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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Kreowski, Ernst: Vom "Blitz des Pinsels", [1]: Kunstplauderei von Ernst Kreowski
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0517

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-a-S£5> VOM „BLITZ DES PINSELS" <ö=£=^

verraten, wobei aber der tiefere Gehalt in im grossen Ganzen aber doch verderblicher
die Brüche geht. Einfluss auf die Kunst und Künstler anderer
Das lässt sich schon bei Tintoretto erkennen. Länder leicht nachweisbar, die Manieriertheit
Noch deutlicher aber tritt es in den Werken und Nachahmung einerseits, das Virtuosentum
des Luca Giordano und bei den Manieristen, andererseits charakteristisch. Ich erinnere da
jenen „Meistern", die an die von Caravaggio
ihre „Handfertigkeit". [fi^^^M[^^aBSBHBjj^^B „maniera
d. h. in ihrem Jargon forte"mitihren Anacho-
„denBlitz des Pinsels", B^^^^B reten, runzeligen Alten
offenkundig-prahlerisch EfeS^fl un^ heulenden Ere-
ausspielten, zu Tage. BV BJ miten, die fürchterlich
Ihrer waren zwischen jfe- '"^f viel Kienruss hierfür
dem sechzehnten bis Bj anwendete, und an die
achtzehnten Jahrhun- B\. süssliche „maniera
dert Legion. Zwar giebt BF dolce", deren führender
es auch noch heute V jk Meister Guido Reni
solche Virtuosen des ■ nach dem Ausspruche
Pinsels; man denke nur Br ^ fl eines Italieners mit
an die hie und da in g K „grüner Seife" malte;
Theätre varietees auf- 1 endlich an Parmeggia-
tretenden „Konzert- B | nino, der in seinen un-
maler", die allerdings natürlich langgestreck-
immer seltener ge- A V Bj ten, verdrehten Hälsen
worden, ja man darf ■ die Manieriertheit auf
wohl sagen fast ganz fl Bt Jak die Spitze trieb. Wie-
verschwunden sind. Wl lg wohl nun alle diese
Dies aber wohl nur aus HL B^ ^^B gekennzeichneten Aus-
dem einfachen Grunde, Bt wüchse, von denen
weil sothane Mätzchen, B—lÄ' 3Kufl auch selbst die grössten
mögen sie auch noch 0 '^^J^SJH Bj jener Zeit sich
so sehr unter der Flagge 9 - -| nicht frei zu halten ver-
ursprünglichster Be- BP mochten, gleichzeitig
gabung zu segeln ver- fcssr'• ai^ au^ demselben Baum
suchen, angesichts des BJ i^^H c'er Kunst wucherten,
vertieften und verall- so muss doch zwischen
gemeinerten Kunstver- BT * unfruchtbarem Virtuo-
ständnisses unserer Bk.-^ M&jl sentum und künstle-
Zeit der Lächerlichkeit kflflBESP^ rischer Produktivität
anheimfallen. Dem fl~~ * streng unterschieden
Naturalismus, insoweit B \. ' 'BB werden. Aber auch
sich dessen Vertreter BT .£v 37 selbst dann, wenn man,
vom rein Stofflichen BJ." ^*K2f£.r neben dem nicht zu um-
entfernten und ihr Heil BP ^ - gehenden Reichtum an
im zolldicken pastosen .••^äip^ schöpferischen Ideen,
Auftrag der Farbe er- BBBS^^^^^a=i= L'em feuerigen Tem-
blickten, ist es nicht &KM&H^mi**u^äm perament der romani-
besser ergangen. Und sehen Rasse viel zu-
so erscheint es heut- theod. von gosen perseus gUte schreibt, bleibt

ZUtage WOhl kaum denk- Ausstellung 1900 der Münchener Secession doch sovjel handwerk-

bar, dass ein Maler mässiges leeres Vir-

zu einem Deckengemälde, abgesehen von allen tuosentum zurück, dass man ordentlich in

andern Farben, nur allein für 10000 Frcs. Staunen und Verwunderung versetzt wird. Ja,

Ultramarin brauchte, wie z. B. Francois Lemoin man ist sogar versucht, die beispiellose Lang-

zu seiner allerdings hundertundzweiundvierzig samkeit des Niederländers Gerhard Douw, der

Figuren enthaltenden Apotheose im Grossen einmal fünf Tage brauchte, bis er die Hand

Saale des Schlosses zu Versailles. einer Dame nur erst untermalt hatte und den,

Nun ist für jene hier in Betracht kommende nach eigenem Geständnis, die Ausführung

italienische Kunstepoche, deren befruchtender, eines obskuren — Besenstiels drei Tage Zeit

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