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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Schumann, Paul: Öffentliche Kunstsammlungen in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0270

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-*-£^> ÖFFENTLICHE KUNSTSAMMLUNGEN IN DEUTSCHLAND -CÖ^

für Strassburg und Magdeburg einen an- zweiten Stadt Deutschlands sind die Bürger
sehnlichen Grundstock guter alter Bilder zu- so opferfreudig wie gerade in Leipzig". Der
sammenzubringen. Man weiss, wie schwer Zusammenschluss privater Gönner und Kunst-
das in unseren Tagen ist, da die Anforde- freunde hat ferner günstige Erfolge gehabt
rungen an die Güte alter Bilder und auch in Köln, wo u. a. für das unter Aldenhoven
die Preise für solche gewaltig gestiegen sind. neu erblühende Wallraf-Richartz-Museum ein
Aber auch Bodes Kunst, eine Sammlung mit Meisterwerk von Murillo auf diesem Wege
künstlerischem Feinsinn aufzustellen, wird erworben worden ist, in Krefeld, wo der
man nicht gering anschlagen, kaum eine Museums-Verein ein aufblühendes Museum
andere Sammlung wirkt in ihrer feinen, künst- geschaffen und diesem u. a. eine Sammlung
lerischen Anordnung so anregend wie das von Renaissancebildwerken im Werte von
Renaissance-Museum in Berlin. 70000 Mk. geschenkt hat, in Magdeburg, wo

Dass die Thätigkeit eines Museumsleiters 1893 ortsansässige Stifter durch Aufbringung
sich nicht bloss auf die Arbeit im Museum von Hunderttausenden ein ansehnliches Kunst-
selbst beschränken soll, sondern durch das museum wie mit einem Schlage geschaffen
Heranziehen von Kunstfreunden und Kunst- haben, und endlich in Nürnberg, dessen Ger-
sammlern mindestens ebensoviel Gutes stiften manisches Nationalmuseum, eine Sammlung
kann, dafür bietet wiederum Bode selbst das ersten Ranges, das bekanntlich durch eine
beredteste Beispiel. Der Kaiser Friedrich- andauernde und organisierte Anspannung zahl-
Museum-Verein, den Bode gegründet hat, reicher vereinter Kräfte vermehrt und ver-
steht jetzt im vierten Jahre; er hat ein Ver- waltet wird.

mögen von 250000 M. und jährliche Ein- Die Verbindung der Museen mit den Kunst-
nahmen von 24000 M. Die Erwerbungen vereinen hält Bode mit Recht für unheilvoll,
aus den Vereinsmitteln und aus den Ge- Im Leipziger Museum leidet die umfangreiche
schenken seiner Mitglieder, die fast nur Galerie moderner Meister an einem Uebel-
hervorragende Stücke darstellen, haben be- stände, der ähnlich auch für die Berliner
reits jetzt einen Wert von mehr als 200000 M. Nationalgalerie gilt: es fliesst ihr durch die
Die kunstgeschichtliche Gesell-
schaft in Berlin mit ihren regel-
mässigen Zeitausstellungen, die
Gesellschaft zur Unterstützung
des Völker-Museums und die
beiden Orientvereine sind weitere
Belege dafür, wie man es in
Berlin verstanden hat, eine glück-
liche Wechselwirkung zwischen
Museums - Verwaltungen und
Kunstfreunden herzustellen. Diese
Zusammenarbeit auf dem Gebiete
der Kunst, die Bode mit Recht
als eine der erfreulichsten Er-
scheinungen im öffentlichen Leben
Berlins bezeichnet, findet sich
auch in Hamburg, wo Brinckmann
und Lichtwark es verstanden
haben, die Propaganda für ihre
Museen zu einer national-ham-
burgischen Sache zu machen.
Für Leipzig, von dessen städti-
schem Museum Bode nur wenig
Gutes zu melden weiss, erhofft er
von Graul, dem Leiter des Grassi-
Museums das beste für die Zu-
kunft: „hier wird der rechte
Mann am rechten Platze in kurzer
Zeit gesundes Leben und Begeiste-
rung auch in das Kunstsammeln
bringen; denn kaum in einer konrad starke dei.

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