Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

DOI Artikel:
Tafel
DOI Artikel:
Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Vom Kunstmarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0322

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Personal- und Atelier-Nachrichten.

25,

— Stuttgart. Zum Konservator und Vorstand der
Württembergischen Staatssammlung vaterländischer Kunst- und
Altertumsdenkmale ist an Stelle des in den Ruhestand getretenen
Oberstudienrates vr. Paulus der Pfarrer vr. Grad mann er-
nannt worden. >88141

N. V. Berlin. Die Akademie rüstet eine Jubiläums-
gabe zum hundertsten Geburtstag des Berliner Polytechnikums,
und zwar wird es diesmal nicht, wie sonst üblich, eine bronzene
Gedenktafel sein, sondern eine Gruppe aus dem gleichen Material,
welche die große Aula des Polytechnikums schmücken soll. Professor
Ernst Herter ist die Ausführung dieser Bronze übergeben
worden, nachdem sein Entwurf die volle Billigung der Akademie
gefunden hat. Die sorgfältig durchgebildete Skizze zeigt die
thronende Technik, ein stattliches, schönes Weib, welcher huldigend
die Schwesterkünste i Malerei und Musik nahen; beide sind
jugendliche Gestalten in idealer Gewandung. Die Gesamtwirkung
der Gruppe ist als eine geschlossene und glückliche zu bezeichnen.
Professor Herter, der eine sehr rege Thätigkeit entfaltet, arbeitet
zu gleicher Zeit noch an einer Gruppe für die Siegesallee, an den
Denkmälern Kaiser Wilhelm I. für Potsdam und Holtenau, sowie
an dem Standbild von Helmholtz für den Berliner Universitäts-
garten. Bekanntlich ist Prof. Herter einer der ersten Bildhauer ge-
wesen, welcher größere Skulpturen, wie seinen sterbenden Achilles,
das Heine-Denkmal -c. in Laaser Marmor ausführte, auch sein
Helmholtz wird zur Zeit in Laas punktiert, während in Kiefers-
felden die Rundbank und das Postament für seine Siegesallee-
Gruppe gearbeitet werden. Auch jene Christusgestalt, welche Prof.
Herter als Geschenk einer rheinischen Kunstfreundin Frau v. B. für
den Altar der Erlöserkirche zu Jerusalem schaffen soll, wird der
Künstler aus Laaser Marmor modellieren. Die erste Skizze zeigt
den Heiland nicht nur in durchaus morgenländischcr Gewandung,
sondern auch individueller und dem Typus des Orients mehr
entsprechend, als die meisten modernen Christusgestalten, welche
zwischen Dürer und Tborwaldsen genau die Mitte halten. Dieser
Heiland, welcher seine Hände ausstreckt, um die Mühseligen und
Beladenen zu erquicken, entspricht aufs genaueste den Gestalten,
welche noch heute in Palästina daheim sind; es ist nicht zu ver-
kennen, daß gerade diese künstlerische Auffassung in dem Gottes-
hause zu Jerusalem am rechten Platze sein wird. 187821

— München. Ein junger hiesiger Kunstgelehrter, vr.
C. E. Gleye aus Riga, ist zum Konservator der Galerie Brocard
in Moskau ernannt worden. >88411

— Weimar. Der Maler Fritz Fleischer, in letzter Zeit
durch sein den sterbenden Goeihe
darstellendes, vielfach besprochenes
Bild „Mehr Licht" bekannt ge-
worden, wurde vom Großherzog
durch die Verleihung des Pro-
fessor-Titels ausgezeichnet. Photo-
graphien des eben genannten
Bildes erschienen bei der Photo-
graphischen Union in München.

