Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 50.1934-1935

DOI Artikel:
Weigelt, Hilde: Christliche Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16482#0066

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
rein katholischen Lande, das Auf-
blühen einer solchen Bewegung
weniger Schwierigkeiten und
Hemmnisse finden würde, schon
um der besonderen Art südlicher
Religiosität willen. Aber man sieht
es gerade in dieser Ausstellung,
daß es in Italien an solchen
Schwierigkeiten durchaus nicht
fehlt. Sie sind äußerer und innerer
Art. Von den äußeren zu sprechen,
würde zu weit führen, genug, daß
die Mönchskunst, die man in Rom

in zwei Sälen (sie ist juryfrei) zu Hfe-^^Ä» ■

sehen bekam — und vorwiegend
die italienische —, jenem senti-
mental - pathetischen Geschmack
folgt, der doch überwunden, aus-
gemerzt werden soll. — Die inne-
ren liegen im Problem selbst, in
der verschiedenen Auffassung und
Auslegung des Begriffes kirchli-
cher, christlicher, religiöser Kunst.
Die Kirche, die gerade in der
gegenwärtigen Ausstellung ein

odo o

gewichtiges Wort mitzusprechen J
hatte, wünschte nur — und das
mit Recht—. daß die ausgestellten
Kunstwerke, kirchlicher, ja litur-
gischer Auffassung nicht wider-
sprechen. Wenn dabei Arbeiten in
großer Zahl zurückgewiesen wur-
den, und viele gerade von beson-
ders guten itaßenischenKünstlern,
so ist man offensichtlich zu weit
gegangen. Daß der Heiligenschein
fehlt, ist noch kein Grund, ein
ablehnendes Urteil hervorzurufen,
denn äußere Zeichen begründen
nicht den kirchlichen Wert allein.
Die Frage nach dem Wesen echter
religiöser Kunst ist der schwierig-
sten eine. Die mittelalterlichen
Künstler, von deren Arbeiten, und
gerade von den besten, ein so star-
ker religiöser Zauber ausgeht,
waren sicher nicht immer jene
frommen Leute, wie sie sich eine

romantische Phantasie so gern iL«-
vorstellt. Aber sie waren einer mBESILLi^
Lebensanschauung tief verbunden. ^b^^^^^^^^^^^^^^m

in die das Kirchlich-Religiöse wie
etwas Liiverrückbares einge-
schmolzen war. Die geschlos-
sene Kraft des mittelalterlichen
Weltbildes war so groß, daß die
Künstler von ihr getragen wurden.

vergleichbar der kanonischen Lehre vom caracter bilde, das wissenschaftlich und nicht religiös unter-
indelebis der Priester; mag er menschlich und per- baut ist. So mag es kommen, daß die heutigen Aus-
sönlich unwürdig sein, so verlieren doch die Sakra- Stellungen christlicher und religiöser Kunst gerade
mente, die er spendet, nicht ihre heiligende Kraft. dort am schwächsten sind, wo die Manifestation
Diese geschlossene Kraft fehlt dem heutigen Welt- einer echten Religiosität am nötigsten ist, in Male-

Joseph Heu. Vox clamantis

Internationale Ausstellung christlicher Kunst, Rom

55
 
Annotationen