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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Kunstlitteratur - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0424

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-*-s^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <öä-s-

conrad lessin'g «müggendorf in der

fränkischen schweiz

des Figurenbild, wie es das künstlerisch ungeschulte
Publikum im allgemeinen zu sehen liebt, vorgeführt
wurde. Das für hiesige Verhältnisse überraschende
Gelingen ist sonach wesentlich auf Rechnung der
harmonischen und edlen Gesamtwirkung zu setzen.
Das Programm der Ausstellung war in der Weise
umschrieben worden, dass wesentlich Dachauer Land-
schaftsbilder und moderne Zeichenkunst gezeigt
werden sollten; überdies, soweit zur edlen Glie-
derung und Schmückung der Räume wünschenswert,
Plastik und Nutzkunst. Von den Dachauern be-
teiligten sich die Gruppe Dill's mit einer Anzahl
wunderbar fein gestimmter Arbeiten, grösstenteils
in Tempera. Dill selbst war durch zwölf Bilder
vertreten (»Sommerabendc Nebel im Moor^' -Lehm-
ufer an der Ampere usw.), c ie in unendlicher Mannig-
faltigkeit die zartesten, kühlen und warmen Töne
gegeneinander spielen Messen. Adolf Hölzel
brachte seine düsteren und doch so wohlthuend
wirkenden abendlichen und nächtlichen Landschaften
und die ausdrucksvollen Gestalten der >Blinden i
und des = Wilderers<; Alfred v. Schrötter sein
ausserordentlich wohlthuend wirkendes Oelbild »Hir-
tini, prächtige, landschaftliche Kohlenzeichnungen,
ein paar Stallinterieurs usw. Die Münchener Maler-
vereinigung »Schollec war durch treffliche, zum
Teil ausnehmend dekorativ wirkende, farbige Zeich-
nungen vertreten, insbesondere Walther Georgi
durch eine Reihe ansprechender Blätter, überdies
Münzer, PCttner, Eichler, Berchtold und
Feldbauer. Auch Putz, dessen Meraner Land-
schaften allgemein Beifall fanden, beteiligte sich,
ebenso Reznicek mit einigen chicen Blättern und
Walter Caspari mit flotten, aus dem Simpli-
cissimus< bekannten Zeichnungen. Etwa fünfzig
Originalblätter der ; Jugend'- trugen dazu bei, eine

Vorstellung von der Art zu geben, wie gewisse
Gruppen moderner Zeichner ihre Aufgabe fassen.
Unter den Plastikern fiel neben einer Arbeit von
Meunier und >der Tänzerin- von Stuck besonders
der junge, begabte Spanier Nemesio de Mogro-
bejo auf, der eine Zeitlang in Graz gelebt hatte.
Er war durch etwa zwanzig Arbeiten vertreten, die
seine oft bizarre und übertreibende Phantasie, aber
auch ein seltenes plastisches Gefühl und ein ge-
wisses Geschick im Zusammenfassen der Formen
erkennen Hessen. Unter den zahlreichen Gegen-
ständen der Nutzkunst sei ein von den Grazer
Damen Emilie Andre und Marie v. Baselli
entworfener und von Frl. Andre in norwegischer
Technik gewebter Teppich ( = Mohn und Akazien^
hervorgehoben, der den besten Scherrebeker Ge-
weben an die Seite gestellt werden kann. Die
Schaffung der Räume, die mit Anlehnung an die
durch die Wiener Secession gegebenen Vorbilder
durchgeführt wurde, war ein Werk des hoch-
begabten Architekten Leopold Cerny. So ist
denn auch Graz mit dieser Ausstellung in die Reihen
jener Städte eingetreten, welche durch die mächtige
deutsche Kunstbewegung aus dem Schlaf geweckt
wurden. Der Kunstverein gedenkt auf dem einge-
schlagenen Wege fortzuschreiten und statt der früher
hier üblichen bunt zusammengewürfelten Bilder-
magazine auch in Zukunft kleinere aber gewählte
Specialausstellungen von einzelnen Künstlern oder
eingeladenen Künstlergruppen in jeweilig dazu ge-
stimmten Räumen vorzuführen. Nur auf diese
Weise empfängt das Publikum einen dauernden
künstlerischen Eindruck, nur auf diese Weise kommt
das Gute wirklich zur Geltung, ohne durch die
Nachbarschaft einer Masse minderwertiger Ware
in seiner Wirkung beeinträchtigt zu werden. 1460J

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