— Wien. Hierorts sind
neuerdings Werke des vor sieben
Jahren verstorbenen Professors
Leopold Karl Müller zum
Verkauf gebracht, welche sich als
minderwertige Kopieen heraus-
gestellt haben, die mit dem ge-
fälschten Namenszug des Künst-
lers signiert worden sind. Kunst-
freunden sei also Vorsicht ange-
ratcn. lössq

-s- Berlin. Als Sieger
in dem Wettbewerbe um den Rom-
preis der vr. Paul Schultze-
Stistung ist unter sechs Bewerbern
der Bildhauer Otto Beyer aus
Schönseld in der Neumark her-
vor gegangen. Beyer wurde am
8. Januar 1873 als der Sohn
eines Bauerngutsbesitzers ge-
boren. Da frühzeitig in ihm sich
die Liebe zur Kunst regte, ge-
statteten ihm seine Ellern den Be-
such des Kunstgewerbemuseums
in Berlin und infolge seiner
später immer deutlicher Herbor-
tretenden Begabung den im

Atelier des Prof. R. Siemering und der akademischen Hochschule
für die bildenden Künste, an der er besonders den Unterricht von
Janensch und E. Herter genoß. Seine Arbeiten zeigen unverkenn-
bares Talent, fleißiges Naturstudium und eine hervorragende
künstlerische Auffassung. Auf derselben Stufe stehen die Arbeiten
seines Mitkonkurrenten, des Bildhauers Hermann Möller,
dem die Preisrichter, wohl in der Ermangelung eines zweiten
Preises, die Anerkennung der Akademie öffentlich aussprachen. Ab-
gesehen von den überaus guten Bewerbungsarbeiten dieser beiden
Konkurrenten waren auch die Leistungen der übrigen vier Kon-
kurrenten recht beachtenswert und geben unverkennbar Zeugnis von
der außerordentlichen Tüchtigkeit der Berliner Bildhauerschulen.
— Die Beteiligung an den weiteren diesjährigen Wettbewerben
war eine recht geringe. Um den großen Staatspreis ringen drei
Bildhauer und nur zwei Maler, den Preis der Michael Beer-
Stiftung umwerben zwei jüdische Bildhauer und drei Maler.
Den für jüdische Bildhauer ausgeschriebenen Preis im Betrage
von 2250 M. errang der ungarische, jetzt in Berlin wohnhafte
Bildhauer Sandor Jaray, am II. Januar 1870 zu Temesvar
geboren, mit seinen fein beobachteten Arbeiten, die von vorzüg-
licher Begabung und lebhaft künstlerischer Ausfassung des Be-
werbers zeugen. Erhaben ist das als Ausgabe gestellte Relief
über die Haupteingangsthür eines Hospitals dargestellt. Seine
übrigen Werke, „Der Künstler", „Dämon Musik", „Träumendes
Mädchen", lassen den Bewerber als selbständig schaffenden und
vollendeten Künstler erkennen. Wie wenig dagegen bot in seiner
Bewerbung der Bildhauer Eugen Meyer, der zwar die Auf-
gabe in drei Varianten löste, in ihr aber, wie auch in seinen
wenigen Studienarbeiten, im allgemeinen künstlerische aber nur
skizzenhaft hingeworsene Entwürfe bot. Die Sieger in diesen
Wettbewerben sind zu einer einjährigen Studienreise nach Italien
verpflichtet und gehalten, sich acht Monate in Rom aufzuhalten.
Ueber den Ausfall der anderen Wettbewerbe werden wir dem-
nächst berichten. l»sss>

— Straßburg. Die beim Jubiläum der Universität
von einer Anzahl ehemaliger Studierender gestifteten Wand-
gemälde des Kasseler Malers Karl Brünner sind vollendet
worden.

— Gestorben: In München am 18. Tlpril die Genre-
malerin Lucia Mathilde van Gelder; in Ulm am 18. April
der Münsterbaumeister Professor vr. von Beyer; in Paris,
84 Jahre alt, der Nestor der Pariser Theaterdekorationsmaler,
Rübe. 188541

Unter Benutzung einer Aufnahme für „Berliner Leben". Professor L. herter in seinem Atelier.

(Freier Verlag in Berlin, vergl. S. 25H.)

32
 
Annotationen