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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Die " Jugendgruppe" auf der Jahresausstellung im Münchener Glaspalast
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0062

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WALTHER PÜTTNER

AUS DEUTSCHEM LAND

DIE JUGENDGRUPPE AUF DER JAHRESAUSSTELLUNG
IM MÜNCHENER GLASPALAST

„Jugendgruppe", so kann man die kleine,
wackere Schar von jüngeren Künstlern nennen,
die sich auf der diesjährigen Ausstellung im
Glaspalast in einem Seitenkabinett (Saal
Nr. 45) zu einer anziehenden Separataus-
stellung zusammengefunden hat. Die treff-
lichen Illustratoren der bekannten Münchener
Wochenschrift sind es, die hier in geschlos-
sener Phalanx auftreten, um auch als Maler
einmal von ihrem Wollen und Können Proben
zu geben. Das durften sie ohne Prätension.
Keine Frage: es steckt Physiognomie in der
kleinen Kollektion, denn so verschiedenartig
auch Gegenstände und Motive sind — Figuren-
bild, Porträt und Landschaft sind gleichmässig
vertreten —, so bestimmt ist überall ein
gemeinschaftlicher Zug ausgeprägt: ein stark
illustratives Element ist all den schönen
Sachen gemeinsam und für die ganze Gruppe
ungemein charakteristisch. Das spricht sich
mit solcher Deutlichkeit aus, dass man ver-
sucht sein könnte, die mannigfaltigen hetero-
genen Einflüsse, die sich in der modernen
Illustration, in der Buch- und Zeitschriften-
Ausstattung überhaupt kreuzen, auch hier in

(Nachdruck verboten)

den Bildern wieder aufzuspüren und nach-
zuweisen. Wie der buntgefiederte, lustige
Plakatstil und die vornehm gedämpfte, seriöse
Dekorationsweise des modernen Wohn-
raums sich in der illustrativen Ausstattung
unserer Zeitschriften, in Umschlag- und Titel-
blattzeichnungen namentlich, fortwährend ab-
löst, so stehen sich hier etwa Eichler's kühne
Farbenpotpourris und die zurückhaltende,
monochrome Malerei eines Erler gegenüber,
während man beispielsweise in Georgi's land-
schaftlichen Kompositionen den dekorativ-
schmückenden Zug wieder trifft, ohne eine
gewisse fernwirkende Leuchtkraft der Farbe
zu vermissen.

Erler hat ein chikes Damenporträt zur
Ausstellung der Gruppe beigesteuert, und es
ist nicht ohne Interesse zu bemerken, wie
der auf kunstgewerblichem Gebiet mit so viel
Anerkennung thätige Künstler nicht allein
frei erfundene Figurenkomposition, wie sein
dekoratives Gemälde „Hagen und die Königs-
kinder" (s. S. 81), sondern selbst das Por-
trät seinem besonderen Zwecke dienstbar
macht, indem er es in erster Linie als Flächen-

de Kunst für Alle XV. 3. 1. November 1899.

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