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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Schneeli, Gustav: Von alter Schweizer Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12049#0476

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von Gustav Schneeli.

375

Fig. Z. Schwarzmurer-Scheibe,
(vor 45Z0).


schrieben wird, dadurch aber, daß es aus der Muriner
Beute stammt und lange Zeit im Besitze der Familie
von Erlach war, für die Schweiz wertvoll geworden ist.
Eine andere Tafel bringt eine bei demselben Anlaß er-
worbene Kette der Maria von Burgund (s. Fig. 2). Das
ebenfalls im Album wiedergegebene Banner von Luzern
gehört dagegen in eine Serie von Standesbannern, welche
Julius II. den Eidgenossen verehrte. Die Augsburger Gold-
schmiedearbeit Fig. 4 dagegen
beweist, daß für große Aufträge
noch ausländische Kräfte heran-
gezogen wurden. Ein franzö-
sischer Gobelin (Tafel 70),
welcher die Bündniserneuerung
zwischen Ludwig XIV. und den
Schweizern (1063) darstellt, ist
in dem Wunsche, auch die Poli-
tische Geschichte der Schweiz
durch Kunstwerke zu illustrie-
ren, neuerdings dem schweize-
rischen Landesmuseum einver-
leibt worden.

Abgesehen von wenigen
Gemälden bringt das Album
nur kunstgewerbliche Gegen-
stände. Von den noch völlig
gotischen Malern um 1500 ist
der Freiburger Hans Frieß
der eigenartigste. Wiewohl sich
besonders Schongauers Ein-
fluß auf ihn Nachweisen läßt,
stehen seine Typen doch ziem-


lich selbständig da; er hat ein individuelles Ideal, bleibt
aber dabei in einer linkischen Innigkeit befangen. Seine
besten Werke befinden sich noch in Freiburg. Viel geist-
reicher ist Niklaus Manuel von Bern, der als ein
universelles Talent auf allen Kunstgebieten dilettierte.
Da sich aber das Album zur Aufgabe stellt, bis jetzt
unbekannte Arbeiten zu publizieren, so bringt es kein
Werk dieses schon in weiten Kreisen bekannten, vielleicht
vielseitigsten Meisters der deutschen Renaissance. Des-
gleichen bleibt Holbein unberücksichtigt, der in seinen
Glasbildentwürfen ja auch das damalige schweizerische
Leben auf seine geistreiche Art illustriert hat.

Neben diesen bedeutenden Künstlern besaß die Schweiz
im sechzehnten Jahrhundert noch einige tüchtige Porträt-
maler, deren Thätigkeit eine lokal ziemlich beschränkte blieb.
Hans Asper aus Zürich ist in dem Album durch ein
markiges Kriegerporträt von 1549 vertreten. Die vier-
schrötige Wucht dieses bürgerlichen Kriegsmannes ist
charakteristisch für die ganze Zeit. Tobias Stimmer
ist eine hervorragendere Kraft als Asper und sein Ehe-
paar Schwyzer in der Basler Kunstsammlung ist gerade
in dem Ausdruck eines soliden und selbstbewußten Bürger-
tums dem Asperschen Bildnis beinahe noch überlegen.
Hans Klauber steht unter seinen beiden Zeitgenossen, sein
Fäschsches Familienbild von 1559 ist aber kulturhistorisch
von großem Wert. Auch im siebzehnten Jahrhundert besaß
die Schweiz geübte inländische Porträtisten, wie das Bildnis
einer Frau Escher beweist, das Conrad Meyer 1660
gemalt hat. Das Porträt des Generals Werdmüller
geht dagegen auf keinen schweizerischen Künstler zurück.

Wie natürlich, hat die Glasmalerei als der natio-
nalste Kunstzweig in dem Album die stärkste Berücksich-
tigung erfahren. Gegen das Ende des fünfzehnten Jahr-
hunderts hat sie sich selbständig zu entwickeln angefangen,
als die speziell schweizerische Sitte der Fenster- und
Wappenstiftung sich rasch ausbreitete. Man schenkte sein
Wappen seinen Freunden als Fensterschmuck und über-
nahm damit auch nicht selten die Auslagen für das ganze
Fenster. Es war dies aber nicht allein der Ausdruck

Fig. H. ssokale. Augsburger Goldschmiede-Arbeilen a. d. §6. Iabrb. Bürgerzunft in Bern.
 
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