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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Karl Haider
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0474

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273

Karl Naidrr.

^>e mehr uns die Geschichte der Kunst des neunzehnten
Jahrhunderts bekannt wird, desto mehr bewahrheitet
sich der seiner Zeit von Lichtwark ausgesprochene Satz,
daß mit dem Aufstellen von ein paar Meisternamen, die
für die ganze Kunstentwicklung maßgebend gewesen sein
sollen, gar nichts gesagt ist! Carstens, Cornelius und
Piloty haben wohl einen ungeheuer weiten Einfluß aus-
geübt, aber daß er auch so tief gegangen sei, wie wir
noch immer anzunehmen geneigt sind, ist mehr als fraglich.
In allen Kunststädten hatten Lokalinterefsen bestanden,
die dem Wirken der oben genannten Führer kräftig ent-
gegengearbeitet haben, es gab überall selbständige Meister,
deren Lehren weit abwichen von den lauter vorgetragenen
und mehr diskutierten der sogenannten tonangebenden
Herrscher im Reiche der Kunst: aber gerade sie haben
durch ihre stille unablässige Thätigkeit höchst nachhaltig
gewirkt. Was damals Unterströmung war, beginnt heute
beachtet und einflußreich zu werden; einer späteren wissen-
schaftlichen Darstellung wird gerade die Thätigkeit der
lange Uebersehenen und oft so früh Vergessenen besonders
wichtig sein. Zu ihnen gehört der feinsinnige und viel-
seitige Münchener Arthur von Ramberg, von dem die
älteren Künstler noch so gern erzählen und die jüngeren
ebensowenig wissen, wie sie manchen seiner Schüler be-

wundern und studieren. Nach Wilhelm Leibl ist unter
diesen Karl Haider, der Schlierseer Bauern- und Land-
schaftsmaler, der bedeutendste. Wie seines Lehrers Kunst
spezifisch altbayerisch war, so auch seine. Als Sohn eines
in München vor Jahren beliebten Jägers und Jagd-
zeichners hat er von Jugend auf die Richtung gepflegt,
die er noch heute vertritt, die uns aber erst seit wenigen
Jahren geläufig und verständlich wird. Haider ist im ^
Beginn des Jahres 1846 geboren und also Altersgenosse
von W. Leibl und nur um sieben Jahre jünger als Hans
Thoma, mit denen beiden er so viel gemeinsam hat,
zwischen denen seine liebe Kunst eigentlich in der Mitte
steht. Wenn er wie Leibl auf gegenständliche Wirkung
und peinliche Ausführung den größten Wert legt, so ge-
hört er mit Thoma zu denjenigen, die gewissermaßen
einen Extrakt aus der flüchtigen Erscheinung geben wollen.

Als Figurenmaler neigt er mehr zum ersten, als Land-
schafter mehr zum zweiten, wovon auch die Abbildungen,
welche dieses Heft enthält, genügend Zeugnis ablegen.
Noch vor wenigen Jahren war Haider nur einigen
Freunden und Feinschmeckern bekannt; erst die Aus-
stellungen der Münchener Secession haben ihm zu seinem
großen Ansehen verholfen und da hat man eigentlich nur
den Landschafter in ihm kennen gelernt.

Herbstlandschaft.

Karl Haider piax.
 
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