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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Schaarschmidt, Friedrich: Die Düsseldorfer Künstler-Vereinigung 1899
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Die Düsseldorfer Künstler-Vereinigung Don F. Lchaarschmidt.

2-^7

I. Ausstellung der Düsseldorfer Künstler-Vereinigung sSSst.

zu erregen. Die Akademie hat freilich schon seit Jahren
einen großen Teil ihrer alten Bilder sehr zu ihrem Vor-
teil auf Helle Wände gehängt, ohne indessen bis jetzt
Nachahmung gefunden zu haben.

Der künstlerische Charakter der Ausstellung war in-
folge des Zusammentreffens von Malern der verschieden-
sten Richtungen von einer überraschenden Vielseitigkeit.
Jene Gleichartigkeit, welche sich so oft in den Ausstel-
lungen von Künstlervereinigungen bemerkbar macht, die
ein allzu verwandtes Streben zusammengeführt hat, war
somit hier auf das glücklichste vermieden. Von dem
älteren Kostümgenrebild bis zum jüngeren Proletarier-
genre, vom sonnigen Freilichtbild bis zu dem neuerdings
wieder in Mode kommenden tiefgestimmten Porträt, von
der farbig dekorativen Skizze bis zur realistischen Land-
schaft, waren alle Richtungen vertreten und nur in der
sorgfältigen Auswahl und der gleichmäßigen Güte des
Gebotenen fand sich der gemeinsame Zug,
der die einzelnen Werke miteinander ver-
band. — Es kann nicht die Absicht dieser
Zeilen sein, die etwa vierzig Bilder, Studien,

Zeichnungen, die ausgestellt wurden, kritisch
zu beleuchten; jeder der dreizehn Künstler
war mit Werken vertreten, die seine Eigen-
art Prägnant und in treffender Weise zum
Ausdruck brachte. So brachte R. Böninger,
einer der wenigen Freilichtmaler, die Düssel-
dorf besitzt, sein von München her bekanntes
und in H. 23 d. vor. I. schon wiedergegebenes
„Idyll", eine Reihe frischer Naturstudien
aus dem Süden und Porträtskizzen. Hein-
rich Heimes sucht seine Motive meist in
Holland, um sie ebenfalls in durchaus
moderner und farbiger, dabei zuweilen sehr
stimmungsvoller Weise zu verarbeiten. Im
Gegensatz zu diesen beiden steht Professor
Bergmann, der seine, mit vortrefflicher
Viehstaffage belebten Landschaften mit Vor-
liebe in den gebrochenen Tönen der Däm-
merung oder in der stark farbigen Wirkung
des halben Sonnenlichtes sieht und stets eine

durchaus subjektive Wirkung und Stimmung
in seinen Bildern hervorzubringen versteht.
Hünten, Karl Becker, Nikutowsky
schließen sich wieder enger an die Natur an,
nur letzterer sucht auch gewisse Stimmungs-
reize, die seinen Arbeiten stets eine eigen-
artige Färbung geben. — Das Figurenfach
wird durch H. E. Pohles, des Besitzers
des Ateliers, stark wirkenden dekorativen
Skizzen und durch Prof. Claus Meyers
überaus feine niederländischen Motive in
interessanter Weise repräsentiert und durch
gute Porträts von Funk, Professor Huth-
steiner und Pohle vervollständigt. —
Das eigentliche Tierbild ist durch einen
originellen „Tiger im Schnee" und ver-
schiedene vortreffliche, gezeichnete Kavallerie-
motive von Ungewitter vertreten. Gust.
Marx bringt einige seiner geistreichen
y. L. p°hi- Pi»--. Studien und Jos. Tüshaus seine aller-

dings schon bekannte „Gefesselte Amazone"
als einziges plastisches Werk.

Hoffentlich entschließt sich die junge Vereinigung,
deren Ausstellung ein großes und berechtigtes Interesse
erregt hatte, in nicht allzuferner Zeit zu einer Wieder-
holung ihrer Veranstaltung, die auch einem größeren
Publikum den Beweis lieferte, daß es keineswegs gleich-
gültig ist, wo und wie man gute Bilder sieht und daß
auch das Ausstellen eine Kunst ist, die unentbehrlich ist,
wenn ein Kunstwerk in seinem ganzen Umfange genossen
und gewürdigt werden soll.

—Gedanken.

Die sich selbst am meisten vergessen, werden von der Ge-
schichte am wenigsten vergessen.

Lin Aphorismus ist ein kleines lsaus mit weitem Fernblick.
 
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