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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Kunstlitteratur - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0423

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«*-Ss£> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <&s-^

Paul Cassirer giebt es eine Kollektiv-Ausstellung Katalog enthält eine von Wilhelm Werckmeister
von Werken des Grafen Leopold von Kalck- verfasste, die präraphaelitische Bewegung in England
reuth. Es sind keine neuen Bilder darunter. Man und das Wesen der Kunst von Burne-Jones charakte-
hat die ausgestellten schon sämtlich hier oder in risierende hübsche Einleitung und ein beschreibendes
München gesehen. Sie sind inzwischen wahrlich Verzeichnis der reproduzierten und ausgestellten
nicht schlechter geworden, aber man hat jetzt das Werke, in dem man leider chronologische Angaben
Gefühl, dass der Künstler sich bedenklich im Format vermissen muss. I465!
vergriffen hat. Wer soll diese Riesenbilder kaufen ? E. GRAZ. Nach langen Kämpfen innerhalb des

Sie wären unerträglich, wenn Kalckreuth nicht soviel Steiermärkischen Kunstvereins haben die Anhänger
Gefühl in seine fast überlebensgrossen Gestalten der nach modernen künstlerischen Grundsätzen ver-
hineingelegt, in diese Bäuerin, die gesegneten Leibes, anstalteten Ausstellungen die Oberhand gewonnen
niedergedrückt von der Gewitterschwüle des Som- und die erste, wirklich vollwertige Kunstausstellung
mertages, an einem reifen Kornfeld vorübergeht; in Graz zustande gebracht. Diese Ausstellung ist
in dieses dörfliche Liebespaar, er, der Knecht auf von Mitte März bis Ende April ds. Js. zugänglich
einem seiner im Stehen schlafenden Gäule sitzend, gewesen und erfreute sich eines so guten Besuches,
sie, die Magd, nur mit Hemd und Rock bekleidet, wie er seit etwa zwanzig Jahren (seit einer Aus-
schwatzend vor ihm in der heissen Nachmittagssonne; Stellung von Werken Hans Makarts) in keiner
in diese iAehrenleserin;, die träumerisch in die Grazer Kunstausstellung mehr zu verzeichnen war.
Abendglut blickt. Und es ist Stil in diesen Bildern, Auch sind durch die eingeflossenen Eintrittsgelder
Monumentalstil, so dass man nicht begreift, wie die Kosten der Ausstellung gedeckt worden, während
Kalckreuth auf den Einfall kommen konnte, in alle vorhergehenden Ausstellungen in der Regel
einigen seiner letzten Bilder einen künstlichen Stil namhafte Fehlbeträge aufzuweisen hatten. Dieser
zu erstreben, wofür hier eine betrübte »Alte« und äussere Erfolg ist um so bemerkenswerter, als
ein >Gänsejunge< Zeugnis ablegen. Malerisch am keinerlei Sensationsbild zur Ausstellung gelangte,
feinsten wirken übrigens die älteren Werke, der alte ja nicht einmal ein einziges gegenständlich wirken-
kranke Fischer, der nicht mehr mit-
kann, und wehmütig der ausziehenden
Fischerflottille nachsieht, und das
>Schloss Klein-Oels< darstellende Bild
mit der Schlossfront rechts und der
Lindenallee in der Mitte. Wie vornehm
das graue Licht auf dem einen, wie
heiter Sonne und Grün auf dem andern
Bilde! Bei den Bildnissen des Malers
macht sich eine gewisse Nüchternheit
der Auffassung bemerkbar, auch fehlt
der Farbe ein wenig der Reiz. Gelegent-
lich aber finden sich auch unter den
Porträts frische, unmittelbar wirkende
Leistungen, wie das Bild des kleinen,
in seinem Stühlchen sitzenden, rotge-
kleideten, blondköpfigen >Mucki«. Hier
ist der Ausdruck nicht weniger ge-
lungen, als die Malerei. — Die Photo-
graphische Gesellschaft hat in ihrem
eleganten Lokal an der Stechbahn eine
Burne-Jones- Ausstellung veranstaltet,
deren Mittelpunkt das von ihr heraus-
gegebene, neunzig Photogravüren in
grossem Format umfassende Burne-
Jones-Werk bildet, die ferner einige
Handzeichnungen des Meisters und
drei nach seinen Entwürfen von
Morris & Co. gewebte Gobelins enthält.
Es ist wohl das erste Mal, dass das
Lebenswerk eines englischen Künst-
lers im Zusammenhange von einer
deutschen Firma reproduziert worden
ist; es erscheint indessen einigermassen
fraglich, ob sich in Deutschland viele
Liebhaber finden, die geneigt sind,
1000 Mark für die Sammlung — ein-
zelne Blätter werden nicht abgegeben
— zu opfern. Jedenfalls ist die Aus-
stellung äusserst interessant; denn sie
gewährt einen nahezu > vollkommenen
Ueberblick über die malerischen Schöpf-
ungen des berühmten Engländers. Von
den wichtigen Werken fehlt keines,
und wer die Londoner Burne-Jones-
Ausstellung nicht gesehen, kann vieles
ihm unbekannt gebliebene hier finden.

Der sehr geschmackvoll ausgestattete hans looschen ave Maria

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