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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten
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Ausstellungen und Sammlungen.'


eine große Anzahl seiner Wasserfarben-Bilder gebracht, die in ihrer
fabelhasten Tonabitufw'g. dem zarten Schimmer der Farbe und
dem Perlmutterglanz ihrer Oberfläche geradezu einzig in Deutsch-
land dazustehen scheinen. Aehnliche Qualitäten, wie die im ver-
gangenen Monat bei Schulte ausgestellten Werke, zeichnen auch
die neuen aus. und eines erscheint schöner als das andere. Ihm
sehr ähnlich ist Holzel, der manchmal direkt in Dills Fußstopfen
zu schreiten scheint. Nicht so traumhaft zart wie dieser, aber mit
ähnlichem Streben und jedenfalls überall interessant. Von Berliner
Künstlern erscheint Hans Herrmann mit einer großen Anzahl
neuer Aquarelle als einer der elegantesten Beherrscher der Technik,
die er zu einer Farbigkeit und Sattigkeit des Tons zu steigern
weiß, die direkt mit dem Oelbild konkurriert, ohne die besonderen
Qualitäten des Oelbildes imitieren zu wollen. Leistik ow, Lieber-
mann, Skarbina, Friedrich Stahl, Dora Hitz stehen neben
ihm mit vereinzelten kleineren Werken, die für ihre Kunst charakte-
ristisch sind. Mit Keller-Reutlingen, Hübner, Dettmaun,
Bartels ist das bemerkenswerteste genannt. — Der Kunstsalon
KellerLReiner brachte eine Kollektiv-Ausstellung von Lesser
Ury. Ein großes Bild „Adam und Eva" ist so schlecht, daß es
sich nicht verlohnt, darüber zu reden. Man meint, der selige
Wiertz sei auserstanden, nur hätte der es doch noch viel besser
gemacht. Auch die großen Landichastsimpressionen sind von einer
Roheit, daß man sie kaum in die Rubrik Kunst rechnen kann. Da,
wo sie in ganz kleiner Form auftreten, werden sie erträglicher, ohne
jedoch tieferes Interesse zu erwecken. Vom Ganzen hat man den
Eindruck eines Talents im Verfall. Heilemann zeigt sich als ein
geschickter Porträtist von sicherem Können, nicht gerade besonders
psychologisch tief oder malerisch verfeinert, aber mit der unbe-
kümmerten Verve, die auf den gewandten Illustrator deutet. Von
dem schon bei der Ausstellung des Künstlerhauses erwähnten
Hübner befanden sich auch bei Keller L Reiner eine Anzahl Ar-
beiten, deren Betrachtung dasselbe Resultat wie oben ergiebt. —
Im Kunstsalon Ribera ist unter den neu ausge-
stellten Arbeiten eine Sonderausstellung von Hans Ba-
luschek, einem Künstler mit so ausgesprochener persön-
licher Note, daß man auf ihn aufmerksam machen muß.

