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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 14.1898-1899

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Vermischte Nachrichten
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Z80

Ausstellungen und Sammlungen.

O. Wiesbaden. In Bangers Kunsisalon ist seit
kurzem eine Ausstellung von Oscar Zwintscher, Meißen. Es
ist bedauerlich, daß die Kollektion während der heißen, stillen
Zeit hierher gekommen. Noch vor einer Woche war mir der
Name des jungen Meisters fast unbekannt und jetzt hat er sich
mit tausend Eigenschaften bekleidet und sich in eine Persönlichkeit
umgewandelt, die man treu im Gedächtnis bewahrt. Die Ge-
mälde zeigen mit wenigen Ausnahmen echte Gestaltungskraft und
sind den Motiven nach mit der Heimat des Künstlers, mit Deutsch-
land, zum Teil mit unserer Zeit aus das engste verknüpft. Nur
ein deutscher Maler kann das Bild „Der alte Turm" geschaffen
haben. Da sieht man in einem Garten zwei Knäblein auf einer
Bank sitzen. Man sieht sie nur von hinten, aber mit leisem
Humor macht uus der Künstler vollkommen deutlich, daß die
beiden Knaben mit Kinderehrfurcht zu etwas Merkwürdigem auf-
schauen. Die Sonnenblumen im Garten sind schon recht hohe
Erscheinungen gegen die beiden Kleinen, hinter den Blumen
kommt ein Stück Mauer, über der Mauer auf hügeligem Terrain
stehen niedrige Häuser und zwischen ihnen steigt „das Merk-
würdige" empor, ein alter Turm, immer höher, immer höher,
ein ungefüger Steinriese, um den der Himmel in seltenem Gold-
glanz jirahlt. Eine reizende Idee, mit innerer Einigkeit durch-
geführt! Der alte Turm ist dem Maler wahrscheinlich ein alter
Vertrauter seit der Kinderzeit, und was ihm einst und jetzt der
wuchtige, ehrwürdige Bau für Phantasie und Herz bedeutete,
das ist aufs schönste für andere in dem Bilde lebendig geworden,
Die technische Ausführung ist sonderbar, flächenhaft, teppichartig,
doch scheint mir, daß sie mit der träumerischen Idee wohl harmo-
niert. Auf dem Gemälde „Mondnacht" findet man nicht das
nächtliche Gestirn, wohl aber in jedem Sinne die Wirkung seines
Lichtes. Ein Stück tiefblauer Himmel mit dem Siebengestirn,
städtische Häuser, deren Mauern bläulich-weiß schimmern, auf der
linken Seite des Bildes ein alter Bau, in dem hoch oben am
Fenster ein Mädchen sitzt, das ruhig und still zum Himmel auf-
blickt. An dem alten Bau ranken sich Pflanzen gleich schatten-
haften Träumen zu dem Mädchen empor. Auch hier ist be-
wunderungswürdige Ge-
schlossenheit der Stim-
mung. Ich wage zu be-
haupten, daß diese beiden
Bilder in schlichter Wahr-
heit des poetischen Ge-
haltes mit den Schwind-
^Gedichten der Schack-
Galerie wetteifern; nur
spielt die Farbe bei ihnen
eine große und für den
Eindruck entscheidende
Rolle. „Die Familie" ist
technisch von verwandter,
flächenhaster Behandlung,
während eine Anzahl in-
tim belebter Porträts be-
weisen, wie sicher der
Künstler zeichnerisch und
malerisch zu modellieren
versteht, wenn er will.
Unter den Porträts sind
einige, in wenigen Farben
gehalten, von decenter
Tonfeinhcit (Mädchen in
Rot, blondes Mädchen),
im allgemeinen aber liebt
es Zwintscher, scheinbar
regellos intensive Töne
nebeneinander zu setzen
und weiß auch auf diesem
Wege ein fesselndes Ganze
zu erreichen. Erwähnt
seien endlich noch „Die
Versuchung" und „Das
Gespenst unseres Jahr-
hunderts", Sccnen aus
Fig. 9. Pokal. Goldschmiede-Arbeit dem Leben des vierten
aas dem z?. Jahrhundert. Standes. Namentlich über

