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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes
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VON AUSSTELLUNGEN — VERMISCHTES <^=^

bilder und Pastelle, vor allem Originalradierungen,
-Holzschnitte und -Lithographien, Plakate, Exlibris
und Buchschmuck aller Art fand man vereinigt.
Der kaum dreissigjährige Künstler, ein Prager deut-
scher Abkunft, offenbart sich darin als ein durchaus
origineller Moderner, frei von allen Uebertreibungen,
voll schärfster Naturbeobachtung und als vollendeter
Techniker. Namentlich seine graphischen Werke,
die ja schon wiederholt allerorten Anerkennung ge-
funden, aber auch seine Pastelle aus England und
Holland erregten lebhafte Bewunderung. Orlik ist
unstreitig von den jungen Oesterreichern einer der
begabtesten und fleissigsten. Mit welch feinem Ge-
schmack und Humor er auf dem Gebiete der Buch-
ausstattung thätig ist, bewies auch der reich-
geschmückte Katalog. Die Ausstellung, bei deren
Einrichtung dem Künstler vollkommen freie Hand
gelassen wurde, war ein neuerliches erfreuliches
Zeichen für den Ernst, mit welchem das Mährische
Gewerbe-Museum seiner Aufgabe gerecht wird, l44']
= MÜNCHEN. Der Maler August Brandes,
welcher seit einigen Jahren eine Privatschule für
Dekorationsmalerei leitet, hatte im Beginne des April
in seinen Ateliers (Louisenstrasse 17) eine Aus-
stellung von Schüler-Arbeiten des letzten Semesters
veranstaltet, die gewiss Beachtung verdiente und
für die Bestrebungen dieses auf dem Gebiete des
Fach- wie Privatschulwesens eigenartigen Institutes
ein sehr empfehlenswertes Zeugnis ablegte. Das
gesunde Prinzip des Unterrichts, dem Schüler nicht
nur die handwerklich technische Fertigkeit und
die sichere Bewältigung des Materials zu vermitteln,
sondern in ihm auch selbständige Naturanschau-
ung und eigenes Gestaltungsvermögen heranzu-
bilden, ihn also, kurz gesagt, zum freien Kunst-
handwerker zu erziehen, trat in den ausgestellten
Arbeiten aufs glücklichste zu Tage. Abgesehen
aber von diesen erfreulichen Resultaten verdienen
die Bestrebungen der Anstalt auch schon um
deswillen bekannt zu werden, als durch sie gewiss
manche Kraft, die sich, um es offen zu sagen, auf
dem Gebiet der Bildermalerei erfolglos müht und
quält, auf des Handwerks immer noch goldenen
Boden hinübergeleitet und so auf eine materiell
vielleicht bescheidene aber gesunde Basis gestellt
werden kann.

VERMISCHTES

= MÜNCHEN. Der Finanzausschuss des Baye-
rischen Landtags hat in der Beratung des Kultus-
etats die sachlichen Ausgaben für die Gemälde-
Galerien nach dem Antrag des Ministers von Land-
mann um 1200 M. erhöht, die dazu dienen sollen,
dass die Besuchszeit in der neuen Pinakothek in
den Sommermonaten bis 4 Uhr ausgedehnt werden
kann. Die beim Etat des > Kupferstich- und Hand-
zeichnungskabinetts< für Neuerwerbungen mehr ver-
langten 11500 M. wurden ebenfalls bewilligt. Für
die Errichtung eines Museums von Gips-Abgüssen
aus der christlichen Zeit waren im ordentlichen
Etat 15000 M., im ausserordentlichen 60000 M. vor-
gesehen, wozu noch ein Postulat von zusammen
477857 M. (342857 M. als Entschädigung der kgl.
Zivilliste für die Ueberlassung des Gebäudes,
135000 M. Adaptierungskosten) im Finanzgesetz-
Entwurf zur Errichtung dieses Museums im Ge-
bäude des alten National-Museums kommt. Die für
die Ueberlassung des Gebäudes zu zahlende Summe
wurde bewilligt, die Forderungen für die Adaptie-
rung und die Errichtung des Museums wurden zur
nochmaligen Beratung zurückgestellt. Ebenso auch
die einschlägige Petition der Münchener Künstler-

