Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

DOI Artikel:
Schumann, Paul: Deutsche Kunstausstellung Dresden 1899, [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0376

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Deutsche Kunstausstellung Dresden ISA).


Die Skulxturenballe der Dresdner Runstausfiellung.

durch das energische Emporwachsen der Gestalt doch auch
innerlich motiviert), dann eine Badende, ein vollendetes
Kunstwerk, bei welchem der Künstler die drei Motive des
aufgestützten Fußes, des gesenkten Hauptes und der auf
dem Rücken verschränkten Hände verbunden und damit
eine Fülle von hinreißender plastischer Schönheit geschaffen
hat, dann eine skizzierte Gruppe, aus Mann und Weib
bestehend, bei der namentlich der reckenhafte Mann, der
einen Baumstamm aus der Erde wuchtet, imponierend
wirkt; endlich ein plastischer Scherz, drei nackte Frauen,
die um einen Tuba blasenden Putto in lebendiger Be-
wegung tanzen.

Das Hauptstück der Souderausstellung von Adolf
Hildebrand bildet die bereits im vorigen Hefte ab-
gebildete „Luna", die wie ein Tempelbild in einem
kleinen Oberlichtraume für sich aufgestellt ist. In
voller Nacktheit sich entschleiernd, erscheint sie wie die
verkörperte Keuschheit, ein Werk voll edelster Schönheit
und herrlicher Vollendung. Neben diesem Marmorbilde
zeigt dann der sitzende „Marsyas" (in bronziertem
Gips), daß man auch jetzt noch antike Stoffe mit voller
Freiheit behandeln kann, ohne in Nachempfindung und
Nachahmung zu verfallen, und eine ganze Reihe von
Büsten bekunden den Meister der Bildniskunst, der durch
die sichere Hervorhebung der wesentlichen und charakte-
ristischen Züge in erstaunlicher Weise zu individualisieren
weiß. An diese beiden schließt sich dann Carl Seffner
aus Leipzig mit einem ganzen Dutzend seiner im Gegen-
satz zu den Hildebrandschen ganz einläßlich bis ins
kleinste durchgeführten Bildnis-Büsten und -Reliefs, die
ihm den Ruf eines der ersten Meister auf diesem Gebiete
eingebracht haben, und mit dem lebensgroßen Entwurf
einer „Eva", der das verführerische Weib mit ebenso

viel Kraft wie natürlicher Anmut trefflich kennzeichnet.
Auch Reinhold Begas ist endlich mit einer ganzen
Reihe von Werken vertreten, die an drei Jahrzehnte seiner
umfänglichen Künstlerthätigkeit umfassen und ein charakte-
ristisches Bild seiner Entwickelung geben. Es sind dabei die
beiden Sarkophage für Kaiser Friedrich HI. und für den früh
verstorbenen zweiten Sohn Strousbergs, dann die Gruppen
„Der elektrische Funke", „Raub der Sabinerin", „Kain und
Abel", „Prometheus" und „Faun mit Nymphe".

Unter den Dresdnern sind ganz besonders Gotthard
Kuehl, Robert Diez, Paul Kießling, Leon Pohle,
Karl Bantzer und Richard Müller zu nennen. Gotthard
Kuehl zeigt von neuem in seinen Dresdner Ansichten und
in seinen Interieurs, wie außerordentlich fein sein Em-
pfinden für Farbe und malerische Stimmung ist; insbesondere
ist seine „Dresdner Augustusbrücke" ein Meisterwerk; seine
„Andacht der Freiberger Bergleute vor der Schicht" be-
weist, daß ihm auch die Charakteristik ernster Empfin-
dungen innerhalb des Rahmens seiner Kunst nicht fremd
ist. Unter den Werken von Robert Diez stehen die
stilistisch und charakteristisch großen Köpfe von seinen
beiden herrlichen Dresdner Monumentalbrunnen in erster
Linie; dazu kommen zwei größere Grabmäler und einige
kleinere Werke. Paul Kießling legt durch sein Bildnis
eines „Knaben mit der Geige" wiederum Zeugnis von
seiner vornehmen Auffassung und seinem tüchtigen Können
ab. Nicht minder behauptet Leon Pohle seinen Platz als
Vertreter einer vornehmen und eleganten Bilduismalerei;
besonders hervorzuheben ist das ausgezeichnet gelungene
Bildnis eines Dresdner Bürgers und das vorzügliche,
kraftvoll gezeichnete Porträt des Dresdner Malers
Jacques Schenker. Weniger gelungen ist das Bildnis des
Königs Albert; charakteristischer und ähnlicher, wenn
 
Annotationen