„Die Versuchung" müßte man gar viel sagen, um dem merk-
würdigen Bilde im guten und im bösen gerecht zu werden. Der
junge Maler ist in diesen Werken so rücksichtslos und kraftvoll,
wie er in der „Mondnacht" zart und sinnig erscheint. Der Kunst-
salon Banger hat außer Zwintscher noch manches Wertvolle in
den letzten Monaten gebracht, unter anderm eine köstliche Thoma-
Ausstellung, auch im Museum und bei Deiters gab es
einiges Interessante, doch bisweilen geht es dem Kunstfreunde
so, daß wenn er neues Bedeutendes gesehen, sich für einige Zeit
alles übrige in Nebel hüllt. Man kann nur der neuen Freund-
schaft gedenken, nur von der neuen Freundschaft berichten. lM43j
— Mannheim. Für die städtische Gemälde-Galerie wurde
eine „Marklscene" von Hans Thoma erworben. ioossj

— Mailand. Die vierte der alle drei Jahre stattfindenden
Kunstausstellungen der hiesigen Akademie wird im Jahre 1900,
und zwar in den Monaten September und Oktober stattfinden.
Auskünfte vom Sekretariat der Kgl. Akademie der schönen Künste.

L.-O. Berlin. Die Nationalgalerie hat ein umfangreiches
Bild „Abendmahlsfeier in Hessen" von Karl Bantzer, Professor
der Dresdener Akademie, angekauft. Die „K. f. A." brachte eine
ganzseitige Wiedergabe des hervorragenden Gemäldes in Jhrg. 8,
S. 176. is°5ij

— München. Der Bayerische Kunstgewerbeverein
hat beschlossen, zur Feier seines fünfzigjährigen Bestehens im
Jahre 1901 eine Deutsch-nationale Kunstgewerbe-Aus-
stellung in München abzuhalten. Die Beteiligung Deutsch-
Oesterreichs und der Schweiz soll erbeten werden. Ueber die
Platzfrage ist noch keine Entscheidung getroffen. lsosq

— Berlin. Für die Galerie in Königsberg und die in
Hannover ist je ein Marinebild von Willy Hamacher in
Berlin angekanft worden.

sch Halle a. S. Für das Städtische Museum wurde
in letzter Zeit eine größere Landschaft des in Halle geborenen
Hans von Volkmann „Sommerabend im Kyllthal bei Gerol-
stein" erworben; ebenso ein dreiteiliges Pastellgemälde „Das
Märchen von der Gänsemagd" von Otto Ubbelohde in
München. isosoi

— Berlin. Für den Bau des Kaiser Friedrich-
Museums, das bestimmt ist, die nachklassische Kunst aufzu-
nehmen, sind insgesamt sechs Jahre vorgesehen. Als Bausumme
stehen fünf Millionen
zur Verfügung, von
denen die Fundamen-
tierung der Baulich-
keiten bereits
825000 M. in An-
spruch genommen hat.

Der Bauplan sieht
fünf Höfe vor, zwischen
zweien wird sich eine
Basilika erheben. Das
Museum erhält ein
Erd- und zwei Ober-
geschosse. Außer der
Gemälde-Galerie und
den Skulpturen wird
es noch das Kupfer-
stich' und das Münz-
kabinett umfassen.

Das Bauwerk hat die
Form eines an der
Spitze der Museums-
insel abgestumpften
Dreiecks, dessen Seiten
eine Länge von 110m
besitzen. Die Eingänge
liegen an der abge-
rundeten Spitze, auf
dem freien Platze da-
vor wird Rudolf Mai-
sons Reiterdenkmal
des Kaisers Friedrich
erstehen. lsvbsj
L dl. Darmstadt.

Die „Freie Vereini-
gung Darmstädter
Künstler" veran-
staltet von Mitte Sep- zig. za. Pokal. Neuchateler Goldschmiede-
tember bis Ende Ok- Arbeit aus dein zs. Jahrhundert.
 
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