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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Wiener Jahresausstellungen, [1]: Künstlerhaus, Secession
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wiener I-chrescmsstellungen. von Karl von Vincents.

2»y

Doppelbildnis: Georg tudw. Me^n p!nx.

Hermann Müller und )osef Aainz.

Iahres-Ausstellung im wiener Aänstlerhause.

des Dichter Raabe. Ein allerliebstes Kinderbild ist
Alois Schornböcks kleiner Erzherzog Maximilian
Eugen, welches dem Kaiser aus seinem Rundgange be-
sonders gefiel. Schornböck (vor Jahren ein Löfftz-Schüler)
erfreut sich als Bildnismaler in der Aristokratie steigender
Beliebtheit. Goltz und Frau Rosenthal-Hatschek
sind gleichfalls mit hervorragenden Bildnissen vertreten.
Für das Pastell-Porträt treten Fröschl, Trent in,
Pausinger, Mehoffer erfolgreich ein.

Skredswigs bekannter »Kils cts I'tiornms« hängt
im Stiegenhause. Warum? Vielleicht, weil da alle Welt
vorüber muß. Als Frommbild findet dieser „Heiland"
als Wunderdoktor sehr geteilte Aufnahme, selbst bei der
hiesigen Uhdegemeinde, künstlerisch gehört er unter das
bedeutendste der Ausstellung. Unseres Kasparides'
„Christus als Wegweiser der Bekümmerten" ist schön
empfunden, aber zu weich, voll kräftiger Innigkeit dagegen
Hitchcocks »iAaZniücat« mit den unvermeidlichen Lilien.
Im Großbild ist der Spanier Viniegra mit seiner
kalten, öden „Wallfahrt" mit lebensgroßen Zirkuspferden
und -Reitern wenig glücklich; aus den begehrlichen Augen
einer reitenden Pilgerin spricht allerdings echt spanische
Wallfahrts-Erbauung. Auch Paul Joannowits (nicht
mit dem Münchener Südslaven-Maler Sv. Jvannowitch
zu verwechseln) bliebe vielleicht besser beim Kleinbild, das
er so gut beherrscht. Sein kolossaler grau-grüner »buror
teuwnicus« (Ueberfall der Varus-Legionen im Teuto-
burger Walde) ist eine Anhäufung von (meist guten)
Aktstellungen mit Sperren gespickt; dabei ist immerhin
die mutige That anzuerkennen. Auch Seligmanns
»LsIInclonnL«, ein nacktes, liebesfurioses Weib, die

Siegesfahne über einem im Sinnesrausche gefesselten
Manne zu ihren Füßen schwingend, macht wenig Freude;
ebenso hat Urbans Können zu seinem Dreibild „Gold"
nicht völlig ausgereicht. Künstlerisch freier mutet dagegen
Veiths „Winterflucht" an mit seiner duftigen Märchen-
stimmung, seinem knospenden Frühlingsreiz und seinen
koloristischen Feinheiten. Auch Thiele („Siesta"),
Merode,Temple („Abendkorso in derJubiläums-Avenue"
mit bildnishaftem Interesse), Konopa („Kinderreigen"),
fesseln den Kunstfreund. Hoch im Vorwurf geht im
übrigen da' Streben unserer Genreschule nicht. Der
Moskauer ^assatkine reckt sich schon ganz anders empor
in seinem äßig großen, stark überzeugendem Bilde,
welches zwe Angeklagte zwischen zwei Kosaken im
Korridor de Gerichtsgebäudes zeigt. Der Malaye Jan
Toroop erregt mit seiner „Sphinx" und ihrem „linien-
symbolischen" „Drum und Dran" mit Recht Befremden,
Strathmann hingegen hervorragendes Interesse bei
allen jenen, welche sich die Mühe geben, aus der farbig-
funkelnden Wildnis des Ornaments, welche diese teilweise
köstlichen Zerrbilder einer übermütigen Karikaturisten-
laune umstrickt, Sinn und Humor herauszuschälen.

Eine der erfreulichsten Ueberraschungen der Aus-
stellung ist August Schaeffers „März im Wiener Wald".
Ein großer Künstler, den nicht wenige in seinem Kunst-
amte — Schaeffer ist bekanntlich Direktor der Kaiser-
lichen Gemälde-Galerie — dem Schaffen entfremdet
glaubten, ist uns nach Jahren wiedergegeben, ein Ver-
jüngter, welcher mit offenen Augen in die neue Zeit
hineinblickt. Lichtenfels und Ditscheiner bringen
umfangreiche Bilder, wobei insbesondere des letzteren

Di» Kunst für rille. XIV.

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