In einem Cyklus von großen, farbigen Zeichnungen
schildert er das Leben der Eisenbahn und ist meines
Willens einer der ersten, der die Poesie dieser Seite der
Neuzeit in säst episch zu nennender Form ausfaßt. Noch
ist nicht die letzte Klärung eingetreten; das Bildformat
läßt wobl nicht die eigentliche Lösung seiner Probleme
zu, sondern die richtige .Kunstform dafür würde in das
Gebiet der graphischen Künste weisen. Noch mehr macht
sich das fühlbar bei seinen im großen Format gehaltenen
Oelbildern, die genrebafte Schilderungen aus dem Leben
des Proletariers zum Vorwurf haben. Mit einer quälend
zu nennenden Nüchternheit und scharfer Beobachtung
zugleich giebt er Scenen, die gerade dadurch, daß sie in
großer Bildform niedergeschrieben sind, unerträglich werden,
während sie als farbige Lithographien wohl am Platze
wären. Seine für Zeitschriften gezeichneten Blätter, in
denen er sich über das unangenehme Berliner Spießbürger-
und Proletariertum halb lustig macht, halb freut, sind
nicht ganz von jener intimen Erfassung der Stimmung
und Charakterschilderung, wie seine in Bildform gehaltenen
Werke. Mögen seine Hasenheiden-Hvwnen auch noch so
unsympathisch sein; in seinem Eisenbahn-Cyklus hat er
bewiesen, daß er einen Anspruch auf ernsthafte Be-
achtung hat Ganz das Gegenteil davon ist ein großes
Bild von Ulm er, von weicher, träumerischer Land-
schastsstimmung mit dem Titel „Freies Land". Die
Kollektiv - Ausstellung von Theodor Sagen bringt
eine Menge nüchterner Studien und Bilder, die wenig
sagen; einige Arbeiten von A. Lamm deuten auf ein
sympathisches Talent, was noch im Suchen ist und dem
es noch am Können fehlt, das aber ausgesprochene per-
sönliche Noten zeigt. Zwei der Worpsweder, Vogeler
und Overbeck, haben sich mit Radierungen eiugefunden,
die man wohl mit zu dem Besten rechnen kann, was
die Worpsweder Schule überhaupt hervorgebracht — Bei
Gurlitr glänzen drei große Namen: Menzel. Böcklin
und Klinger. Der weibliche Studienkops des ersteren
(in Bruckmanns großem Menzelwerk reproduziert) ist eine
ausfallende Arbeit, auftallend durch seine Lebensgröße, die
man bei Menzel so wenig gewohnt ist. Man hat nicht
den Eindruck, daß dieses Format dasjenige ist, welches
Menzel am meisten „liegt"; wenigstens scheint dieser Kopf

s7,

nicht den besten Arbeiten in verkleinerter Größe anzureihen
zu sein. Böcklins zum erstenmal ausgestellte Bilder: „Pan
und die Dryaden" und ein „Frühlingslied" (Aquarell) sind
ebenfalls keine Arbeiten, die man zu den bedeutendsten Böcklins
rechnen könnte, jedoch wie von so einem Meister nicht anders
zu erwarten, hochinteressant. Besonders das elftere, welches
scheinbar eine unfertig gebliebene Anlage oder eine große
Skizze ist, zeigt im Technischen sehr klar die eigentümliche Art,
wie Böcklin seine Bilder zu beginnen Pflegt, was für Maler
von großem Wert sein muß. Aber auch in diesem unfertigen
Zustand enthält es schon ganz die reiche Stimmung, weiche
Böcklin säst mit jedem Strich hervorzuzaubern weiß. Erfreulich
ist die Gelegenheit, hier drei unbekannte Zeichnungen Max
Klingers kennen zu lernen, welche aus früheren Jahren, zum
Teil aus Brüssel stammen. Den breitesten Raum in Anspruch
nimmt eine Kollektion von Arbeiten Robert Fowlers, die den
guten Eindruck, den Fowler mit seinen ersten Arbeiten in Deutsch-
land machte, gewiß bei allen, die sie sehen, verwischt. Man wird
bemerken, daß Fowler im Grunde nur eines jener kleinen, an-
mutigen Talente ist, die, da sie sich eng an die besten englischen
Vorbilder und ihren verfeinerten Stil an lehnen und so eine ge-
wisse Zartheit und Neuheit der Erscheinung mit sich brachten, hier
vielleicht von manchem für echte Kunst gehalten wurden. Aber
an der großen Zahl von Landschaftsskizzen, Studien und kleineren
Bildern wird man leicht sehen, wie flau, wie unendlich flau diese
ganze Kunst Fowlers ist, die sich eben nur in einzelnen eklektischen
Arbeiten ertragen läßt. — Bei Casiirer ist eine größere Thoma-
Ausstellung. die jedoch kaum etwas Neues bringt, sondern eine gut
gewählte Zusammenstellung der Arbeiten, die man im übrigen
Deutschland in den letzten fünf Jahren kennen zu lernen genug
Gelegenheit hatte. Von neuem wird höchstens klar, wie gut schon
die ältesten Arbeiten Thomas waren, die man damals gewiß
nicht verstand. sMsss

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