genossenschaft um Adaptierung des ihr im alten
Nationalmuseum eingeräumten Teiles zu Ausstel-
lungszwecken (150000 M.). Hinsichtlich der Ueber-
lassung der fraglichen Räume an die Genossenschaft
erklärte der Kultusminister, dass sie nur in wider-
ruflicher Weise erfolgt sei. — In einer „Denkschrift"
(Verlag von R. Oldenbourgl macht der »Bayerische
Kunstgewerbeverein-, der im Jahre 1902 das Jubi-
läum seines fünfzigjährigen Bestehens mit einer
grossen, kunstgewerblichen Ausstellung zu begehen
gedenkt, Propaganda für eine massive Bebauung
der Kohleninsel. Die in zwei Trakten vorgesehenen
Baulichkeiten sollen in der einen Gruppe gewerb-
lichen Zwecken (Ausstellungsräume, Gewerbe-Mu-
seum, Fachschulen, Innungs- und Genossenschafts-
häuserl bestimmt sein, in der anderen ein Stadthaus
mit seinen Anlagen umfassen, wie es für München
schon seit langem erstrebt wird. Käme das Projekt
nach den bereits vorliegenden reizvollen Plänen
Theodor Fischer's (auf die des näheren einzugehen
es uns z. Z. an Raum fehlt), in der That zur Aus-
führung, so würde dadurch allerdings die >Kohlen-
inseh, dieses Schmerzenskind für die Stadtverschöne-
rung, zu einem ^harmonischen und bei aller Schlicht-
heit imposanten Stadt-Idyll« umgeschaffen werden.

= BERLIN. Professor Hubert von Herkomer
erklärt die in einem französischen Journal erschie-
nene Behauptung, dass auf der internationalen
Kunstausstellung zu London in diesem Jahre Werke
deutscher Künstler wegen der in Deutschland
herrschenden Sympathien für die Buren nicht zu-
gelassen werden, als nicht nur nicht möglich, sondern
im höchsten Grade lächerlich:. Nach einer Er-
klärung Sir Edwards Poynter's, des Präsidenten der
iRoyal-Academy , habe diese >mit einem solchen
Vorgehen nichts zu thun, noch würde sie je daran
denken, eine solch kindische und verächtliche Ab-
sicht in Betracht zu ziehen, am allerwenigsten einer
Nation gegenüber, mit der wir meines Wissens und
meiner Ueberzeugung nach die besten Beziehungen
unterhalten . Die von französischer Seite verbreitete
Behauptung dürfte derziemlich obskuren Ausstellung
im Londoner Krystallpalast gelten, für die allerdings,
wie wir uns zu erinnern glauben, deren deutscher
Repräsentant, Mr. Lewis in Düsseldorf, ein Rund-
schreiben in dem Eingangs dieses gekennzeichneten
Sinne versandte. — Von der vor nicht langer Zeit
im Zoologischen Garten gefallenen Löwin sind im
Interesse von Künstlern und Kunstschulen durch die
Formerei des Kunstgewerbe-Museums Abformungen
der zu diesem Zweck präparierten Muskulaturen von
Vorderpranke, Schulterblatt und Hinterpranke vorge-
nommen worden. Die Abgüsse dieser Stücke sind
fortan von der Formerei der Königlichen Museen zu
Charlottenburg käuflich zu beziehen. — Die von
Max Klinger zu einigen Brahmsschen Komposi-
tionen gezeichneten Titelblätter werden von der
Verlagshandlung (N. Simrock in Berlin) von jetzt ab
auch einzeln zum Preise von 8 M. abgegeben.

= DARMSTADT. Am 24. März ist in Anwesen-
heit des Grossherzogs der Grundstein für das
Künstlerhaus auf der Mathildenhöhe gelegt worden.

= Kunstauktionen: J. M. Heberle (H. Lempertz
Söhne) in Köln versteigert am 23. April die Samm-
lung erster moderner Meister des Herrn O. H. Claass
in Königsberg; Rudolph Lepke in Berlin am 30. April
die Sammlung alter Meister des verstorbenen Kauf-
manns Berthold Zacharias zu Berlin; H. G. Gutekunst
in Stuttgart am 14. und 15. Mai die berühmte Dürer-
Sammlung des verstorbenen Herrn H. A. Cornill-d'Or-
ville in Frankfurt a. M., sowie an den beiden nächst-
folgenden Tagen eine wertvolle Sammlung graphischer
Blätter altdeutscher und altitalienischer Meister.

Redaktionsschluss: 14. April 1900. Ausgabe: 21. April 1900.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz.
Verlagsanstalt F. Bruckmann a.-g. in München, Nymphenburgerstr. 86. — Bruckmann'sche Kunst- und Buchdruckerei in München.
 
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