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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Wieland, E.: Die Jahresausstellung im kgl. Glaspalaste zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0392

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Zoe

Die Iahres-Ansslellnng !m kgl. Glaspalaste zu München.

ohne Ende" in verkleinertem Maßstab wieder ausfrischen.
Am Anfang allerdings ein technisch brillantes, großes
Bild, ein rechtes „Galerie"-Stück: Fr. Stahls
„Blumenkorso", voll Leben, Glanz, Pikanterie, Sonne
und Staubwolken, Blumenduft und schwülem Dunst.
Tann aber eine „Fülle der Gesichte", eins neben dem
andern, oft zwei bis drei übereinander, daß man ganz
wirr und konfus wird. Da wird, auf dem Bilde von
Hermann Knopf, eine arme Hexe von den fanatischen
Inquisitoren auf ein Hexenmal untersucht, dort liest eine
junge Welt- oder Halbweltdame mit angstvollen Blicken

Bekrönungssigur des am 1,8. )uli zu enthüllenden
„Friedensdenkmal" zu München.

auf der Standuhr die Stunde ab, da ihr Geliebter sich
im Duell schlägt, blitzsaubere „Buam" und „Dirndl" be-
grüßen sich auf der sonnenblanken, frischgewaschenen Alm
und eine verzweifelte Mutter sieht ihr Kind von einem
Lämmergeier geraubt. — Dazwischen einzelnes, wie
Gussows prächtige Porträtstudie „Brautjungfer", was
viel mehr in einen kleinen intimen Raum gehörte.

Am Ariadnefaden sich weitertastend, kommt man in
Saal 3 und empfindet dort ein Gefühl der Beruhigung.
Hier und in den folgenden Sälen passiert viel weniger
auf den Bildern; es ist schon ein Ereignis, wenn ein

Matrose von der ersten Fahrt
ins elterliche Haus zurückkehrt.
Im allgemeinen aber geht es
hier an den Wänden still und
vornehm zu: Porträts blicken
uns ruhig an, Landschaften
atmen die friedliche Schönheit
der Natur, trauliche Genre-
scenen ohne die entwertende
anekdotische „Zuwag" und
Bilder aus der Welt der
Träume und Märchen warten
ohne Ungeduld und Aufdring-
lichkeit auf empfängliche Be-
schauer. Wir merken gleich,
daß hier ein eigener Geist für
sich gewaltet hat, daß wir uns
in einem der zwölf „Klein-
staaten" befinden; der Kata-
log belehrt uns denn auch,
daß wir bei der Luitpold-
gruppe zu Gaste sind. Es
ist zum drittenmal, daß diese
Sonder-Vereinigung innerhalb
der Künstlergenossenschaft selb-
ständig im Glaspalast ausstellt,
und man muß wahrhaftig von
Herzen wünschen, daß dies auch
fernerhin so bleibe. Denn das
ganze Arrangement und das
Niveau in der Qualität der
Bilder machen die Säle zu
einem Schmuck der Gesamt-
ausstellung, ohne den sie un-
gleich dürftiger und weniger
anziehend erscheinen würde.

Ein höchst vornehmes Bild
ist Nikola us Gysis' „Apo-
theose der Bavaria", klar und
groß in der Komposition, nobel
in der Farbe, einheitlich und
streng in dem bei allem Klassi-
zismus stark individuellen Stil
des Meisters, der für die im
hohen Sinne dekorative Auf-
gabe, die ihm der bayerische
Staat gestellt, sich gerade
als der rechte Mann erwies.
Hoffentlich ist dem auch im
Umfang imposanten Werke ein
Bestimmungsort zugedacht, der
es den Augen des Publikums

Heinrich Düll, Georg pezold,
Mar heilmeier 5eo.

Sabres-Ausstellung im Münchener Glaspalaste.
 
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