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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Lichtwark, Alfred: Deutsche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0461

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-b-5^> DEUTSCHE KUNST -C^£=^

eigenartige Weiterentwicke-
lung der übernommenen Ge-
danken.

Es versteht sich von selbst,
dass die Fürsten die Akade-
mien in ihren Residenzen
gründeten und nicht etwa in
den Bürgerstädten, in denen
das nationale Leben der
vorhergehenden Epoche ge-
gipfelt hatte. Diese Resi-
denzen waren noch zur Re-
formationszeit meist kleine
oder doch schwach ent-
wickelte Landstädtchen ge-
wesen, die an Bedeutung un-
endlich tief unter dengrossen
Bürgerstädten standen. Sie
waren künstliche Gründun-
gen, die jahrhundertelang nur
durch den Fürsten und seinen
Hof lebten. Ihr Strassennetz
wurde mit Absicht auf Re- fern, khnopff aus fosset. .Dämmerung-

Präsentation angelegt, die

Häuser in den neuen Stadtteilen dienten nicht Bürgerstädte begannen aus langem Schlafe
dem Bedürfnis ihrer Bewohner, sondern der zu erwachen und in der zweiten Hälfte des
Dekoration der „Haupt- und Residenzstadt". Jahrhunderts hatten sie wiederum die meisten
Diese Verhältnisse muss man im Auge be- Residenzen an ökonomischer Macht weit über-
halten, wenn man die eigenartige Lage der holt, mit alleiniger Ausnahme Berlins. Neben
deutschen Kunst im neunzehnten Jahrhundert den alten Bürgerstädten Nürnberg, Augsburg,
verstehen will. Frankfurt, Cöln, Leipzig, Hamburg, Bremen

Nach den Kriegen der napoleonischen Epoche kamen die Zentren der neuen Industrie in
war mit dem Wohlstande des Bürgertums sein Sachsen und Westfalen hoch. Grosse Ver-
nationales Bewusstsein erwacht. Die alten mögen und ein hoher Stand mittlerer Wohl-
habenheit sammelten sich an
Orten, in denen die alteinge-
sessene künstlerische Schaf-
enskraft eingeschlafen oder
neue nicht erwacht war.

Unterdes war überall der
moderne Staat an die Stelle
des absoluten Fürstentums
getreten, dessen sämtliche
Funktionen er übernommen
hatte und dessen Einrich-
tungen er im wesentlichen
unverändert bestehen Hess,
indem er fortführte und aus-
baute, was die Fürsten be-
gonnen hatten.

Auch die Akademien wur-
den Staatsinstitute, und es
wurden sogar noch einzelne
im Sinne der bestehenden
neu gegründet.

Die Akademien lagen an
den Orten, wo der Fürst des
fern, khnopff . aus fosset. .Staubregen' absolutistischen Zeitalters

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