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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen – Denkmäler - Kunstlitteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0497

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DER BERLINER SECESSION <2£ä^

= MÜNCHEN. In der am 15. Juni abgehaltenen
ausserordentlichen Generalversammlung der Künst-
lergenossenschaft teilte der Leiter derselben, Prof.
Hans Petersen mit, dass die Entscheidung hin-
sichtlich der Ueberlassung von Ausstellungsräumen
im alten Nationalmuseum von Seiten der Kammer
und des Staates in einigen Wochen herbeigeführt
werden dürfte. Beschlossen wurde, das Haus Luitpold-
strasse 3 um den dafür gebotenen Preis zu verkaufen.
Auch über die nächstjährigeVIII.Grosseinternationale
Kunstausstellung zu München, die sich zu Ehren des
achtzigsten Geburtstages des Prinzregenten besonders
glanzvoll gestallten dürfte, wurden Beschlüsse gefasst.
Die Vorstände der Münchener Künstler-Genossen-
schaft und der Secession haben schon seit einiger
Zeit Vorverhandlungen gepflogen und über eine ge-
meinschaftliche Veranstaltung dieser Ausstellung
völlige Einigung erzielt. Die Generalversammlung
billigte durchaus die getroffenen Vereinbarungen,
die im wesentlichen mit denen der letzten Inter-
nationalen Ausstellung vom Jahre 1897 überein-
stimmen. Die Durchführung der „achten Inter-
nationalen" ist somit, was ein Zusammengehen dieser
beiden Korporationen betrifft, vollständig gesichert.
Der Umstand, dass die Generalversammlung in
einem Hause stattfand, in dem alle in München
lebenden Künstler sich gleichberechtigt und einig
fühlen sollen, gab, wie die uns aus dem Sekretariat
der Künstlergenossenschaft gewordene Mitteilung
über die Generalversammlung besagt, zu dem viel-
seitig geäusserten Wunsche Anlass, es möchten Mittel
und Wege gefunden werden, dass die Künstlerschaft
Münchens nicht nur in diesem Hause sich einheit-
lich zusammenfinde, sondern dass auch ein völliges
und einiges Zusammengehen im Ausstellungswesen
in nicht zu langer Zeit zur Wirklichkeit werde. Als
Sympathiekundgebung für diesen Einheitsgedanken
erhoben sich sämtliche der Generalversammlung
anwohnenden Künstler von ihren Sitzen. l5i2l

tz. DÜSSELDORF. Am 17. Juni ist der Genre-
und Landschaftsmaler Theodor SchCz im Alter
von siebzig Jahren nach längerem Leiden gestorben.
Am 26. März 1830 in Thumlingen bei Freudenstadt
als Sohn eines Pfarrers geboren, wollte er sich zuerst
einem bürgerlichen Berufe widmen und arbeitete
bei einem Gerichtsnotar. Aber schon bald erkannte
Schüz seinen Beruf zur bildenden Kunst und be-
schloss, sich dieser ganz zu widmen. Er studierte
zuerst auf der Stuttgarter Kunstschule unter Prof.
Rüstige, Neher und Steinkopf. Hier entstand sein
erstes, sehr beifällig aufgenommenes Bild, »Der
Konfirmationsmorgen', in dem sich gleich seine
ganze Eigenart, die Gemütstiefe, die innige, schlichte
Empfindung offenbarte, die seine sinnigen poesie-
vollen Bilder auszeichnet. 1854 zog es ihn nach
München, wo Piloty's Stern im Aufgehen war.
Bis 1863 dauerte dieser Aufenthalt, dann machte
Schüz grössere Studienreisen in Italien und im
mittleren Deutschland, bis der Künstler 1866 seinen
ständigen Wohnsitz in Düsseldorf nahm. Hier ent-
stand nun jene lange Reihe seiner oft an Ludwig
Richter erinnernden gemütvollen Schilderungen aus
dem schwäbischen Volksleben, alle echt deutsch
empfunden und anheimelnd, und poesievolle Land-
schaften, meist idyllischer Natur, in denen figür-
liche Darstellungen in natürlicher Weise mit
dem landschaftlichen Milieu verbunden sind. Auch
als Bildnismaler hat Schüz Verdienstliches ge-
leistet. I552!

= GESTORBEN : In Paris am 17. Mai der Tier-
maler Eugene Lambert; in Köln am 1. Mai der
Bildhauer Anton Werres; in Brüssel 64 Jahre
alt der Maler Franz Binje. I?2n!

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

= MÜNCHEN. Der Glaspalast hat seine Pforten
zur heurigen Jahresausstellung am l.Juni geöffnet,
der Beginn der Ausstellung der ^Secession« fiel auf
den 6. Juni. Ueber beide Darbietungen werden wir
eingehend in unseren nächsten Heften berichten.

AA. DÜSSELDORF. Pfingstausstellung. Der
frische Zug, der seit einigen Jahren durch die
Düsseldorfer Kunst geht, hat sich nun endlich auch
auf der Pfingstausstellung des Kunstvereins geltend
gemacht, die bisher immer noch die letzte Stütze einer
gewissen, längst überlebten Richtung gewesen war.
Junge Talente riskieren nunmehr von hier aus den
ersten Schritt in die Oeffentlichkeit, und das Veteranen-
tum tritt nicht mehr so in den Vordergrund. Ein solches
junges, vielversprechendes Talent lernen wir dies-
mal in H. Angermeyer kennen, dessen kleines
Bild »Vor der Prozession« für die Zukunft Gutes
erwarten lässt. Vorläufig ist ja noch nicht alles
ganz abgeklärt. Die Bewegungen der Gestalten,
drei Mädchen aus dem Volke von verschiedenem
Alter, welche die letzte Hand an die Festtoilette
legen, sind noch etwas outriert und somit nicht
ganz verständlich, aber das Bestreben nach scharfer
Charakterisierung macht sich angenehm bemerkbar.
Die grösseren Bilder von H. Schwiering »Liebes-
frühling« und Wunderwald »Flucht nach Aegypten«
sind von früher her bekannt; auch Zinkeisens
Studie zu jHänsel und Gretel« geht auf eine frühere
wohlbekannte Arbeit zurück. Die Ausbeute der
Figurenbilder ist ohnedies auf den Düsseldorfer
Ausstellungen gering, besonders auf der Pfingstaus-
stellung und in diesem Jahre ist sie fast noch Spar-

er

ulrich hübner blick auf die

lenne estrasse
 
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