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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Hann, Pauline: Jahres-Ausstellung in New York: (Akademie, Artists und Secessionisten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0442

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von p Hann.

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muß man sich freilich auf ein provisorisches
Häuschen zu Ausstellungs- und Lehrzwecken
beschränken.

Für die letzte Ausstellung in ihrem
alten Heim scheinen nun die Akademiker alle
Kräfte angespannt und, was noch befrie-
digender wirkt, sich den jüngern Künstlern
entgegenkommender als sonst gezeigt zu haben.

Das Resultat ist, daß seit Jahren zum ersten-
male die Akademie-Ausstellung höher steht
als die, an sich sehr befriedigende, der Ar-
tisten. Alle Richtungen sind vertreten, von
dem alten Atelierbilde bis zu der neuerlich
hier sehr populär gewordenen Impression in
der Art Monets, und dennoch gewinnt man
den Eindruck der Einheitlichkeit, weil nicht
wie sonst ein paar gute Gemälde die aka-
demische Dutzendware, die sie umgiebt, in
tiefen Schatten stellen. Das hervorragendste
Bild ist von einem Akademiker, Ho rat io
Walker, „Trinkende Ochsen". Die massiven
Tiere von roter und gelbbrauner Farbe
trinken aus einem Trog, während aus einem
tiesbewölkten Himmel gerade auf sie das
Licht, das die Wolken an einer Stelle durchbricht, in
kräftiger und sehr effektvoller Weise fällt. Der Ochsen-
treiber lehnt auf seinem Stab und bildet in seinem
blauen Linnenanzug einen guten Kontrast zu den Tieren.
Millet könnte ohne Schaden für seinen Ruhm dieses
Bild in seiner reifsten Periode geschaffen haben. Im
selben Saale hängt ein großes Gemälde von Childe
Hassam, das neben Walkers Tierstück die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein Sonnenbild, das in

von Josef Danhauser.


3 (Diener).

4. Josef Bücher.

Nr. 1, 4 und o gemalt von Romado,


Pittsburgh preisgekrönt wurde, und einen Sieg der neuesten
Richtung, die von Monet, Pissarro und Sisley in Paris
eingeleitet wurde, bedeutet. Es zeigt ein junges Mäd-
chen, das im Schaukelstuhl auf der Veranda eines Land-
hauses sitzt und auf den Ozean hinausblickt: Wasser,
Figur, Landschaft, die violett-rosa Hydrangeabüsche des
Gartens vom Licht getränkt, die Atmosphäre von Som-
merwärme erfüllt, das Ganze von einer unwiderstehlichen
Freudigkeit und Helligkeit übergossen. Irving Wiles hat
ebenfalls im Südsaale zwei Porträts schöner
Frauen, mit wundervollem Fleischton und
guter Stoffbehandlung, Cäcilia Beaux
ein einfaches, ehrliches und Prächtig charak-
terisiertes Doppelporträt eines alten Ehe-
paares. Unfern von diesem Bilde hängt
Brich ers Seestück, „Ebbe in Grand
Mauau", wirkungsvoll in seiner Behand-
lung der Atmosphäre und des Lichtes um
die Felsblöcke, die durch die zurücktretenden
Wellen sichtbar werden. Brown bringt
diesmal außer seinen zum Ueberdruß er-
schöpften Straßenjungen eine gute Charakter-
studie eines alten Schmiedes mit bräun-
lichen Farbentöncn, die vom Feuer und
Tageslicht reflektiert werden. Im Nord-
saale fällt ein großes Bild des jüngeren
George Junes auf, der hier voll ver-
spricht, seinem großen Vater ebenbürtig zu
werden: „Im Schatten des Kreuzes", die
Bestattung einer Leiche in einem Felsen-
grabe, dessen rötliche Erde und spärliches
Gebüsch von der Sonne bestrahlt wird.
Trefflich charakterisierte Leidtragende vor dem
Eingänge der Felshöhle. In der Nähe
hängen außer dem sehr ausdrucksvollen Bild-
nis eines Professors Brewer von Ca roll
Beckwith, mehrere der diesjährigen Preis-
bilder: Das Porträt einer Dame in Schwarz
mit roten Rosen von D essar, lebendig und

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