-*-4£> GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG
ROBERT HAU G KAMPF IM KORNFELD
Grosse Berliner Kunstausstellung
so ehrwürdiges Alter, dass man sie irgend- den beiden Ländern! Die Schweden frisch,
wann irgendwo schon einmal gesehen hat. derb und auf den ersten Bück frappierend,
Dazu gehören die verschiedenen Werke von die Dänen ruhig, bescheiden und intim. Diese
Geröme, Benjamin-Constant, Lefebvre suchen mit ihren Werken das Herz des Be-
und Fantin-Latour. Die von jüngeren Schauers, jene wollen durch Ueberraschungen
Künstlern herrührenden bieten ebenfalls wirken. Daher gewinnen die Dänen bei näherer
wenig Aufregendes. „Eine Dame in Rot" von Bekanntschaft, während bei den Schweden
Aaian-Jean, ein Frauenbildnis von Besnard, vieles auf die Dauer nicht standhält. Am
eine Zeichnung von Detaille, Landschaften meisten Interesse in den beiden Sälen der
von Guignard, Billotte, Pointelin, Har- Dänen erregt die von Vilhelm Ham.uershöj
pignies, Cottet und Arbeiten von Maxence, ausgestellte Kollektion, die Bildnisse, Land-
Rosset-Granger, Vollon stellen die Höhe schaffen und Interieurs enthält. Ein feines,
der vorhandenen besseren Leistungen vor. mildes, nebelhaftes Grau beherrscht die Bilder
Recht gut sind die Belgier, wenigstens sind dieses Künstlers, das keine harten Linien auf-
die charaktervolleren Erscheinungen unter kommen lässt und alles Farbige dämpft, zu-
ihnen — Courtens, Verheyden, van Stry- gleich aber eine eigentümliche Lebendigkeit
donck, Le Mayeur, Dierckx und der mit giebt. Augen leuchten in diesem Grau, Hände
einer grösseren, ein paar ausgezeichnete bewegen sich nervös, Blätter zittern und Töne
Bildnisse enthaltenden Kollektion erschienene schwingen leise und wehmütig. Man sieht
E.mile Wauters — achtbar vertreten. Ein für weisse Thüren, die im nächsten Moment sich
Berlin neuer Künstler ist Carl Jacoby, öffnen werden, wunderbare Louis XVI. — und
der in vier Bildern einen in das holländische Empire-Interieurs, durch die der Duft der
Fischerleben übertragenen „Verlorenen Sohn" Vergangenheit zieht. Eine feine, spirituelle,
ausstellt und in diesem Werk viel gute ganz Empfindung gewordene Kunst. Peter
Menschenbeobachtung und eine nicht unbe- Ilsted lässt mit seinen Genrebildchen an den
deutende malerische Begabung zeigt. Von Delfter Vermeer denken. Da sind der feine
holländischen Malern fallen Mesdag und Johansen, der intime Achen, der gesund
Blommers durch schöne Werke auf. derbe und doch vornehme Paulsen; da ist
Den eigentlichen Schwerpunkt aber hat die Michael Ancher, der noch immer seine
Ausstellung in den Sälen der Dänen und Fischer malt; da sind die frischen Landschafter
Schweden. Welche gegensätzliche Kunst in Pedersen, Mols und Therkildsen. — Bei
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ROBERT HAU G KAMPF IM KORNFELD
Grosse Berliner Kunstausstellung
so ehrwürdiges Alter, dass man sie irgend- den beiden Ländern! Die Schweden frisch,
wann irgendwo schon einmal gesehen hat. derb und auf den ersten Bück frappierend,
Dazu gehören die verschiedenen Werke von die Dänen ruhig, bescheiden und intim. Diese
Geröme, Benjamin-Constant, Lefebvre suchen mit ihren Werken das Herz des Be-
und Fantin-Latour. Die von jüngeren Schauers, jene wollen durch Ueberraschungen
Künstlern herrührenden bieten ebenfalls wirken. Daher gewinnen die Dänen bei näherer
wenig Aufregendes. „Eine Dame in Rot" von Bekanntschaft, während bei den Schweden
Aaian-Jean, ein Frauenbildnis von Besnard, vieles auf die Dauer nicht standhält. Am
eine Zeichnung von Detaille, Landschaften meisten Interesse in den beiden Sälen der
von Guignard, Billotte, Pointelin, Har- Dänen erregt die von Vilhelm Ham.uershöj
pignies, Cottet und Arbeiten von Maxence, ausgestellte Kollektion, die Bildnisse, Land-
Rosset-Granger, Vollon stellen die Höhe schaffen und Interieurs enthält. Ein feines,
der vorhandenen besseren Leistungen vor. mildes, nebelhaftes Grau beherrscht die Bilder
Recht gut sind die Belgier, wenigstens sind dieses Künstlers, das keine harten Linien auf-
die charaktervolleren Erscheinungen unter kommen lässt und alles Farbige dämpft, zu-
ihnen — Courtens, Verheyden, van Stry- gleich aber eine eigentümliche Lebendigkeit
donck, Le Mayeur, Dierckx und der mit giebt. Augen leuchten in diesem Grau, Hände
einer grösseren, ein paar ausgezeichnete bewegen sich nervös, Blätter zittern und Töne
Bildnisse enthaltenden Kollektion erschienene schwingen leise und wehmütig. Man sieht
E.mile Wauters — achtbar vertreten. Ein für weisse Thüren, die im nächsten Moment sich
Berlin neuer Künstler ist Carl Jacoby, öffnen werden, wunderbare Louis XVI. — und
der in vier Bildern einen in das holländische Empire-Interieurs, durch die der Duft der
Fischerleben übertragenen „Verlorenen Sohn" Vergangenheit zieht. Eine feine, spirituelle,
ausstellt und in diesem Werk viel gute ganz Empfindung gewordene Kunst. Peter
Menschenbeobachtung und eine nicht unbe- Ilsted lässt mit seinen Genrebildchen an den
deutende malerische Begabung zeigt. Von Delfter Vermeer denken. Da sind der feine
holländischen Malern fallen Mesdag und Johansen, der intime Achen, der gesund
Blommers durch schöne Werke auf. derbe und doch vornehme Paulsen; da ist
Den eigentlichen Schwerpunkt aber hat die Michael Ancher, der noch immer seine
Ausstellung in den Sälen der Dänen und Fischer malt; da sind die frischen Landschafter
Schweden. Welche gegensätzliche Kunst in Pedersen, Mols und Therkildsen. — Bei
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