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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Keyssner, Gustav: Meissonier
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0459

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Meifsonier. von G Aeyßner.


ZSV

auswendig gelernt, ssusts milisu auch in der Religion! Die Wunder, die die heilige Genoveva vollbracht
haben soll, scheinen ihm zwar läppisch, und er wünscht überhaupt die überflüssig gewordene religiöse Malerei
durch die historische ersetzt. Aber er ist doch ein guter Christ, dem sich in den Wundern der Schöpfung der
Schöpfer immer deutlicher offenbart und der an Gott glaubt lsrmsinsnt et tont bonnemsnt, und ein guter

Katholik, der das Cölibat der Priester, ihre Macht über die Seelen freudig gutheißt.

Seine Stellung zu den Deutschen ist ganz die seiner gleichaltrigen Landsleute mittleren Durchschnitts,
der so tief unter dem Weitblick und der Vorurteilslosigkeit der Gambetta und Ferry stand. Er kann es

diesem Deutschland, das „wir einst so sehr geliebt haben", nicht verzeihen, daß es sich 1870 nicht von den

Franzosen hat besiegen lassen. Die Deutschen, die ihm während des Krieges ihre Ehrfurcht bezeugen wollen,
brüskiert er; lange nach dem Krieg weist er den ihm angebotenen Orden pour le msrits zurück — „wie
seit 1870 alles, was von Deutschland kommt." Alte Freundschaften bricht er schroff ab, und es ist ihm ein
terribls sarritics, als Juror auf der Wiener Weltausstellung seinen deutschen Kollegen die Hand reichen zu
müssen! — Ich würde all dies nicht erwähnen, wenn es sich nicht in den 8ouvsrürs et Ontretieirs selbst so
behaglich breit machte. — Und ein Band, das ihn mit uns Barbaren verknüpfte, hat er doch auch nach 1870
nicht zerreißen können: seine Liebe zur Musik, zur deutschen Musik. Lieder von Schumann und Beethovens
Symphonien blieben ihm die edelste geistige Nahrung bis zuletzt.

Keine große, aber eine tüchtige gesunde Persönlichkeit, als Künstler nicht imponierend, aber in seinem
Berufsernst achtunggebietend, so bleibt Meissoniers Bild vor uns bestehen. Was ihn uns menschlich noch
näher bringt, das ist der Ernst und die Trübe seiner letzten Lebensjahre. Körperliches Leiden erschwerte ihm
die Arbeit, zu der ihn sein rastloser Thätigkeitsdrang auch noch im hohen Alter trieb; und vergebens kämpfte
allmählich sein Fleiß gegen die Ermüdung des greisen Körpers. „Es kommt ein Augenblick", hören wir ihn
da seufzen, „wo man nichts mehr empfindet als die tiefe Mattigkeit beim Erwachen des Morgens und die
dauernde Erschöpfung während des Tags." Und dem Mann, dem nach den Mühen der ersten Anfänge der
Erfolg treu geblieben war, wie wenigen andern, drängte sich als der Weisheit letzter Schluß das schwermütige
Wort auf, in dem die „Erinnerungen und Gespräche" ausklingen:

„Oa vis! . . . comdien il sr> re8ts peu cks rssllernsrw vscus, au loncl cku vsrrs!"
 
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