen hat.

— Darmstadt. Das dem verewigten Großherzog Lud-
wig IV. gewidmete, von Professor Fritz Schätzer (Berlin) aus-
geführte Reiterstandbild ist am 25. November enthüllt worden.

— Görlitz Vom Ruhmeshallen-Komitee wurde die Aus-
führung eines Doppelstandbilds der Kaiser Wilhelm I. und
Friedrich III. dem Professor Johannes Pfuhl (Charlottenburg)
übertragen und dafür 49900 M. bewilligt.

' Dresden. In einer der letzten Kreisausschußsitzungen
wurde erfreulicherweise darüber beraten, wie man der Verun-
zierung schöner Landschaften durch Reklameschilder
wirksam begegnen könne. Die Amtshauptmannschaft Dresden-
Neustadt hat angeregt, es möchten gegen häßliche Reklamen in
freier Natur Vorschriften erlassen werden. Freilich erscheint der
Stoff ziemlich schwierig zu behandeln und müßte dem Ermessen
der Behörden ziemlich viel freier Spielraum gewährt werden.
Das Ministerium müßte durch eine landesgesetzliche Verordnung
Reklamefchilder verbieten, welche landschaftliche Bilder zu stören
geeignet wären, und nicht bloß im Freien, sondern auch innerhalb
geschlossener Ortschaften müßte es der Behörde Vorbehalten bleiben,
die Entfernung der Schilder im einzelnen Falle zu verfügen,
ohne daß eine allgemeine Konzessionspflicht eingesührt zu werden
brauchte. Der Kreisausschuß sprach dann noch nach langer und
lebhafter Erörterung den Wunsch aus, daß zur Beseitigung des
Uebelsiandes eine solche landesgesetzliche Verordnung erlassen
werden möchte und diese Verordnung müßte sich auch auf die
vor dem Erlaß angebrachten Schilder erstrecken. Es unterliegt
keinem Zweifel, daß die sächsische Regierung dieser Aufforderung
Nachkommen wird und daß somit auch die Elbufer in der Sächsischen
Schweiz, die Felswände in Meißen, die Berge in der Lößnitz
u. s- w. von den abscheulichen Reklamen bald ebenso gesäubert
werden, wie man damit in den Rheinlanden bereits den Anfang
gemacht hat.
 
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