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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Rosenhagen, Hans: Die grosse Berliner Kunstausstellung 1900
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0444

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-*4sg> GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG -CSs^

ganz lehrreich ist. So giebt es dieses Mal fran-
zösische, belgische, schwedische und dänische
Säle in der Ausstellung, und ein Ausländer —
der holländische Amerikaner Gari Melchers
— hat sogar einen Saal für eine Sonder-Aus-
stellung erhalten. Sonder-Ausstellungen haben
ferner Eugen Bracht (von dem an anderer
Stelle d. Heftes auch die Rede ist), Oswald
Achenbach, Hugo-Vogel, leider aber auch
der völlig entgleiste Gustav Eberlein, der
ganz unfähige Isaiael Gentz und die etwas
indifferenten Landschafter Paul Vorgang und
Josef Ruaiaielspacher.

Wenn man auch mit Fug und Recht be-
haupten kann, dass die Ausstellung weit
besser ist, als in den letzten Jahren, so lässt
sich ihr doch auch wieder keine recht ein-
dringliche Wirkung nachrühmen. Sie ist reich-
haltig, abwechslungsvoll und bis zu einem ge-
wissen Grade anregend, aber sie löst mit ihrem
Inhalt keine stärkeren Empfindungen aus. Es
giebt in der ganzen Ausstellung kein Werk,
das nach irgend einer Richtung einen Schritt
nach vorwärts bedeutete, keins, das nach
irgend einer Seite die Meinungen in heftige

Bewegung brächte. Die Berliner wirken im
ganzen langweilig, die Münchner sogar aus-
gesprochen schlecht hoffentlich verbessert
die noch ausstehende Kollektion der Luitpold-
gruppe diesen Eindruck ein wenig — und die
Düsseldorfer massig. Bleiben also eigentlich
nur noch die Fremden als Retter in der Not,
und auch sie haben sich nicht besonders
angestrengt. Eine erfreuliche Abnahme hat
der gemalte Patriotismus erfahren, wirkliche
Sünden in dieser Richtung haben fast nur
der Düsseldorfer Klein-Chevalier, der einen
„Besuch des Kaisers in der Essener Stadtver-
ordneten-Versammlung" unglaublich schlecht
gemalt hat, und William Pape begangen,
von dem eine „Einsegnung der kaiserlichen
Prinzen" herrührt. In der Skulpturen-Ab-
teilung weiss man sich allerdings vor patrio-
tischen Denkmälern nicht zu lassen, aber
diese Sachen haben ja schliesslich einen be-
stimmten Zweck und zuweilen selbst Quali-
täten. Ueber das ungünstige Aussehen des
Ehrensaals wundert man sich nicht mehr.
Dieses Mal hat man ihn sogar als Raum ge-
schädigt, indem man vier riesige, für das

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